Fußballprofi Mesut Özil posiert mit Jürgen Todenhöfer auf Twitter.
  • Fußballprofi Mesut Özil posiert mit Jürgen Todenhöfer auf Twitter.
  • Foto: mesutozil1088/Twitter

Wie „Team Todenhöfer“ bei Hamburgs Muslimen punktete

Nie gab es so viele „sonstige“ Parteien und nie räumten sie so ab. In Hamburg erhielten die Kleinstparteien insgesamt 6,8 Prozent der Wählerstimmen. Die Partei „Team Todenhöfer“ sammelte besonders in Wahllokalen in Wilhelmsburg und Billstedt Stimmen. Während sie in Hamburg insgesamt nicht mal auf ein Prozent kam, säße sie hier schon im Bundestag – dahinter steckt Methode.

Der Publizist Jürgen Todenhöfer (80) trat 2020 aus der CDU aus und gründete wenig später seine eigene Partei „Team Todenhöfer – die Gerechtigkeitspartei“. Neben „Gerechtigkeit“ in allen Lebensbereichen fordert die Partei eine Beendigung aller Auslandseinsätze der Bundeswehr und will sich für Friedenspolitik einsetzen.

„Team Todenhöfer“ erobert Wilhelmsburg und Billstedt

Was auffällt: In Hamburg erhält Todenhöfer besonders in Stadtteilen mit einer großen muslimischen Community wie Wilhelmsburg oder Billstedt viel Zuspruch. Im Wahllokal 13602, in der Prassekstraße in Wilhelmsburg schaffte es seine Partei, mehr als 10 Prozent zu holen.

Rund zwei Kilometer weiter im Wahllokal 13714, am Perlstieg bekam „Team Todenhöfer“ 8,4 Prozent, etablierte Parteien blieben weit zurück, in der Krieterstraße lag Todenhöfer ebenfalls mit 8,4 Prozent vor AfD und FDP. Weiter nordwestlich in Mümmelmannsberg (Billstedt) gelang der Partei ebenfalls der Sprung über die 5-Prozent-Hürde.

Mesut Özil postet Selfie mit Todenhöfer

Ein Zufall? Eher nicht. Todenhöfer setzte im Wahlkampf bewusst auf Migrationsthemen. Der Autor des Buchs „Feindbild Islam: Zehn Thesen gegen den Hass“, will sich nach eigener Aussage aktiv „gegen wachsende Islamfeindlichkeit und Antisemitismus stellen“. „In manchen migrantischen Kreisen gilt er als Kultfigur“, schreibt die „Zeit“ über ihn.

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Passend erschien da die Unterstützung einer anderen Kultfigur: Fußballer Mesut Özil, der auch schon mit dem türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan posierte, postete während des Wahlkampfs ein Selfie mit Todenhöfer. Özil bezeichnete ihn als „Deutschlands mutigsten Politiker“. Angeblich wollen beide zusammen ein Buch schreiben.

Antisemitismus-Vorwürfe und Besuch bei der Taliban

Hilfreich dürfte für das „Team Todenhöfer“ auch die als AKP nah geltenden Migrantenpartei „Bündnis für Innovation & Gerechtigkeit“ (BIG) gewesen sein. Die BIG trat selbst nicht zur Bundestagswahl an, machte aber kräftig Werbung für Todenhöfer. Welche Interessen Todenhöfer wirklich mit seiner One-Man-Show verfolgt, bleibt verwirrend.

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Hier nur einige Bespiele: Er bezeichnete den Gazastreifen als „weltgrößtes Konzentrationslager“, weshalb ihm mehrmals Antisemitismus vorgeworfen wurde. Und kurz vor der Wahl reiste Todenhöfer mal eben nach Kabul, um mit den Taliban zu sprechen. Die kommenden Jahre werden zeigen, wie sich seine neue Partei wirklich positioniert.

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