Kunstwerke wegen Rassismus umbenannt – Kritik folgt prompt
Werktitel sind unantastbar, heißt es bei einigen Kunsthistorikern. Die Staatlichen Kunstsammlungen Dresden (SKD) ignorieren die quasi religiöse Aufladung und ändern die Titel von etlichen Kunstwerken. Die Kritik folgt prompt.
Die umbenannten Objekte stammen unter anderem aus dem Kupferstich-Kabinett, dem Grünen Gewölbe und der Gemäldegalerie Alte Meister in Dresden. Die „Zigeunermadonna“ wurde hierbei zur „Madonna mit stehendem Kind“, der „Kopf eines Negerknaben“ zum „Studienkopf eines jungen Mannes“ und der „Eskimo mit Bulldogge“ trägt nun den Titel „Inuit mit Bulldogge“.
Kunstsammlungen nennen Werke um
Kritisch sieht das Reinhard Spieler, Vorstandsmitglied des Deutschen Museumsbundes, der sich sich gegen ein grundsätzliches Tabuisieren bestimmter Wörter stellt. Er hat sich nun in die Diskussion eingeschaltet.
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Seine klare Haltung: Von Künstlern und Künstlerinnen vergebene Titel sollten nicht angetastet werden, vom „Volksmund“ vergebene Titel seien hingegen anzupassen, wenn sie rassistisch oder diskriminierend seien, sagt er dem Evangelischen Pressedienst. Der „RND“ berichte zuerst.
Bearbeitung von Titeln jahrhundertealte Praxis
Diese Titel könnten in Klammern angegeben werden, schlägt Spieler, Direktor des Sprengel Museums in Hannover, vor. Auch sollte eine Namenshistorie ergänzt werden, die deutlich macht, wann ein Bild wie benannt oder umbenannt wurde. Daran könne „die Veränderung von Wertvorstellungen“ nachvollzogen werden.
Die Dresdner betonten hingegen, dass die Bearbeitung von Werk- und Objekttiteln eine übliche, jahrhundertealte Praxis in vielen Museen ist. Bis ins 19. Jahrhundert wurden Kunstwerke nur selten von den Künstlern selbst betitelt – Originaltitel gibt es demnach kaum. (vd)