Mit Frosch und „Piepel“: Als St. Pauli und Ingolstadt um die Meisterschaft spielten
Auch wenn Ingolstadt gerade erst wieder aufgestiegen ist – der Kampf um Zweitliga-Punkte am Millerntor gehört für die Schanzer zur Routine. Vor 40 Jahren standen sich St. Pauli und Ingolstadt aber sogar im Halbfinale um die Deutsche Meisterschaft gegenüber.
Es war die inzwischen abgeschaffte DFB-Amateurmeisterschaft, in der es 1981 zum Nord-Süd-Duell kam. Der FC St. Pauli, dem 1979 aufgrund chaotischer Finanzverhältnisse die Zweitliga-Lizenz verweigert worden war, hatte sich in der Oberliga Nord durchgesetzt. Der MTV Ingolstadt, einer der Vorläufervereine des heutigen FC, war souverän bayerischer Meister geworden.
St. Pauli und Ingolstadt im Halbfinale um die Deutsche Meisterschaft
Der Aufstieg wäre beiden Mannschaften sicher lieber gewesen als die Endrunde um die Amateur-Meisterschaft. Aber weil in diesem Sommer gerade die eingleisige Zweite Liga eingeführt wurde, durfte kein Oberliga-Meister aufsteigen. Der Kampf um den Amateur-Titel war ein Trostpflaster.
Zwei Jahre nach dem Zwangsabstieg kam St. Pauli langsam wieder nach vorn. In der hoffnungsvollen Mannschaft spielte Joachim „Piepel“ Philipkowski, der damals gerade für 6000 D-Mark von Barmbek-Uhlenhorst gekommen war und heute den braun-weißen Nachwuchs trainiert. Sein Mitspieler Reenald Koch wurde später Präsident des FC St. Pauli (2000-2002) und steht heute dem Regionalligisten Eintracht Norderstedt vor. Hans-Friedrich „Mecki“ Brunner trainierte später Holstein Kiel und Eutin 08 und coachte die schleswig-holsteinische Polizei 2017 zur Deutschen Meisterschaft der Ordnungshüter. Der unverwüstliche Libero Walter Frosch und Torwart Reinhard Rietzke hatten noch die Bundesliga-Saison 1977/78 mitgemacht.
Neuaufbau am Millerntor: St. Pauli tritt mit Philipkowski, Koch, Brunner und Frosch an
Im Viertelfinale setzte sich St. Pauli gegen Südwest-Champion Mainz 05 (1:0, 3:1) deutlich durch. Ingolstadt verlor bei Preußen Berlin 1:2, gewann das Rückspiel aber klar mit 4:0 – trainiert von Karsten Wettberg, der sich später als Coach von München 1860 einen Namen machte.
St. Pauli-Trainer Kuno Böge („Wer nicht spurt, der fliegt“) sah seine Elf am Freitag, den 5. Juni das Hinspiel am Millerntor 2:1 gewinnen. Nur zwei Tage später fand das Rückspiel in Bayern statt, der Terminkalender kannte keine Gnade. St. Pauli entzauberte die gefürchtete Heimstärke des MTV Ingolstadt und reiste nach einem 2:2 als Finalist zurück nach Hamburg.
Keine Pause: Nach Ingolstadt wartet der 1. FC Köln auf St. Pauli
Bald hieß es wieder Sachen packen, denn am 14. Juni kam es zum einzigen Endspiel um einen deutschen Titel, das St. Paulis Kicker je bestritten haben. Gegner war die Amateurmannschaft des 1. FC Köln, dem der DFB das Heimrecht zuerkannt hatte.
Vor 7000 Zuschauern schoss der spätere Bundesliga-Profi Bernd Grabosch (Schalke 04, Stuttgarter Kickers) die Kölner nach 20 Minuten in Führung. St. Pauli drängte auf den Ausgleich und jubelte, als Uwe Knodel den Ball eine Viertelstunde vor Schluss in die Kölner Maschen bugsierte.
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Doch Schiedsrichter Franz-Josef Hontheim verweigerte dem Treffer die Anerkennung. Libero Frosch stürmte erbost zum Linienrichter, um sich zu beschweren – und fehlte hinten, als Hans Faust im Gegenzug zum 2:0-Endstand für die Kölner traf.