„Männlicher“ als der KSC! St. Pauli beißt sich in der Spitze fest
Der Bann ist gebrochen, es ist vollbracht! Der FC St. Pauli hat endlich den ersten Sieg der Saison unter Dach und Fach gebracht und die seit April währende Durststrecke in fremden Stadien beendet. Die Art und Weise: beeindruckend. Im hitzigen Topspiel vor 12.500 Zuschauern beim Karlsruher SC siegten die Kiezkicker verdient mit 3:1 (2:0) und beißen sich in der Spitze fest.
Klitschnass geschwitzt trieb Trainer Timo Schultz seine Spieler auch Minuten nach dem Schlusspfiff an. Sie sollten doch noch weiter aufrücken, in Richtung Gästekurve, wo die Mannschaft von den 500 mitgereisten Fans frenetisch gefeiert wurde.
„Auswärtssieg! Auswärtssieg!“ – das war lange nicht zu hören. Mit dem Triumph im Wildpark, aktuell nur ein halbes Stadion mit zweieinhalb Tribünen, beendete St. Pauli eine sechs Spiele andauernde schwarze Serie ohne Dreier in der Fremde.
FC St. Pauli holt beim KSC ersten Auswärtssieg
Abgehakt. Ad acta gelegt. Und wie!
Mit dem fünften Sieg der Saison und nun 16 Punkten aus acht Spielen hat sich der Kiezklub auf Rang zwei verbessert und sitzt Spitzenreiter Regensburg im Nacken.
„Kompliment an meine Mannschaft“, lobte Trainer Timo Schultz nach der Partie. „Wir sind verdient mit 3:1 vom Platz gegangen.“ Das sah auch sein Trainerpendant Christian Eichner so. St. Pauli sei nicht nur besser gewesen, sondern „in Summe auch männlicher“. Eine interessante Aussage.
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In den ersten Minuten des Spiels hatte der KSC zunächst mächtig Druck gemacht. Die Hausherren spielten auf die prallgefüllte Stehplatztribüne zu, auf der die Fans trotz 3G-Regel dicht an dicht standen und längst nicht alle einen Mund-Nasen-Schutz trugen, was vorgeschrieben war und immer wieder durchgesagt wurde.
Die Anfangsphase gehörte den Gastgebern und die Kiezkicker konnten sich erst nach rund zehn Minuten etwas befreien – und wie!
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Burgstaller setzte auf Höhe der Mittellinie mit einem wunderbaren Ball den startenden Maximilian Dittgen in Szene, der auf der linken Außenbahn in Richtung KSC-Gehäuse spurtete. Seine scharfe Flanke auf den im Strafraum postierten Daniel-Kofi Kyereh lenkte Karlsruhes Keeper Marius Gersbeck unglücklich ins eigene Tor – 1:0 für St. Pauli (13.).
Da war es endlich, das ersehnte zweite Auswärtstor der Saison – auch wenn es zur Hälfte auf das Konto des Gegners ging.
FC St. Pauli profitiert von Eigentor von KSC-Keeper Gersbeck
Die Braun-Weißen hätten schon früher die Weichen auf Sieg stellen können. In der 21. Minute hatte Burgstaller das 2:0 auf dem Fuß, stürmte alleine auf Gersbeck zu, doch der Keeper behielt die Nerven, ließ sich nicht überwinden. Sekunden später scheiterte Irvine nach einem Zuspiel von Burgstaller aus kurzer Distanz.
In dieser Phase spielte nur noch St. Pauli, fuhr Angriff um Angriff auf das KSC-Tor, konnte aber keine zwingenden Chancen mehr herausspielen.
Nachdem der an diesem warmen Nachmittag (25 Grad) überragende Nikola Vasilj zunächst einen gefährlich abgefälschten Schuss von Philip Heise entschärft hatte (40.), wurde es auf der Gegenseite im Strafraum richtig brenzlig. Im Zweikampf mit Tim Breithaupt, der nicht den Ball spielte, ging Kyereh zu Boden. Schiedsrichter Nicolas Winter entschied auf Elfmeter. Hart. Die Karlsruher wüteten, doch die Entscheidung hatte auch nach dem Videobeweis Bestand.
Im ganzen Getöse der Pfiffe und Schmährufe gegen den Referee blieb Burgstaller cool, schickte Gersbeck in die falsche Ecke und netzte eiskalt in die andere zum 2:0 ein (44.).
FC St. Pauli: Burgstaller und Kyereh treffen in Karlsruhe
Nach dem Seitenwechsel verpasste Jackson Irvine nach einer perfekten Flanke von Leart Paqarada völlig freistehend per Kopf die 3:0-Führung und die Kiezkicker konnten sich in der Folge bei Vasilj bedanken, dass der KSC nicht noch einmal gefährlich herankam, in dem der Schlussmann gleich zwei Kopfbälle von Karlsruhes Torjäger Philipp Hofmann (50./56.) großartig parierte.
Genau in diese Phase – und aus Sicht der Kiezkicker im perfekten Moment – traf Kyereh nach schöner Vorarbeit von Burgstaller („Ein verdienter Sieg für uns“) zum 3:0 (58.). Sein euphorischer Jubel und sein Salto direkt vor dem KSC-Block brachte die Heim-Fans auf die Palme. Bierbecher flogen. Aber es war so wie mit den Schüssen der KSC-Spieler zuvor: keiner traf.
Erst als durch die zunehmende Härte der frustrierten Karlsruher auf dem Rasen und einiger Schiedsrichter-Entscheidungen das Spiel unübersichtlicher, hektischer und hitziger wurde, ging auch bei St. Pauli die Linie verloren.
Vor dem unnötigen Gegentor des KSC zum 3:1 durch Fabian Schleusener (79.) konnten hintereinander Affeez Aremu und Marcel Hartel den Ball im eigenen Strafraum nicht klären und hatten den Torschützen förmlich eingeladen. Letztlich ein Schönheitsfehler, der Schultz aber ärgerte.
Torschütze Kyereh bilanzierte: „Im Endeffekt hatten wir unsere Chancen, haben die genutzt und dass wir hier mit 3:1 als Sieger vom Platz gehen, damit können wir ganz zufrieden sein.“ Auf die Sky-Frage, ob St. Pauli denn Platz zwei halten könne, antwortete er: „Durchaus.“