Neubau in Hamburg: Der Elbtower kriegt ’nen kleinen Bruder
Die ganze Stadt spricht vom 233 Meter hohen Elbtower, der bis 2025 an den Elbbrücken entstehen soll. Doch Hamburgs dann höchstes Gebäude wird fast zeitgleich einen kleinen Bruder bekommen: Auf Finkenwerder zieht Projektentwickler Magna einen 56 Meter hohen Mini-Tower hoch – immerhin das höchste Gebäude am Südufer der Elbe.
Der Neubau wird auf dem ehemaligen Gelände der Deutschen Werft am Hein-Saß-Weg entstehen. Für den Schiffbau in der Hansestadt ein geschichtsträchtiger Grund: Reeder-Legende Albert Ballin (1857-1918) hatte die Gründung der Werft 1918 angeregt, weil er nach den Verlusten des Ersten Weltkriegs einen Boom des Schiffsbaus erwartete. Sein Ziel war es, in der neuen Großwerft billigere und rationellere Schiffe zu bauen.
Da es auf dem eigentlichen Hafengebiet keine größeren Flächen mehr gab, wich man nach Finkenwerder aus. 1921 stand die Werft. Dort arbeiteten dann 6000 Menschen.
Deutsche Werft Hamburg baute bis 1945 U-Boote
In der heraufziehenden Wirtschaftskrise hielt sich die Werft mit dem Bau von kleineren Frachtern, Fischdampfern oder Baggerschuten über Wasser. Ein Boom erfolgte dann erst 1941: Die Kriegsmarine ließ U-Boote bei der Deutschen Werft bauen.
113 Boote wurden bis 1945 im U-Bootbunker „Fink II“ fertiggestellt. Dafür setzten die Nazis Tausende Zwangsarbeiter und KZ-Häftlinge ein. Viele starben an Krankheiten oder bei Bombenangriffen.
Elbblick: Hochhaus in Hamburg-Finkenwerder geplant
Nach Kriegsende lief die Produktion schnell wieder an. Die Werftleitung setzte sich 1958 mit einem 14-stöckigen Verwaltungshochhaus ein gut sichtbares Denkmal in Finkenwerder.
Und da wären wir beim aktuellen Bauprojekt: 2017 erwarb Magna das Gebäude. Es soll jetzt abgerissen und durch den gleich hohen Mini-Tower ersetzt werden. Der architektonisch schöne Verwaltungsbau aus dem Jahr 1920 direkt am Hochhaus aber soll bleiben und saniert werden.
Hamburg: Hochhaus-Projekt auf Gelände der Deutschen Werft
Magna kann sich hier ein Café mit Elbblick vorstellen. Joachim Rieder, Geschäftsführer des am Fischmarkt ansässigen Unternehmens, verweist auf die gute Erreichbarkeit mit Hadag-Fähren.
Direkt am Tower-Standort befindet sich ein Anleger und von den Landungsbrücken ist man in nur 20 Minuten auf dem ehemaligen Werftareal. Auf dem wurde übrigens 1962 das heutige Museumsschiff „Cap San Diego“ gebaut.