So will der HVV cool werden
„Alles neu beim HVV” – nicht mehr und nicht weniger soll sich beim Verkehrsverbund ändern. Während der öffentliche Nahverkehr noch immer unter der Corona-Krise leidet, kündigten die Verantwortlichen am Montag neue Konzepte an. Dafür gibt es ein neues Logo, ein neues Selbstverständnis und die Verkehrsbetriebe rücken enger zusammen.
„Heute wird der HVV neu erfunden“, mit diesen Worten wurde die Pressekonferenz eingeleitet. Wenn auch die anschließende Veranstaltung dem noch nicht ganz gerecht wurde, wird beim Hamburger Verkehrsverbund tatsächlich kräftig umgebaut.
HVV präsentiert sich mit neuem Logo
Bemerkbar macht sich dies natürlich zuerst am neuen Logo, das sich der HVV verpasst. Ein grüner Pfeil weist künftig die Richtung, die man als zentralen Baustein der Mobilitätswende verfolgen will. Bis 2030 soll schließlich das Ziel des Hamburg-Takts eingelöst werden. Das Versprechen: Jede:r Hamburger:in soll dann in maximal fünf Minuten ein öffentliches Verkehrsmittel erreichen können. Soweit, so bekannt.
Neuer und für die internen Prozesse der verschiedenen Verkehrsbetriebe (Hochbahn, S-Bahn, VHH, etc.) von zentralerer Bedeutung ist die Ankündigung, künftig sehr eng unter dem Dach des HVV zusammenzurücken. Vorbei sollen die Zeiten sein, in denen jeder eigenbrötlerisch in seinem Gebiet arbeitet. Bald werden also auch Busfahrer:innen wissen, wann die U-Bahn ankommt und abfährt und sich so besser am Fahrgast orientieren können. Ein längst überfälliger Schritt.
HVV will sich ein neues Image verpassen
Unterm Strich geht es jedoch auch um ein neues Image, das sich der HVV verpassen möchte. „Wir haben ein Imageproblem des ÖPNV in Deutschland“, sagte HVV-Chefin Anna-Theresa Korbutt. Das wolle man nun angehen. Bislang habe das Auto stets für Freiheit gestanden, der HVV jedoch nicht. „Der Hamburg-Takt ist der Inbegriff des Freiheitsgedankens“, sagte Martin Bill, Staatsrat der Verkehrsbehörde. Mit den öffentlichen Verkehrsmitteln könne man spontan ins Theater fahren, danach noch einen Absacker trinken und dann von überall wieder zurück nach Hause kommen.
Es soll also nun noch verstärkter daran gearbeitet werden, das gute Image des Autos zum ÖPNV zu verschieben. „Der Kunde steht künftig noch stärker im Mittelpunkt“, kündigte Korbutt an. Man wolle in den Dialog gehen, um das beste Angebot zu schaffen und auch Neukunden zu gewinnen.
Den Kunden respektive Fahrgast interessiert neben dem Logo aber noch viel eher, was sich konkret für ihn auf dem Weg zur Arbeit, zu Freunden oder bei Ausflügen ändert. Da gaben sich die Akteure am Montag noch zurückhaltend. „Ich will noch nicht zu viel verraten“, so die HVV-Chefin.
Diese Projekte stehen in den Startlöchern
Ein wenig wurde dann doch für die nahe Zukunft angekündigt. So soll in wenigen Wochen endlich „HVV any“ an den Start gehen, die das Tarifsystem stark vereinfachen soll. Fahrgäste können in Zukunft bei Fahrtantritt mit dem HVV in der HVV-Switch-App einchecken und direkt losfahren. Das Umsteigen zum Beispiel in ein anderes öffentliches Verkehrsmittel und das Aussteigen sollen automatisch erfasst werden. Am Ende des Tages errechnet die App aus der Kombination aller Fahrten die jeweils günstigste Fahrkarte. Mit integriert sind auch Carsharing-Angebote oder Moia.
Auch ist ein Homeoffice-Ticket in Planung. Details stehen jedoch noch aus. Stärker in den Fokus will man auch den Ausbau von On-Demand-Angeboten in Randgebieten nehmen. Dort, wo sich es sich zum Beispiel abends nicht mehr lohnt, Busse durch die Gegend düsen zu lassen, wird bald verstärkt auf Fahrdienste gesetzt, die man über den HVV ordern kann.
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Ob die große Image-Wende gelingt, wird sich nicht zuletzt an der Umsetzung konkreter Projekte zeigen müssen. Hochbahn-Chef Henrik Falk gab sich zuversichtlich: „Ich hoffe, dass wir das mit einer großen Radikalität zusammen machen.“