Straße in Hamburg zeigt: Wer von der Verkehrswende profitiert
„Verkehrswende“-Senator Anjes Tjarks (Grüne) macht seinem Namen alle Ehre: Die Königstraße in Altona wird demnächst komplett umgekrempelt. Da, wo derzeit der Autoverkehr größtenteils auf vier Fahrspuren fließt, werden zwei komplette Spuren zu Radwegen, breiteren Fußwegen und Grünstreifen umfunktioniert. „Straße der Zukunft“ nennt der Senat das. Eine Entwicklung, die Anwohner und Radfahrer freuen dürfte: Sie kommen so schneller und sicherer Richtung Innenstadt. Und was ist mit den Autofahrern, die schon jetzt lange brauchen, um vom Hamburger Westen in die Stadt und wieder raus zu gelangen? Für die wird’s noch enger. Und 76 Parkplätze am Straßenrand fallen weg.
Wie sich die Veränderungen anfühlen, ist bereits ab nächster Woche erlebbar. Denn ab Montag wird in beide Fahrtrichtungen der rechte Fahrstreifen für Autos gesperrt, auf der Königstraße entsteht dann ein provisorischer neuer Radweg. „Damit wird ein wichtiges Verbindungsstück der Veloroute 12 vom Hamburger Westen in die Innenstadt deutlich komfortabler zu befahren und die Zukunft der Königstraße in Teilen bereits erlebbar sein“, so Senator Tjarks.
Damit Fußgänger und Radfahrer mehr Platz bekommen, müssen auch die meisten Parkplätze weichen. Laut planendem Landesamt für Straßen, Brücken und Gewässer (LSBG) fallen von 108 Parkplätzen 76 weg (ohne Ladezonen, E-Parkstände, Behindertenparkstände und Kiss&Drop-Zone). Ein paar neue entstehen. Übrig bleiben in der Bilanz 32 Parkplätze.
Altona: Umbau kostet 76 Parkplätze
Zu Spitzenzeiten fahren stadtauswärts am Tag mehr als 8100 Autos am Tag über die Königstraße. Die Verkehrsbehörde geht davon aus, dass trotz der Verschmalerung der Straße weiterhin der gesamte Autoverkehr aufgenommen werden könnte. Die CDU sieht in dieser Hinsicht auch keine Probleme. Die verkehrspolitische Sprecherin Anke Frieling betrachtet aber das Wegfallen der vielen Parkplätze mit Skepsis: „Die Anwohner parken dort ihre Autos. Wo sollen die in Zukunft stehen?“ Und auch die zunehmende Zahl der Lastenräder benötige Abstellflächen. „Wir brauchen Lösungen für diese eng besiedelten Stadtgebiete, etwa in Form von Quartiersgaragen.“
Königstraße: So sieht die konkrete Planung aus
Und so sehen die konkreten Planungen für den Autoverkehr aus: Stadtauswärts wird durchgehend auf einen Fahrstreifen reduziert. Lediglich in Kreuzungsbereichen ist teils mehr Platz oder es sind gesonderte Abbiegestreifen geplant. In Fahrtrichtung Osten (stadteinwärts) wird im Bereich westlich der Mörkenstraße von zwei auf einen Fahrstreifen reduziert. Vor der Mörkenstraße wird die Fahrbahn wieder auf zwei Fahrstreifen aufgeweitet.
In der Kirchenstraße entfällt der separate Linksabbiegestreifen. In der Mörkenstraße entfällt der separate Rechtsabbiegestreifen. Die Einmündungen der Alten Königstraße, Schiller-, Biernatzki-, Elmenhorst – und Dosestraße sowie vom Professor-Brix-Weg werden zu Gehwegüberfahrten umgestaltet. „Dies erhöht neben der Sicherheit für Fußgänger und Radfahrer auch erheblich den Komfort für Fußgänger, die an den Gehwegüberfahrten Vorrang haben“, so die Verkehrsbehörde.
Die gesamte Baumaßnahme beginnt Ende 2022. Für den Radverkehr werden baulich geschützte Radfahrstreifen von bis zu 2,5 Metern Breite hergestellt. Die Gehwege werden saniert und erhalten eine Breite von mindestens 2,65 Metern. Auch die Bushaltestellen werden erneuert und barrierefrei ausgebaut.
Altona: Veloroute 12 verlängert und 50 neue Bäume gepflanzt
Teil des Umbaus zur „Straße der Zukunft“ ist auch eine „blau-grüne“ Infrastruktur für Wasser und Pflanzen. Entlang der Königstraße werden 50 Bäume neu gepflanzt, zusätzlich werden Grünstreifen entlang der Gehwege eingerichtet, um die Aufenthaltsqualität und das lokale Klima zu verbessern. Das dient auch der effizienten Nutzung von Regenwasser von Dächern und größeren Verkehrsflächen, das sonst ins Siel gelangt. Das Wasser wird nach dem Umbau direkt in Baumrigolen eingeleitet und versorgt die Straßenbäume. Außerdem werden begrünte Mulden für die Bäume angelegt.
Die breiten Geh- und Radwege sind insbesondere eine gute Maßnahme in Hinblick auf den an der Struensee entstehenden Schulcampus mit bis zu 2000 Schülern.