Volle Barclays-Arena: So lief Roland Kaisers 2G-Konzert
Was für ein Anblick! Dicht an dicht tanzen, singen, jubeln und feiern 7000 Menschen beim Konzert von Roland Kaiser (69) am Freitag in der Barclays-Arena. Der Oberrang bleibt zwar leer, doch der Unterrang und der bestuhlte Innenraum sind vollgepackt mit Partywilligen. Und die erzeugen spürbar Wärme – menschliche Wärme. Das hat es an diesem Ort seit 19 Monaten nicht mehr gegeben! Es ist Hamburgs erstes großes Konzert seit dem Ausbruch der Corona-Pandemie.
Die 2G-Regel, die der Hamburger Senat auf den Weg brachte, macht’s möglich: Zutritt gibt es nur mit Impf- oder Genesenen-Nachweis (der Einlass klappte trotzdem ohne größere Verzögerungen). Abstandsregeln, Alkoholverbot und Maskenpflicht entfallen. Und tatsächlich: Die wenigen Personen, die den Mund-Nasen-Schutz noch beim Betreten der Halle tragen, lassen ihn ziemlich schnell in der Tasche verschwinden. Für den Rest des Abends sind Masken an Besuchern die absolute Ausnahme, nicht mehr die Regel.
Roland Kaiser in Hamburg: Masken sind an diesem Abend die Ausnahme
Und wir fühlen uns fast ein wenig spießig, dass wir trotzdem nicht auf sie verzichten wollen. Doch das neue Normal ist so normal geworden, dass sich normal nicht mehr normal anfühlt. Ein mulmiges Gefühl bleibt – und sowieso: Man ist die Menschenmassen ja auch einfach nicht mehr gewohnt. Wie viele Tickets aufgrund der 2G-Regel oder aus Sorge vor dem Restrisiko einer Ansteckung zurückgegeben wurden, kann laut Veranstalter noch nicht genau beziffert werden. Ausgesprochen viele sollen es aber nicht sein.
Die, die gekommen sind, tun es aus Überzeugung, das wird mitunter zu deutlich: Sie wollen konsequent feiern und endlich Corona ein Stück weit hinter sich lassen. Und der Mann, der da oben mit elf Musikern auf der Bühne steht, ist der Heilsbringer: Roland Kaiser holt derzeit jeden Abend in einer anderen Stadt eine Arena aus dem Tiefschlaf. „Semmel Concerts“ ist der erste Veranstalter, der eine komplette Tournee auf 2G-Basis macht. Kaisers Gassenhauer „Ich glaub, es geht schon wieder los“ bekommt da eine ganz neue Bedeutung.
Es ist die erste komplette Arena-Tour auf 2G-Basis
„Wir haben Sie sehr vermisst“, sagt der Gentleman des Schlagers in Hamburg nach einem gefühlt minutenlangen Empfangs-Applaus. Es ist ein sehr bewegender Moment. „Dankeschön, dass ihr da seid. Dankeschön!“, fügt er hinzu. Und man glaubt ihm jedes Wort. Sein knapp dreistündiges Konzert mit Pause ist perfekt für den Neustart: „Santa Maria“, „Alles was du willst“, „Manchmal möchte ich schon mit dir“ – Kaiser hat viele Hits mit Mitsing- und Partypotenzial, die Erinnerungen an bessere Zeiten wachrufen. Und nun werden sie in den Köpfen des Publikums einen erneuten Moment der Erinnerung kreieren: an die Rückkehr zur Konzertnormalität nämlich.
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Der Künstler gibt im Smoking vor der mit großartigen Animationen bebilderten XL-Leinwand den James Bond im Eröffnungssong „Alles oder Dich“, der Namensgeber für die Tour ist. Er singt mit seinem Hamburger Gitarristen Billy King das beschwingende Duett „To All The Girls I’ve Loved Before“. Und er blickt auf die Zeit seiner Lungentransplantation zurück („Viele haben damals gesagt, der kommt nie wieder auf die Bühne zurück“), erzählt von seinem ersten Plattenvertrag, von den Frauen („Ich habe da so wenig Erfahrung“) und findet persönliche Worte für jeden seiner Musiker. Corona macht er nicht zum Thema, das würde die Stimmung im Saal nur vermiesen.
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„Wir haben Lebensdurst im Überfluss, genießen jeden Atemzug“ bringt der Kaiser beim Song „Gegen die Zeit“ das kollektive Gefühl des Abends auf den Punkt. Die Menschen klatschen dazu euphorisch zum Stampfbeat und wissen, was sie die letzten anderthalb Jahre vermisst haben. Zum Mega-Hit „Warum hast du nicht nein gesagt“ (135 Mio. Klicks auf YouTube) singt die ganze Arena mit. Gänsehaut total – Sorgen adé? „Ich danke euch sehr, dass ihr den Abend heute einzigartig gemacht habt“, so Kaiser zum Abschluss, der dann doch daran erinnert, dass die Pandemie noch nicht vorbei ist: „Bleibt gesund, kommt gut nach Hause und bis zum nächsten Mal.“ Und schon rauscht er in die nächste Arena.