Sex on the Beach im Theater: Gefeierter Kino-Regisseur bringt „Krum“ ins Thalia
Ein großer Fels am Strand – mitten im Thalia-Theater. Der Sand, das Meer, die Sonne! Das Breitwand-Bühnenbild von Stéphane Laimé lässt das Publikum schmachten und versetzt es in die richtige Stimmung, selbst im herbstlichen Hamburg.
Und doch merkt man sofort, dass hier nicht alles ganz in Ordnung ist: Die Hitze drückt, die Langeweile drückt, die Seele drückt. In dem Stück „Krum“ des israelischen Dramatikers Hanoch Levin geht es eben nicht um Beach-Boys-mäßige „Good Vibes“, sondern um die existenzielle Absurdität des Lebens. Oder eben: den Sinn. Die Titelfigur Krum ist aus dem Ausland zurückgekehrt und hat von dort nichts mitgebracht, weder materiell noch ideell, nicht mal eine Anregung für den ersehnten literarischen Erfolg.
Krum im Thalia: Mundruczó lässt die Figuren schreien und saufen
In der Heimat ist alles so wie immer. Außer dass Krums Freundin mit einem anderen Mann angebandelt hat. Man feiert lahme Feste und der alte Freund Tugati überlegt noch immer, ob er besser morgens oder abends Sport treiben soll – und macht bis dahin gar nichts. Regisseur Kornél Mundruczó, der zuletzt mit seinem Film „Pieces Of A Woman“ international für Aufmerksamkeit sorgte, lässt die Figuren vor dem Rauschen der anbrandenden Wellen schreien, saufen, sich mit Sonnenmilch einschmieren und stöhnen. Er zeigt nackte Haut und angedeuteten Sex on the Beach.
In dem ziemlich starren Konstrukt haben die mehr als zwei Stunden ihre Längen, aber eben auch sehr schöne Momente, ein starkes Ensemble und wirkungsvoll eingesetzte Livemusik von Daniel Freitag.
Thalia-Theater: 23.10., 16.11., 9./10.12., je 20 Uhr, 9-55 Euro, Tel. 32 81 44 44