Einsturzgefahr im Tierheim: Zoff um Grundstück von der Stadt
Die dramatische Lage im Tierheim Süderstraße (Hamm) spitzt sich zu: Nachdem das alte Katzenhaus wegen Einsturzgefahr gesperrt werden musste, prüft ein Statiker derzeit das alte Hundehaus. „Wenn es auch einsturzgefährdet ist, müssen wir es ebenfalls räumen und können dann schlimmstenfalls keine Hunde mehr aufnehmen“, sagt die stellvertretende Vorsitzende des HTV, Gabriele Waniorek-Goerke. Das Tierheim möchte zur Rettung auf der angrenzenden Grünfläche zügig neue Gebäude errichten. „Aber was die Stadt uns derzeit anbietet, ist zu klein und darf nicht einmal bebaut werden.“ Demnächst ist erneut ein Krisen-Termin mit Senatorin Anna Gallina (Grüne).
Schon jetzt gab es aufgrund der dramatischen Lage im Tierheim seit August einen befristeten Aufnahmestopp. Für Hunde und Kleintiere kann er nun aufgehoben werden, weil viele Tiere vermittelt wurden und die Lage sich etwas entspannt hat. Bei den Katzen bleibt er bestehen. Denn seit das alte Katzenhaus geschlossen wurde, sind dort die Quartiere für 150 Samtpfoten gesperrt. Allein 40 Katzen leben nun beengt in Boxen im Foyer des neuen Katzenhauses. Eine große Belastung für die Tiere. Die Isolierstation musste geschlossen werden, die Tiere sind – natürlich ebenso sicher – woanders untergebracht worden. Auch der OP- und Röntgen-Bereich musste evakuiert werden und ist notdürftig in die leerstehende Hausmeisterwohnung umgezogen.
Der Grund für die marode Substanz der Gebäude ist lange bekannt: Die Stadt hatte dem Tierheim damals in den 60er Jahren das Gelände einer ehemaligen Mülldeponie zur Verfügung gestellt. Das rächt sich nun. Die Häuser sacken ständig irgendwo ab, weil der Untergrund arbeitet. Waniorek-Goerke: „Die Gebäude sind schon alle als Tiefgründungen mit Pfählen errichtet worden.“ Was das Bauen extrem teuer macht und ständige Renovierung erfordert. „Wenn sie den Fußboden im Katzenhaus aufstemmen, dann blicken Sie in ein schwarzes Loch“, schildert sie. „Der Untergrund – das ist alles weg.“ Nun muss das Fundament neu gegründet werden. Der Verein rechnet mit Kosten von rund einer Million Euro.
Derzeit prüft ein Gutachter auch das alte Hundehaus – dort könnte die Lage die gleiche sein. „Dann müssten wir es auch sperren“, so Waniorek-Goerke. Sonst wäre die Sicherheit der Mitarbeiter und Tiere gefährdet. „Dann könnten wir auch keine Hunde mehr aufnehmen“, fürchtet sie. Allerdings gibt es mit der Stadt einen Vertrag, dass Fundtiere und behördlich sichergestellte Tiere in der Süderstraße aufgenommen werden. „Der Vertrag müsste dann geändert werden. Oder wir könnten die Tiere, die uns die Bürger bringen, nicht mehr aufnehmen.“ Wie es jetzt gerade seit August zeitweise der Fall war. Die gesamte Sanierung der baufälligen Tierhäuser verursacht Kosten im mehrstelligen Millionenbereich.
HTV soll Grundstück von der Stadt Hamburg bekommen
Wegen der Dramatik der Lage hat sich auch die seit Kurzem zuständige Justizsenatorin Anna Gallina (Grüne) bereits eingeschaltet. Sie konnte erreichen, dass der Tierschutzverein eine östlich angrenzende Grünfläche bekommt. Allerdings nur zu einem kleinen Teil. Von den 13.000 Quadratmetern sind es nur 2600 geworden. Das größere Gelände nutzt der Polizeihundeverein Bille. Und die Fläche fürs Tierheim befindet sich auch noch im äußersten nördlichen Zipfel. Und wieder auf Mülldeponie-Gelände. Waniorek-Goerke und der HTV sind entsetzt. „Das ist keine Lösung, das ist eine Beruhigungstablette.“
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Zum einen reiche die Fläche absolut nicht, um dort wie geplant neue Hundehäuser in Pavillon-Bauweise wie in Berlin zu errichten, ganz zu schweigen von dem dringend benötigten Gefahrtierhaus. Zudem soll der HTV ausgerechnet den nördlichsten Zipfel der Grünfläche bekommen, ohne Zuwegung zur Straße. Ein großes Problem für die Bauphase, weil die Baufahrzeuge nicht aufs Gelände kämen.
„Das, was die Stadt uns da anbietet, reicht einfach nicht für eine neue Konzeption des Tierheims.“ Denn damit könnte das Tierheim gerade mal um zehn Prozent in der Fläche wachsen. Weiteres riesiges Problem: Weil auch dort die Mülldeponie unter der Erde liegt, darf bisher nicht gebaut werden. Ein neues B-Plan-Verfahren würde Jahre dauern. Im Bezirk Mitte rotiert nun das Bauamt auf der Suche nach alternativen Lösungen.
Tierheim Süderstraße: Vielleicht ganz neuer Standort?
Waniorek-Goerke: „Die Stadt könnte uns auch eine ganz neue Fläche geben, auf der wir uns komplett neu erfinden können.“ Denn schon jetzt ist klar: Wenn erneut auf einer Mülldeponie gebaut werden muss, schießen die Baukosten in die Höhe. Wollte das Tierheim dort zweistöckig bauen, so würden die Kosten sich sogar vervierfachen wegen des Untergrundes. Und auf dem bestehenden Gelände sacken die Gebäude weiterhin ab.