Martyrium Endometriose: Jede zehnte Frau ist betroffen – aber kaum eine weiß davon
Starke Blutungen und schlimme Schmerzen: Endometriose ist für Betroffene die Hölle. Die US-Schauspielerin Amy Schumer musste sich deshalb nun ihre Gebärmutter entfernen lassen. Auch in Deutschland ist jede zehnte Frau von der Krankheit betroffen – trotzdem wissen viele kaum etwas darüber. Wie kann das sein? Die MOPO fragte die ebenfalls von Endometriose betroffene Autorin und Model Anna Wilken.
„Es ist der Morgen nach meiner OP und mein Uterus ist raus“ – in einem kurzen Videoclip erzählt die US-Komikerin Amy Schumer am Sonntag nüchtern, fast schon emotionslos, von dem Eingriff. Sie hat sich wegen Endometriose operieren und die Gebärmutter und Teile des Blinddarms entfernen lassen. Schumer ist damit nun faktisch unfruchtbar. Aber die Entfernung ihrer Organe ist für sie offenbar weitaus erträglicher als die Schmerzen, die ihr die Endometriose bereitet hat.
Endometriose ist eine der häufigsten Unterleibserkrankungen bei Frauen
„Wenn ihr wirklich schmerzvolle Perioden habt, habt ihr vielleicht #endometriose“, schreibt Schumer außerdem unter ein Bild, das sie im Patientenkittel zeigt. Schauspiel-Kollegin Lena Dunham ging den gleichen Weg – und schrieb 2018 in der „Vogue“ von ihrer Krankheit: „Es tat so weh, dass menschliche Stimmen um mich herum zu wirren Geräuschen wurden wie der Singsang der Teletubbies.“
Doch was ist Endometriose? Bei der Unterleibserkrankung wächst Gebärmutterschleimhaut-artiges Gewebe außerhalb der Gebärmutter, etwa an Eierstöcken, Eileitern, Darm, Blase oder Bauchfell. Es kommt zu Wucherungen, Zysten und Entzündungen. Bei einigen Frauen bleibt die Krankheit unbemerkt, bei anderen verursacht sie besonders während der Regelblutung kaum auszuhaltende Schmerzen.
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Endometriose ist eine der häufigsten Unterleibserkrankungen bei Frauen und kann häufig Unfruchtbarkeit verursachen. Besonders niederschmetternd: Die chronische Krankheit lässt sich nicht heilen, da die genaue Ursache bisher noch unbekannt ist.
Anna Wilken: „Gynäkologische Probleme sind immer noch Tabu-Themen“
Bei Ex-„Germany’s Next Topmodel“-Kandidatin Anna Wilken dauerte es sechs Jahre, bis sie mit 19 die Diagnose bekam. Im MOPO-Interview erzählt sie: „Ich bin jahrelang von Arzt zu Arzt gerannt und musste mir immer anhören, dass ich mich nicht so anstellen soll wegen der Schmerzen. Häufig wurde mir auch gesagt, dass ich mir das nur einbilde.“ Die 25-Jährige ist eine der wichtigsten Prominenten im deutschsprachigen Raum, die über Endometriose aufklären. Sie hat dazu bereits ein Buch geschrieben – und sagt: „Frauengesundheit, die Periode, gynäkologische Probleme sind immer noch Tabu-Themen, da wird nicht drüber geredet.“
Doch nicht nur bei Betroffenen gebe es zu wenig Wissen: „Gynäkolog:innen machen häufig nicht genug auf Endometriose aufmerksam. Oft fehlt ihnen die Zeit, viele sind einfach nicht gut informiert“, sagt Wilken. Dabei kann man den Ärzt:innen nicht pauschal einen Vorwurf machen – zu Endometriose wurde und wird bislang wenig geforscht.
Die 25-Jährige ist überzeugt: Es kommt viel zusammen, das die Krankheit kompliziert macht. „Das größte Problem ist, dass man es den Betroffenen nicht ansieht.“ Wenig lasse äußerlich auf die starken – teilweise lebensbeeinträchtigenden – Schmerzen schließen. Sich wie Amy Schumer die Gebärmutter entfernen zu lassen, kommt für die Heidelbergerin aber nicht infrage. „Endometriose ist individuell“, erklärt Wilken. Die Entfernung der Gebärmutter ist, aus medizinischer Sicht, nicht in jedem Fall die Lösung. Und selbst wenn sie entfernt wurde: Die Herde können immer noch woanders wachsen.