„Pferdescheiße“! Impfstreit in der NBA eskaliert
Kyrie Irving nahm am Medientag der NBA nur aus der Ferne teil. Aufgrund des Corona-Protokolls durfte der Point Guard nicht vor Ort sein. Seine Haltung zum Thema Corona-Impung sorgt in den USA für Zündstoff.
Ein Blitzlichtgewitter blieb Kyrie Irving erspart. Aber nicht die lästigen Fragen, auf die der Superstar der Brookyln Nets lieber keine Antworten geben wollte. Wegen des Corona-Protokolls der Stadt New York musste der Impfskeptiker per Zoom zum Medientag der NBA zugeschaltet werden, im Barclays Center standen nur die Teamkollegen zur Verfügung.
Keine Ablenkung: Irving will Aufmerksamkeit auf Nets richten
Geimpft oder nicht? Das war die brennendste Frage. Irving wich einer Antwort aus. Er wolle die Angelegenheit „privat halten“, sagte der 29-Jährige. Die ganze Aufregung stört ihn. „Das war das Letzte, was ich wollte. Noch mehr Ablenkung und Drama rund um dieses Thema.“
Auch wenn es Irving nicht bestätigt hat: Der siebenmalige Allstar gehört mit ziemlicher Sicherheit zu den laut Medienberichten gut 40 Profis, die rund drei Wochen vor dem Saisonstart in der nordamerikanischen Basketball-Profiliga die Spritze (noch) nicht bekommen haben. Bleibt es dabei, fehlt Irving den Nets in den Heimspielen. Denn Bürgermeister Bill de Blasio hat im vergangenen Monat verfügt, dass ungeimpfte Profisportler in Innenräumen weder trainieren noch spielen dürfen.
Es gibt rund um das Virus eine Menge Gesprächsstoff in der NBA. Die gleiche Vorgabe wie im Big Apple gilt in San Francisco, wo die Golden State Warriors spielen. Auch Andrew Wiggins ist nicht geimpft, deshalb hatte der 26-Jährige zuletzt aus religiösen Gründen eine Ausnahmegenehmigung beantragt, welche die NBA allerdings ablehnte.
Spieler lehnen Impfpflicht ab – Durant steht hinter Irving
Die Liga ist in einer schwierigen Situation. Eine geplante Impfpflicht für die Profis stieß bei der Spielergewerkschaft NBPA auf Widerstand und kam letztlich nicht durch. Diese gilt aber für Schiedsrichter, Trainer und Mitglieder des Teamstaffs. Und aus diesen Kreisen regt sich immer mehr Unmut. „Jeder, der geimpft ist, sollte sauer auf diejenigen sein, die es nicht sind“, sagte etwa ein namentlich nicht genannter Assistenzcoach bei ESPN: „Nicht zu verlangen, dass NBA-Spieler geimpft werden, ist Pferdescheiße.“
Die Zahl der Impfdurchbrüche steigt derzeit. Ime Udoka, neuer Trainer der Boston Celtics um den deutschen Nationalspieler Dennis Schröder, beendete am Montag die zehntägige Quarantäne nach einem positiven Test – trotz Impfung. „Für die Spieler müssen die gleichen Standards gelten wie für uns“, forderte ein Athletiktrainer eines NBA-Klubs und wies besonders auf die Gefahren für Kinder hin, die nicht geimpft werden könnten.
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Irving, der am anstehenden Trainingscamp in San Diego teilnehmen soll, wird sich kaum von seinem Weg abbringen lassen. Der Point Guard ist für unkonventionelles Denken bekannt. Vor Jahren behauptete er beispielsweise, die Erde sei „eine Scheibe“, verweigerte immer wieder Interviews und zahlte Strafen.
Kritik von Kollegen gibt es nicht. „Das ist Kyries Sache und seine persönliche Entscheidung“ sagte Irvings Teamkollege Kevin Durant. Es gehe nicht darum, „zu spekulieren, was passiert“. Selbst Jayson Tatum von den Celtics, den die Folgen einer Corona-Erkrankung in ein Leistungsloch brachten, sagt: „Es ist deine eigene Entscheidung. Ich verstehe die Bedenken derer, die nicht geimpft sind. Es geht um ihre Gesundheit.“ (SID)