KZ-Prozess: 96-Jährige wieder frei – mit Fußfessel
Die 96 Jahre alte Angeklagte in einem der womöglich letzten NS-Prozesse in Deutschland ist aus der Untersuchungshaft entlassen worden. Die 3. Große Jugendkammer des Landgerichts Itzehoe setzte den Haftbefehl außer Vollzug, wie eine Gerichtssprecherin am Dienstag mitteilte.
Irmgard F. war zuvor erneut dem Gericht vorgeführt worden. Nach Prüfung der Beschwerde wurde sie unter Anordnung von Sicherheitsmaßnahmen aus der Haft entlassen. Das Gericht gab auf Nachfrage keine Auskünfte über die Art der Maßnahmen. Der „Spiegel“ berichtet aber, dass F. eine Fußfessel tragen müsse und zitiert einen Vertreter der Nebenklage: Es sei „eine gute Entscheidung des Gerichts“, damit könne eventuell „der Trotz gebrochen“ werden.
Angeklagte wollte sich Verfahren entziehen
Das Gericht hatte am 30. September bis auf weiteres Untersuchungshaft angeordnet und damit auf den Versuch der ehemaligen Sekretärin im Konzentrationslager Stutthof reagiert, sich dem Verfahren zu entziehen. Nach Informationen des „NDR“ hatte F. nach ihrer Flucht ausgesagt, dass sie unschuldig sei und auch zu künftigen Verhandlungsterminen nicht erscheinen wolle. Die Fußfessel soll eine weitere Flucht verhindern.
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Wenige Stunden vor dem geplanten Prozessbeginn hatte die 96-Jährige am 30. September ihr Heim in Quickborn (Kreis Pinneberg) verlassen und war mit einen Taxi Richtung Norderstedt/Hamburg-Ochsenzoll gefahren. Nach „Bild“-Informationen war sie am Mittag zu Fuß auf der Langenhorner Chaussee in Hamburg unterwegs, als Polizisten auf sie aufmerksam wurden. Nach Angaben einer Gerichtssprecherin hatte sie wenige Tage vor Prozessbeginn in einem Brief an das Gericht erklärt, dass sie nicht kommen wolle.
Irmgard F. (96) muss offenbar Fußfessel tragen
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Der Prozess gegen die Frau wird am 19. Oktober fortgesetzt. Für diesen Termin ist die Verlesung der Anklage geplant. Der Frau wird Beihilfe zum Mord in mehr als 11.000 Fällen vorgeworfen. Als Stenotypistin und Schreibkraft in der Kommandantur von Stutthof bei Danzig soll sie zwischen Juni 1943 und April 1945 den Verantwortlichen des Lagers bei der systematischen Tötung von Gefangenen Hilfe geleistet haben. In dem deutschen KZ und seinen Nebenlagern sowie auf den sogenannten Todesmärschen zu Kriegsende starben nach Angaben der für die Aufklärung von NS-Verbrechen zuständigen Zentralstelle in Ludwigsburg rund 65.000 Menschen. (akl/dpa)