Arzt mit Test
  • Ab Montag darf in Hamburg nur noch medizinisches Fachpersonal 3G-Test-Zertifikate ausstellen.
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3G-Tests nur noch in Apotheken und Arztpraxen – droht nun Chaos?

Das Ende der Gratis-Tests für alle und an jeder Ecke: Ab Montag müssen Ungeimpfte ihr Zertifikat für 3G-Veranstaltungen selbst zahlen. Und: Es werden nur noch Zertifikate von medizinischen Einrichtungen akzeptiert. Mit der Bescheinigung vom Arbeitgeber kommt man also nicht mehr in Fitnessstudio. Mediziner stehen den neuen Regeln des Senats skeptisch gegenüber.

Für überzeugte Ungeimpfte unter den Hamburgern wird es zunehmend unbequem: Kein Anspruch auf Lohnfortzahlung mehr bei Corona-Quarantäne, immer mehr Clubs, Theater und Restaurants, die nur noch Geimpfte und Genesene eintreten lassen, und ab morgen auch noch das Ende der Gratis-Tests an jeder Ecke. Die Unannehmlichkeiten betreffen allerdings nur eine kleine Minderheit unter den Erwachsenen: Die Impfquote unter den über 18-Jährigen beträgt in Hamburg inklusive verspäteter Nachmeldungen bis zu 90 Prozent, wie die Kassenärztliche Vereinigung schätzt.

Für freiwillig Ungeimpfte zieht Hamburg nun (im Gegensatz etwa zu Schleswig-Holstein) eine weitere Hürde hoch: Die kostenpflichtigen Testzertifikate für 3G-Veranstaltungen gibt es ab Montag nur noch in Arztpraxen, Apotheken und bei Testzentren mit eigenen Laboren (etwa bei Asklepios-Kliniken und am Airport).

Hamburg: Für diese Gruppen bleiben die Tests gratis

Gratis bleiben die Tests für folgende Personengruppen, allerdings nur bis Ende des Jahres:

  • Jugendliche unter 18 Jahren (ab dem 1. Januar 2022 nur noch Kinder unter 12 Jahren)
  • Schwangere für die gesamte Dauer der Schwangerschaft
  • Stillende (bis 10. Dezember)
  • Infizierte oder Kontaktpersonen, die für das Ende der Quarantäne einen negativen Testnachweis brauchen.
  • Personen, die sich aus medizinischen Gründen nicht impfen lassen können (Attest)

Die Strategie ist klar: Alle, für die es eine Impfempfehlung gibt, sollen sich impfen lassen oder zahlen. Immerhin hat der Bund bisher rund 80 Millionen Euro für die Gratistests nach Hamburg fließen lassen, von insgesamt rund drei Milliarden Euro (Stand August).


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Droht in Hamburg nun Chaos mit Ansage? Vieles liegt im Nebel, etwa die Zahl der Tests, die derzeit noch durchgeführt werden. Die aktuellsten Zahlen stammen von Ende August, wie die Sozialbehörde mitteilt. Damals meldeten die Testzentren mehr als 236.000 Tests pro Woche (davon waren übrigens nur 232 positiv, also 0,1 Prozent).

Ob die Zahl gleich geblieben ist, sich mit der steigenden Impfquote halbiert oder geviertelt hat? Unbekannt. Und selbst wenn es nur noch 100.000 Tests pro Woche sind: Wer soll sie durchführen, wenn ab Montag die Zelte auf den Parkplätzen, die Testzentren in Bars, Kirchen, Sonnenstudios ihre Stäbchen einpacken und schließen? Werden nun Arztpraxen und Apotheken überrannt?

Kai-Peter Siemsen, Präsident der Apothekerkammer Hamburg Daniel Reinhardt/dpa
Porträt Kai-Peter Siemsen
Kai-Peter Siemsen, Präsident der Apothekerkammer Hamburg

Kai-Peter Siemsen, Präsident der Hamburger Apothekerkammer, wagt keine Prognose: „Da haben wir keine Einschätzung. Das ist für uns eine Blackbox“. 69 Hamburger Apotheken haben sich während der Pandemie Teststationen eingerichtet. Die Standorte sind auf einer interaktiven Karte der Sozialbehörde verzeichnet: „Neue werden vermutlich nicht eröffnet“, so Siemsen.

Und die Praxen? Sind die vorbereitet? Auch hier gilt: Nichts genaues weiß man nicht. Ob Arztpraxen Coronatests für Selbstzahler anbieten, ist eine freiwillige Entscheidung – und keiner hat einen Überblick, wie viele Ärzte und Ärztinnen sich zusätzliche, ungeimpfte Patienten ins Wartezimmer holen wollen, die für einen Konzert- oder Restaurantbesuch ein Testzertifikat brauchen. „Kolleg:innen, die mit ihren anderen Aufgaben, wie Impfen, Infektsprechstunden und Testen von symptomatischen Patient:innen, schon ausgelastet sind, müssen auch keine Testungen durchführen“, stellt Hausärztin Dr Jana Husemann, Vorsitzende des Hamburger Hausärzteverbandes, fest.

Dr. Jana Husemann, Vorsitzende des Hamburger Hausärzteverbandes Maximilian Probst / hfr
Porträt Jana Husemann
Dr. Jana Husemann, Vorsitzende des Hamburger Hausärzteverbandes

Auch die Kassenärztliche Vereinigung KV winkt ab: „Der KV Hamburg liegen keine validen Daten darüber vor, welche oder wie viele Praxen diese Bürgertestungen anbieten werden“, so Pressesprecher Jochen Kriens. Wer hofft, mit einem Anruf bei der KV-THotline 116117 zu erfahren, wo die nächste testwillige Praxis ist, wird enttäuscht: „Über die 116117 wird es hierzu keine Informationen geben“, so Kriens: „Menschen, die sich testen lassen wollen, sollten direkt bei ihrer (Haus-)Arztpraxis nachfragen, ob dort Bürgertests angeboten werden.“ Allerdings kann man online ist über die Seite eterminservice .de einen Sebstzahlertest bei einer Praxis in der Umgebung buchen.

Das kosten Coronatests in Hamburg

Wie viel ein zertifizierter Test ab Montag kosten wird, ist ebenfalls unklar. Die Gebührenordnung für Ärzte sieht für „Untersuchungen mit ähnlichem methodischem Aufwand“ eine Gebühr von 16,76 Euro vor, das ist die Summe, die die Krankenkassen übernehmen. Ab Montag ist der Test aber eine Privatleistung, deren Vergütung Arzt und Ärztin selbst bestimmen: „Wahrscheinlich werden sich die Kosten zwischen 15 und 25 Euro bewegen“, so die übereinstimmenden Schätzungen von Hausärztin Husemann und Apotheker Siemsen.

Die Kassenärztliche Vereinigung Hamburg kritisiert die Entscheidung des Senats, Zertifikate von privaten Teststationen ab Montag nicht mehr anzuerkennen: „Die Kapazitäten der Arztpraxen sind durchaus begrenzt, und der Aufwand für den zu Testenden ist deutlich größer. Wir befürchten, dass damit viele Tests unterbleiben und das Infektionsgeschehen damit nicht mehr korrekt abgebildet wird“, so der KV-Vorstandsvorsitzende Walter Plassmann zur MOPO.

Coronatests in Hamburg werden kostenpflichtig

Und wenn es hart auf hart kommt, wenn zu wenige Arztpraxen die Mühsal der 3G-Tests auf sich nehmen? Die Vorsitzende des Hamburger Hausärzteverbandes nimmt die Stadt in die Pflicht, falls die Testkapazitäten von Praxen und Apotheken nicht ausreichen: „Dann ist es Aufgabe der Stadt, Abhilfe zu schaffen“, so Jana Husemann.

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Kann die Stadt das? Behördensprecher Martin Helfrich setzt auf das Prinzip Hoffnung: „Wir gehen davon aus, dass der tatsächliche Bedarf, also die Nachfrage nach Tests für 3G, erheblich geringer sein dürfte und dass die bestehenden Testanbieter mit dem erheblich verringerten Bedarf umgehen können.“

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