Verluste für Hamburg? Hapag-Lloyd will sich in Wilhelmshaven einkaufen
Laut einem NDR-Bericht steht die Hamburger Traditionsreederei Hapag-Lloyd kurz davor, sich in den JadeWeserPort in Wilhelmshaven einzukaufen. Das Unternehmen könnte seine aus Asien kommenden Containerschiffe dann im Tiefwasserhafen entladen – Hamburg müsste mit erheblichen Umschlagverlusten klarkommen.
Bereits im Juni hatte Hapag-Lloyd-Konzernchef Rolf Habben Jansen entsprechende Überlegungen bestätigt: „Wir prüfen das“, so seine Aussage auf einer Pressekonferenz. Die Vorteile: Die Riesenfrachter von Deutschlands größter Containerlinie könnten in Zukunft direkt zwischen Asien und Deutschland pendeln, ohne als ersten Hafen Rotterdam (Niederlande) oder Antwerpen (Belgien) anzulaufen.
Der Zeitpunkt für die Einkaufstour ist günstig: Der dänische Branchenriese Maersk will seine 30 Prozent am JadeWeserPort loswerden. Tatsächlich ist das Container-Terminal bisher nicht gerade ein Goldesel: Die Maximalauslastung von 2,7 Millionen Containern im Jahr hat das Unternehmen seit der Eröffnung 2012 noch nie erreicht. Das Bremer Institut für Seeverkehrswirtschaft und Logistik geht sogar davon aus, dass der Hafen erst in gut zehn Jahren voll ausgelastet ist.
Hapag-Lloyd und der JadeWeserPort in Wilhelmshaven
Die übrigen 70 Prozent an dem Terminal gehören Eurogate. Es wäre nicht das erste Terminal, das Hapag-Lloyd und Eurogate zusammen betreiben: Bereits 2019 stieg Hapag-Lloyd auch in Tanger (Marokko) mit ein.
Was bedeutet es, wenn Hapag-Lloyd dem Hamburger Hafen „untreu“ wird? Immerhin ist die Reederei-Allianz um das Unternehmen der wichtigste Kunde des Hafens. Wenn Hapag-Lloyd einen Liniendienst nach Wilhelmshaven verlegt, könnte das für Hamburg einen Umschlagsverlust von bis zu 250.000 Containern pro Jahr bedeuten, rechnet „Radio Jade“ vor.
Hamburgs Wirtschaftsbehörde gibt sich schmallippig: „Wir äußern uns dazu nicht. Aktuell ist das ja alles noch im spekulativen Bereich angesiedelt“, heißt es auf Nachfrage.
Das könnte Sie auch interessieren: Warum verkauft die Stadt ihre Hapag Lloyd Aktien nicht?
Hapag-Lloyd selbst bestätigt zwar, dass man sich „mit einem Engagement am JadeWeserPort in Wilhelmshaven beschäftigt“, dass der Einkauf aber bereits feststehe, wolle man noch nicht bestätigen.
Hamburg ist mit 14 Prozent an Hapag-Lloyd beteiligt
Hamburg ist mit 14 Prozent an Hapag-Lloyd beteiligt und kann eigentlich kein Interesse daran haben, dass das Unternehmen an die Nordseeküste abwandert. Dabei hätte Hamburg einst selbst in den Tiefwasserhafen einsteigen können: 2002, zehn Jahre vor der Eröffnung, versuchten Bremen und Niedersachsen, Hamburg mit ins Boot zu holen.
Vergeblich: Der damalige CDU-geführte Senat wollte sich keine Konkurrenz vor die Haustür setzen. Inzwischen hat sich die Sichtweise geändert und Götz Wiese, hafenpolitischer Sprecher der Hamburger CDU, mäkelt: „Der Senat ist im Hafen ohne Kompass unterwegs und denkt nicht über die Landesgrenzen hinaus.“
Tatsächlich werden Diskussionen um eine engere Zusammenarbeit mit Bremerhaven seit Jahren geführt, aber nicht ganz freiwillig: Weltweit schließen sich Häfen zusammen, es geht um Marktmacht.
Hafenmanager Gunther Bonz, Präsident des Unternehmensverbandes Hafen Hamburg, mahnte im Dezember 2020 in der Deutschen Verkehrszeitung: „Die Häfen bewegen sich in einem internationalen Geschäft, da kann man in Asien nicht als kleines Hamburg oder Bremen auftreten.“