Sabine Möller Bäckerei Körner
  • Sabine Möller hat 2002 den Familienbetrieb von ihrem Vater übernommen.
  • Foto: Florian Quandt

Ältester Handwerker Altonas: Hier gibt’s seit 120 Jahren Premium-Brötchen

Zwei Weltkriege haben sie überstanden. Und mit Mehl, Wasser und Salz hantieren sie hier schon in vierter Generation: 1901 wurde der Betrieb in Blankenese von ihrem Urgroßvater gegründet. Heute führt ihn Bäckermeisterin Sabine Möller, geborene Körner – und feiert morgen das 120-jährige Bestehen. Was für eine Geschichte!

Seit 1 Uhr nachts brennt in der Bäckerei Körner in der Blankeneser Landstraße das Licht. Die ersten Bäcker bereiten die Teige vor, die später zu Brötchen und Broten weiterverarbeitet werden. Jetzt, am Nachmittag, liefert ein Mann ein Dutzend Kartons mit Brotbeuteln, die zum Jubiläum gefüllt werden. Sabine Möller drückt ihm noch eine Tüte mit frischen Brötchen in die Hand.

Ältester Handwerker Altonas feiert 120-jähriges Jubiläum

14,5 Milliarden Euro Umsatz macht das deutsche Bäcker-Handwerk im Jahr. Fast 70 Prozent davon greifen die Großen ab. Backfabriken, die die Preise drücken. Für die Kleinen ist es schwer. Wenn sich punkten lässt, dann nur mit Qualität. Fertigbackmischungen? Sind dafür nix. Per Hand gebacken wird nach Rezepten des Urgroßvaters. Die Franzbrötchen sind berühmt. Und den „kleinen Max“, ein Brot, hat einst der Urgroßvater erfunden. „Für seinen Sohn, meinen Großvater.“

Sabine Möller wuchs in dem geschichtsträchtigen Haus an der Blankeneser Landstraße 13 auf. Seit ihrem 13. Lebensjahr hilft sie im Familienbetrieb aus. „Schon als Kind habe ich daran gedacht, das Geschäft zu übernehmen, nach der Schule wollte ich aber erst mal studieren“, sagt sie.

Zum fünfjährigen Jubiläum ließ sich Sabines Urgroßvater Hinrich-Martin mit seinen Kindern 1906 vor der Bäckerei Körner fotografieren. / hfr
Bäckerei Körner 1906
Zum fünfjährigen Jubiläum ließ sich Sabines Urgroßvater Hinrich-Martin mit seinen Kindern 1906 vor der Bäckerei Körner fotografieren.

Ein reiner Bürojob – das war aber doch nichts für sie. „Ich kann mich hier wunderbar vor dem Büro drücken und auch mal den Tag im Laden sein.“ Bei dem Survival-Experten und Promi-Bäcker Rüdiger Nehberg hat sie ihre Ausbildung zur Konditorin gemacht, hängte anschließend bei Branchengröße Peter Becker eine Bäckerlehre dran und kehrte dann in ihr Elternhaus zurück, wo sie die Meisterprüfung ablegte. Nach dem 100. Firmenjubiläum übernahm die heute 55-Jährige den Betrieb.

Kaum wiederzuerkennen: So sah die Ladeneinrichtung der Bäckerei Körner in den 60ern aus. / hfr
Bäckerei Körner 60er Jahre
Kaum wiederzuerkennen: So sah die Ladeneinrichtung der Bäckerei Körner in den 60ern aus.

Seit 1901 befindet sich die Bäckerei in demselben Haus in Blankenese. Bis 1976 lag die Backstube eine Etage weiter unten – aus Sicherheitsgründen. „Man war als Bäckerei verantwortlich für die Versorgung der Bevölkerung“, erklärt Möller. Das war vor allem während der Kriege von Bedeutung. „Damit das sichergestellt war, hat man die Backstube im Keller gebaut. Selbst wenn das Haus zerbombt war, konnte man noch backen.“

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Heute lebt Möller mit ihren Söhnen in der obersten Etage. Übernehmen die irgendwann? „Das Mutterherz hat Hoffnung, aber mir ist wichtiger, dass sie glücklich sind. Die wollen sich erst mal woanders ausprobieren.“

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Sabine Möller hat expandiert: drei weitere Filialen in Othmarschen, Rissen und Bahrenfeld. 300.000 Euro in nachhaltigere Produkte investiert. „Alles, was ich erneuere, tue ich mit dem Fokus: Lassen sich Rohstoffe und CO₂ einsparen?“, sagt sie. Effizientere Öfen, Rohstoffe aus Norddeutschland. Auch weggeschmissen wird nichts: Was übrig bleibt, geht an Bedürftige oder wird zu Paniermehl und Tierfutter weiterverarbeitet.

Sabine Möller packt als Konditorin und Bäckermeisterin auch gern selbst bei der Zubereitung des Teigs an. Florian Quandt
Sabine Möller
Sabine Möller packt als Konditorin und Bäckermeisterin auch gern selbst bei der Zubereitung des Teigs an.

Wird denn nun groß gefeiert? „Nicht groß“, sagt die Chefin. Ein paar historische Fotos in den Schaufenstern des Betriebs, ansonsten wird gearbeitet. Und wenn die Chefin doch mal Urlaub macht, dreht sich’s wieder um Krume und Co.: „Ich gucke vorher, wo der nächste gute Bäcker ist. Bei Aufbackbrötchen aus Hotels kriege ich schlechte Laune.“

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