Maryam Blumenthal und Manuel Muja (beide Grüne) beim Haustürwahlkampf in Billstedt.
  • Maryam Blumenthal und Manuel Muja (beide Grüne) beim Haustürwahlkampf in Billstedt.
  • Foto: Patrick Sun

Grüner Wahlkampf in Hamburg-Mitte: Dahin, wo es nicht weh tut

Die Hamburger Grünen-Chefin, Maryam Blumenthal, und der grüne Direktkandidat für Mitte, Manuel Muja, sind in Billstedt unterwegs. Es gilt, noch unentschlossene Wählerinnen und Wähler zu überzeugen – ohne viel zu reden. Pro Tür ist etwa eine Minute eingeplant, aber manchmal geht es noch schneller.

„Danke, aber ich habe gerade mit Essen angefangen“, die Tür schließt sich wieder. Haustürwahlkampf gilt zwar als effektiv, kann aber ganz schön ermüdend sein. Das erfahren Blumenthal und Muja heute mal wieder. Aber, wer gewählt werden will, muss leiden. Das gilt ganz besonders für die Grünen in diesem Hamburger Stadtteil. 

Grüne schneiden in Billstedt unterdurchschnittlich ab

Denn die Grünen und Billstedt – das passt nicht so gut zusammen. Nur 6,6 Prozent holten sie hier bei der vergangenen Bundestagswahl. Bis heute tut sich die Partei schwer, ärmere Menschen und Menschen mit Migrationshintergrund anzusprechen. Die Hamburger Grünen-Vorsitzende Maryam Blumenthal hat zwar bei ihrer Wahl Ende Mai angekündigt, künftig diese Milieus in den Fokus nehmen zu wollen – aber das braucht Zeit. Zeit, die es in der Endphase des Wahlkampfs nicht gibt. 

Deshalb klingeln Blumenthal und Muja auch gar nicht erst in den Hochhaussiedlungen, sondern lassen sich von einer App die Orte zeigen, an denen die Grünen bei der Bundestagswahl 2017 ganz ordentlich abgeschnitten haben. Hier, so hoffen sie, lassen sich die Leute mit einem kurzen Gespräch an der Tür vielleicht überzeugen. Sie klingeln auf dieser Ecke vor allem an Türen von Einfamilien- und Mehrfamilienhäusern. Das Vorgehen ist logisch: Wer die Grünen bislang sowieso nicht leiden kann, wird sie wohl auch nicht nach einem kurzen Gespräch wählen. 

Wahlkampf: Grob eine Minute pro Tür ist vorgesehen

Der Zeitplan ist ohnehin eng getaktet: Pro Tür ist grob eine Minute vorgesehen. „Hallo, ich bin Manuel Muja und ich kandidiere für Sie für den Bundestag. Ich würde Ihnen gerne ein paar Informationen dalassen“, Flyer in die Hand drücken und weiter. Blumenthal, die nicht zur Wahl steht, verzichtet gleich ganz darauf, sich vorzustellen.

Die beiden Grünen bauen nicht auf größere Diskussionen an der Wohnungstür. „Wenn die Flyer im Haus liegen, hat das unterbewusst eine Wirkung“, erläutert Blumenthal. Außerdem wolle man nicht übergriffig sein. Tatsächlich knallt an diesem Tag nur eine Tür sehr deutlich zu: „Die Grünen? Wähl‘ ich nicht!“

„Ich habe mit schlechterer Stimmung gerechnet“, sagt Blumenthal am Ende. Und wann überzeugt man die potenziellen Wählerinnen und Wähler, die bislang noch nichts von den Grünen halten? In den nächsten Jahren, sagt Blumenthal, „es ist ein Marathon“.

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Direktkandidat Manuel Muja steht mit seinem Wahlkampfstand auch manchmal vor dem Billstedt Center. „Es ist natürlich anders als in St. Georg, aber die Stimmung ist eine andere als noch 2013 oder 2017.“ Es steht heute etwas besser für die Grünen in Billstedt. Der Marathon hat also längst begonnen, der Sprint entscheidet sich aber noch woanders. 

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