Beschlossen: Aus für private Corona-Testzentren in Hamburg
Ungeimpfte, die 3G-Veranstaltungen besuchen wollen, können ab dem 11. Oktober gültige Testnachweise nur noch bei Ärzten, Apothekern oder Laboren bekommen. Private Testzentren verlieren die Erlaubnis, Zertifikate auszustellen. Viele Betreiber wurden von der Entscheidung überrascht.
In Zelten, auf Parkplätzen, in Bars, Sonnenstudios, sogar in einer Kirche – private Testzentren gab es in Hamburg gefühlt an jeder Straßenecke. Am 10. Oktober ist Schluss mit den kostenlosen Bürgertests, so hat es die Bundesregierung beschlossen. Wer jetzt noch ungeimpft ist, soll für seine Coronatests selbst bezahlen. Hamburg macht es Ungeimpften noch etwas unbequemer: Als Nachweis, um im Rahmen des 3G-Modells (geimpft, genesen oder getestet) an Veranstaltungen teilnehmen zu können, werden künftig nur noch Testbescheinigungen medizinischer Anbieter akzeptiert. Auch Tests von Arbeitgebern sind für einen Konzertbesuch ungültig: „Für die außerbetriebliche Verwendung muss ein Test auf eigene Kosten durchgeführt werden“, heißt es von der Gesundheitsbehörde.
3G: Nur Tests von Ärzten akzeptiert
Behördensprecher Martin Helfrich: „Die Beauftragung privater Anbieter durch den öffentlichen Gesundheitsdienst war von Anfang an ein Übergangsmodell. Inzwischen sind rund 80 Prozent der impffähigen Hamburger geimpft, darum können wir jetzt wieder dahin zurückkehren, dass nur medizinische Fachkräfte Tests durchführen.“ Es gebe ausreichende Möglichkeiten für die Selbstzahlertest, beispielsweise am Hamburger Flughafen oder in den Asklepios-Kliniken. Ein kontinuierlich aktualisierter Überblick ist unter www.hamburg.de/corona-schnelltest bzw. für die Praxen unter www.eterminservice.de/terminservice abrufbar.
Hockey-Olympiasieger Moritz Fürste hat im Sommer 2020 mit einem Kompagnon das Unternehmen Schnelltest Service Hamburg gegründet, das zeitweise bundesweit bis zu 120 Testzentren betrieben hat. Inzwischen sind es nur noch 46 Standorte in Hamburg und Umgebung. Die Zahl der Tests ist spürbar gesunken, trotzdem kommen noch jeden Tag rund 1000 Personen. Auch Sinan Bilir-Lenz, der fünf Testzentren in Hamburg betreibt, spricht von rund 700 Tests pro Tag.
Testwillige müssen zu Ärzten oder Apothekern
Einige tausend Menschen täglich sollen sich also ab dem 11. Oktober bei Ärzten und Apothekern melden. Wie die den Ansturm wuppen wollen? Gibt es überhaupt genug Zeit? Und Platz in den Wartezimmern? Unklar. „Das ist alles noch in der Prüfung“, heißt es von Seiten der Kassenärztlichen Vereinigung knapp.
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Wie viel Honorar Ärzte und Apotheker von den Selbstzahlern für einen Schnell- oder einen PCR-Test verlangen dürfen, soll in der ärztlichen Gebührenordnung festgeschrieben werden. Bisher steht nur fest, dass der Staat 15 Euro pro Test zahlen wird für Jugendliche bis 18 Jahren und die wenigen Menschen, die sich aus gesundheitlichen Gründen nicht impfen lassen können, etwa Schwangere im ersten Drittel einer Schwangerschaft. Auch ärztliche Tests zur Beendigung einer Quarantäne sollen gratis bleiben.
Moritz Fürste: Überrascht vom Aus für Testzentren
Moritz Fürste zeigt sich im Gespräch mit der MOPO überrascht über das plötzliche Ende der privaten Testzentren: „Wir waren davon ausgegangen, dass geprüfte Anbieter auch weiterhin auf eigenes unternehmerisches Risiko kostenpflichtige Tests anbieten dürfen.“ Auch Sinan Bilir-Lenz zeigt sich verständnislos: „An unserem Standort in Schleswig-Holstein dürfen wir weiterhin Zertifikate ausstellen, nur in Hamburg nicht.“ Dazu erklärt der Behördensprecher, dass Schleswig-Holstein die Übergangsfrist bis Ende des Jahres laufen lässt, Hamburg aber nur bis zum 11. Oktober.