Paukenschlag auf Hamburgs Immobilienmarkt: „Miet-Hai“ gibt Wohnungen ab
Es ist ein Paukenschlag auf dem Hamburger Wohnungsmarkt: Das schwedische Wohnungsunternehmen Heimstaden wird voraussichtlich bis Ende des Jahres 100 Prozent der Wohnungen von Akelius übernehmen. Der Immobilien-Gigant will laut eigenen Angaben an einem „guten Miteinander“ zwischen Mietern, Vermietern und der Politik mitwirken – deutliche Zweifel daran gibt es bei den Linken.
Konkret geht es dabei um 17.600 Wohnungen in Berlin und Hamburg, circa 3600 davon in der Hansestadt. Der Kaufpreis ist nicht bekannt. Zunächst muss allerdings noch das Kartellamt seine Zustimmung geben. Während Heimstaden in Berlin bereits 5000 Wohnungen besitzt, wäre es für den Hamburger Wohnungsmarkt eine Premiere.
Hamburg: Akelius-Wohnungen gehen an Heimstaden
Patrik Hall, CEO von Heimstaden, bezeichnet das „Bündnis für das Wohnen“ des Hamburger Senats als einen überzeugenden Ansatz und ein Vorbild für ganz Europa. Dieses sieht jährlich mindestens 10.000 Baugenehmigungen in der Stadt vor sowie den Neubau von öffentlich geförderten Wohnungen. Caroline Oelmann, Geschäftsführerin von Heimstaden Deutschland ergänzt: „Uns geht es um langfristige Beziehungen und Sicherheit für Mieterinnen und Mieter.“ Sie kündigte einen „mieterfreundlichen“ Bau neuer Wohnungen auf den Akelius-Flächen an.
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Was bedeutet das für Mieter von Akelius? Der als „Miet-Hai“ verschriene Konzern hatte in der Hansestadt nicht den besten Ruf. Lange Jahre investierte er vor allem in sanierungsbedürftige Altbauten, sanierte dann die Fassade und legte anschließend einen Teil der Kosten auf die Mieter um. Die Folge: Wer sich die Wohnung nicht mehr leisten konnte, musste ausziehen. Anschließend konnte Akelius die Wohnung luxusmodernisieren und wieder auf den Markt bringen. Im Juni 2020 kündigte der Konzern dann an, sich künftig auf neu entwickelte Immobilien zu konzentrieren und nicht mehr auf die Sanierung von Objekten.
Bis Ende 2021 soll die Übernahme abgeschlossen sein
Jetzt also die Übernahme von Heimstaden. Am Sonntag verschickte der schwedische Wohnungskonzern E-Mails an Verbände und Politiker in Hamburg, um über diesen Schritt zu informieren. Darin beteuern sie „Transparenz und Fairness“ und betonen mehrmals ihr Versprechen, den Wohnungsmarkt zu entlasten. Zusätzlich soll auch ein ständiger Dialog mit Mietern und Verbänden stattfinden.
Heike Sudmann, wohnungspolitische Sprecherin der Linken in Hamburg ist skeptisch. „Eine geradezu niedliche Charme- und Transparenzoffensive eines internationalen Immobiliengiganten mit rund 100.000 Wohnungen“, sagte sie der MOPO. „In Schweden, vor allem Malmö, soll Heimstaden sich einen Namen gemacht haben mit mangelnder Instandsetzung, teuren Luxusmodernisierungen und Umwandlungen in Eigentumswohnungen.“
Heimstaden in Hamburg: Linke mit deutlicher Kritik
Sie betont, dass in Hamburg kein Platz mehr für Spekulanten gemacht werden dürfe. „Viele der Hamburger Akelius-Wohnungen liegen in Gebieten mit Sozialer Erhaltungsverordnung. Ist ein Käufer nicht bereit, den Schutz der Mieter vor Verdrängung zu garantieren, kann die Stadt das Vorkaufsrecht üben.“ Sudmann erwartet vom Senat, dass er umfassend prüfe, dieses hier ausüben zu können. „Wer glaubt, dass hier ein netter und sozialer Vemieter kommt, ist naiv.“
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Zurückhaltender äußert sich noch der Mieterverein zu Hamburg. Man nehme das Angebot zum Dialog gerne an. Allerdings: „Mieterinnen und Mieter in Hamburg können sich darauf verlassen, dass wir die Aktivitäten von Heimstaden in Hamburg genau beobachten werden, um die Einhaltung der zugesicherten gesamtgesellschaftlichen Verantwortung des Unternehmens sicherzustellen“, sagt Vorsitzender Siegmund Chychla. Als erste Maßnahme solle das Unternehmen die 3600 Hamburger Mietverträge prüfen, ob dort die Mietpreisbremse eingehalten wurde.
Heimstaden ist besonders in Schweden, Dänemark und den Niederlanden aktiv. In Deutschland besaß das Unternehmen bisher 7300 Wohnungen.