• Anhänger der AfD in Berlin (Symbolbild)
  • Foto: IMAGO / TT

„Das Original“: Darum hat die AfD im Osten so gut abgeschnitten

Der Faustschlag kommt von rechts und trifft die CDU mit voller Wucht: In Sachsen und Thüringen ist die AfD nach der Wahl stärkste Kraft. Die Partei von Armin Laschet liegt abgeschlagen auf dem dritten Platz. Wie konnte es dazu kommen?

In Sachsen holte die AfD 24,6 Prozent der Stimmen, in Thüringen lag sie erstmals auf Platz eins mit 24 Prozent – dass die Partei hier wegen rechtsextremistischer Tendenzen vom Verfassungsschutz beobachtet wird, scheint die Wähler nicht beeindruckt zu haben.

picture alliance/dpa/dpa Grafik | dpa-infografik GmbH
Karte mit Verteilung von AfD-Zweitstimmen

Die CDU Sachsen sackte derweil auf 17,2 Prozent ab – und liegt damit sogar hinter der SPD mit 19,3 Prozent. Dasselbe in Thüringen: Hier liegt die CDU ebenfalls auf Rang drei mit nur 16,9 Prozent. Die SPD folgt als zweitstärkste Kraft mit 23,4 Prozent.

Darum hat die AfD im Osten so gut abgeschnitten

Wieso sind die Rechtspopulisten im Osten so stark? Die Antwort setzt sich aus drei Faktoren zusammen, erklärt der Politikwissenschaftler Prof. Dr. Hans Vorländer (TU Dresden): „Erstens der Schwäche der CDU, zweitens der Unbeliebtheit des Kandidaten Laschet, drittens der Tatsache, dass sich die AfD schon seit geraumer Zeit in Teilen Thüringens, aber auch im Süden und Osten Sachsens verwurzelt hat,“

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Selbst das Flirten von Teilen der CDU mit dem rechten Rand konnte den Absturz nicht mehr verhindern. „Die Positionen sind bereits von der AfD besetzt. Die Leute wählen das Original“, sagt Vorländer.

Wenig hilfreich waren wohl auch die Äußerungen des Ostbeauftragten und Spitzenkandidaten der CDU in Sachsen, Marco Wanderwitz: „Er sprach über die ‚Demokratieschwäche‘ und die ‚Diktatursozialisierung‘ des Ostens. Das ist als Misstrauen gegenüber den Bürgerinnen und Bürgern missverstanden worden“, so Vorländer. Eine Steilvorlage für die AfD. Die Konsequenzen bekam Wanderwitz direkt zu spüren: Er hat sein Direktmandat verloren.

„Viele Menschen haben Angst vor einer weiteren Veränderung“

Doch wieso die AfD? Die Gründe für das Wahlergebnis liegen im Erleben der Wiedervereinigung mit ihren extremen wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Umbrüchen, so die Politikwissenschaftlerin der Friedrich-Schiller-Uni Jena, Dr. Anne Küppers. „Hier im Osten ist das Gefühl politischer Unzufriedenheit wesentlich verbreiteter als im Westen. Genau wie das Gefühl, der sozialen Marginalisierung und Bürger zweiter Klasse zu sein – oft in Verbindung mit ausländerfeindlichen Einstellungen.“


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Die AfD nutzt diese Gefühle für sich und ihr Parteiprogramm. „Viele Menschen haben Angst vor einer weiteren Veränderung“, so Küppers. Doch die ist  nötig, um zum Beispiel den Klimawandel zu bekämpfen. „Das könnte der Grund sein, warum es  auch den Grünen so schwer fällt hier Fuß zu fassen.“

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