Kinder-Interview: So schlug sich Baerbock
Die Late-Night-Show „Late Night Berlin“ ist normalerweise gespickt mit Stand-up Auftritten, musikalischen Beiträgen, Interviews oder auch Comedy. Im hauseigenen Format „Kinder fragen Rapper“, stellen die Elfjährigen Romeo und Pauline den Rappern kritische und skurrile Fragen. Anlässlich der Bundestagswahl haben die Jungreporter in dem Format „Kinder fragen Kanzler:innen“ Armin Laschet (CDU), Olaf Scholz (SPD) und Annalena Baerbock (Grünen) interviewt.
Am 14. September strahlte ProSieben die ersten beiden Interviews mit den Kanzlerkandidaten der CDU, Armin Laschet und der SPD, Olaf Scholz aus. Das Interview mit der Grünen-Politikerin Annalena Baerbock folgte am 21. September. Die Politiker kamen bei den Fragen von Romeo und Pauline des Öfteren ins Straucheln. Die Reaktionen im Netz sind groß.
Kinder-Interview: Armin Laschet wirkt genervt
Zuerst nimmt Armin Laschet bei Romeo und Pauline im kuscheligen, mit Lichterketten geschmückten Zelt Platz. Der zunächst gemütliche Eindruck trügt jedoch. Schnell wird es für den CDU-Politiker ungemütlich. Es geht noch milde los: Die Kinderreporter fragen, wieso der 60-Jährige denn Kanzler werden will.
Nach der Eingangsfrage fragt Romeo: „Haben Sie die Polizei geschickt, um Menschen aus Baumhäusern zu vertreiben?“ Laschet versucht seine rechtswidrige Räumung zu erklären. Weiter geht es mit Themen wie Laschets Lacher bei der Flutkatastrophe, das Verhalten des Parteigenossen Hans-Georg Maaßen, die Ehe für alle oder das Mitverdienen an Masken.
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Der CDU-Politiker macht im Interview einen immer genervteren Eindruck. Als die elfjährige Pauline wissen will, was gut an Hans-Georg Maaßen ist, entgegnet Laschet: „Warum soll an ihm was gut sein? Wir wollen doch miteinander plaudern. Wir machen doch keine Werbeveranstaltung für Herrn Maaßen, den du gar nicht kennst.“ Auch Romeo wird von Laschet schnell abgebügelt. Als er den CDU-Politiker darauf anspricht, dass er in einem Interview gesagt hat, dass er gegen die Ehe für alle ist antwortet Laschet: „Du hast schon den ,Spiegel‘ vor so langer Zeit gelesen? Das ist aber toll, dass du das kannst.“
Im Netz sind die Reaktionen auf das Kinderinterview sehr groß und oft nicht positiv. Kommentare wie „unangenehm“ oder „unsympathisch“ sind des Öfteren zu finden. Einige User kritisieren das Interview jedoch auch und sagen, dass Romeo und Pauline „instrumentalisiert wurden. Laschet selber kommentierte am Rande einer Veranstaltung des Norddeutschen Außenhandelsverbandes „AGA“ das Interview: „So sprechen Kinder nicht, es ist ein sehr spezielles Format gewesen“. Dabei wirkte Laschet immer noch verärgert.
Olaf Scholz schneidet im Netz besser ab
Als zweites stellte sich der Sozialdemokrat Olaf Scholz den Fragen von Romeo und Pauline. Der geborene Osnabrücker wird als Erstes gefragt, warum er Bundeskanzler werden möchte und nicht YouTuber? Danach soll Scholz beantworten, ob Angela Merkel oder Armin Laschet schlauer ist.
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Aber auch bei Olaf Scholz geht es schnell um härtere Fragen. Es geht um Putin, das Ertrinken von Kindern im Mittelmeer oder den Wirecard-Skandal. So fragt Romeo Scholz auch: „Ist Putin ein Mörder?“ Der 63-Jährige antwortet oft ausführlich und lässt sich von den pikanten Fragen der Kinder scheinbar nicht aus der Ruhe bringen.
In den sozialen Netzwerken wird Scholz‘ Auftritt deutlich besser gewertet. „Definitiv viel professioneller und bedachter, als sein Kollege“ oder „souverän, hat die Fragen der Kinder ernst genommen,“ sind nur zwei der vielen positiven Kommentare. Trotz dessen gab es auch wieder kritische Meinungen. Eine Userin findet, dass die Fragen gegenüber Olaf Scholz vernünftiger waren, eine andere Userin schreibt: „Sorry, bin kurz eingenickt.“
Annalena Baerbock kommt im Netz sympathisch an, erntet aber auch Kritik
Als letzte stellt sich die Grünen-Kandidatin Annalena Baerbock dem Kinderinterview. Das Gespräch beginnt ähnlich wie mit Armin Laschet und Olaf Scholz. Die 40-Jährige wird von Romeo und Pauline gefragt, warum sie Kanzlerin werden möchte und ob ihr die Tätigkeit denn Spaß bringen würde. Plötzlich reicht der 11-Jährige Romeo Annalena Baerbock eine Kiste, der Inhalt: 75 Euro. Das Geld ist eine Anspielung auf die von Baerbock geforderte Entlastung von 75 Euro pro Person pro Jahr als Entschädigung für höhere CO₂-Preise.
Nachdem die Politikerin mit den Kindern länger über höhere CO₂-Preise spricht, soll Annalena Baerbock den Wahlkampf der Grünen benoten. Dann geht es um persönlichere Fragen: „Stimmt es, dass du deinen Lebenslauf cooler gemacht hast?“, fragt Romeo. Die Politikerin erklärt, sie habe in ihrem „Lebenslauf ein paar Dinge nicht ganz genau aufgeschrieben und ein paar Dinge vergessen gehabt“. Pauline fragt dann, wieso Annalena Baerbock denn abschreiben dürfte und ob Robert Habeck (die Grünen) sein Buch selber verfasst hat.
Das Interview schneidet im Internet recht gut ab. Kommentare wie „muss echt sagen, dass sie sehr authentisch und sympathisch rüberkam“ oder „der wahre Charakter zeigt sich doch, wie man im Umgang mit Kindern ist. Und da hat Annalena ihre Mitstreiter in die Tasche gesteckt!!“ finden sich des öfteren unter dem Interview auf Instagram. Aber auch die Grünen-Politikerin muss sich der Kritik im Netz stellen und wird vor allem für den Vorschlag kritisiert, 75 Euro pro Jahr und Kopf zur Entlastung der CO₂-Preise zur Verfügung zu stellen: „75 € für steigende Benzinkosten…steigende Stromkosten…steigende Heizkosten…steigende CO₂ Steuer… hat sie da nicht ne 0 vergessen?“, ist etwa einer der Kommentare.
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Nachdem alle drei Kinder-Interviews gezeigt wurden, muss am Ende jeder persönlich für sich entscheiden, welches am meisten oder wenigsten überzeugt hat. Trotz Kritik an dem Format erreicht „Late Night Berlin“ vor allem Zuschauer zwischen 14 bis 49 Jahren und bietet damit auch der jüngeren Wählerschaft die Auseinandersetzung mit den Kanzlerkandidaten an. Die „Kinder fragen Kanzler:innen“-Videos erreichten auf YouTube bis zu 2,3 Millionen Aufrufe.