Wolfgang Niedecken an der Gitarre
  • Schlapphut und Sonnenbrille: Wolfgang Niedecken nahm das Publikum mit auf seinen musikalischen Bob-Dylan-Roadtrip.
  • Foto: imago/Oliver Willikonsky

Elbphilharmonie: BAP-Sänger gibt den Dylan auf Kölsch

Wolfgang Niedecken (70) feiert Bob Dylan (80) im Großen Saal der Elbphilharmonie – es war die Veranstaltung des „Harbour Front“-Literaturfestivals, die ratzfatz ausverkauft war.  

Dass der BAP-Frontmann seinem Helden genau genommen schon sein ganzes Leben huldigt, wird an diesem Abend deutlich. Für eine fünfteilige Arte-Serie ist er 2017 quer durch die USA gereist, um Dylans Weggefährten und Schauplätze seines Lebens zu besuchen.  

Die Reise sei nichts für Weicheier gewesen, leitet Niedecken ein. „Are you ready?“, fragt er und nimmt – ausgerüstet mit dylaneskem Schlapphut und Sonnenbrille – das Publikum mit auf seinen musikalischen Road- und Lebenstrip. Nie zu lange Passagen liest er aus seinem in der KiWi-Musikbibliothek erschienenen Buch vor, um ausreichend Platz für die passenden Songs von BAP oder Dylan, auf Englisch oder in Kölsch, zu haben, die er auf der Akustik-Klampfe spielt.  

„Wir kamen uns vor wie die Beatles“

Zu seiner Linken: Mike Herting am rot-schwarzen Sunburst-Flügel, der in den nächsten zweieinhalb Stunden vom Barjazz bis zum Honkytonk eine ganze Palette von Spielarten darbietet und dafür Zwischenapplaus erhält. Man erfährt viel von Niedeckens Anfängen: von seiner Paul-McCartney-Gedächtnisfrisur und seinem „kunstlederüberzogenen Bass aus dem Quelle-Katalog“, seinem Wechsel vom Bass ans Mikrofon und dem ersten Hamburg-Gig von BAP im Logo: „Wir kamen uns vor wie die Beatles“, sagt er und spielt „Sinnflut“ ihres Debüts von 1979.  

Doch dann trat der Meister wie ein Urknall in sein Leben! Mit der Kölsch-Version von „Like A Rolling Stone“ kommt ordentlich Stimmung auf im Edel-Saal. Bei „Mighty Quinn“, das durch Manfred Mann zum Hit wurde, wird mitgesungen (Niedecken: „Ich konnte unter euren Masken Bewegungen erkennen!“). In „You Ain’t Goin’ Nowhere“ bettet er sogar eine Strophe auf Bayerisch ein – und wird dafür gefeiert.  

Es ist ein Quasi-Happy-End

Dass sich Dylan als Jude erst überreden lassen musste, in Deutschland aufzutreten, untermauert Niedecken mit dessem krassen Lied „With God On Your Side“ über die Verbrechen der Kriege. Doch das Kölner Urgestein zeigt sich auch kritisch gegenüber seinem Idol, beschreibt ein „Albumtraum-Konzert“ von ihm mit jeder Menge „undefinierten Tönen“.  

Bei Niedecken stimmt indes alles. In einem Quasi-Happy-End trifft er Dylan backstage in der Saarlandhalle, um ihm eine Gitarre zu überreichen: Wie ein kleiner Junge zu Weihnachten soll der das Instrument aus dem Koffer gehoben haben, sodass Niedecken den fragilen Moment nicht mit Worten zerstören wollte. „Danke, take care und das war’s“, gibt er den Moment ihres Abschieds wieder. Danke für die schöne Reise! 

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