Alarmierend: So deutlich spürt der Norden den Klimawandel
In Deutschland gibt es immer mehr Hitzetage. Seit 1950 verdreifachte sich die Anzahl der Tage mit heißen Temperaturen jenseits der 30 Grad auf 11,1 Tage pro Jahr. Auch im Norden nimmt die Zahl zu – zwei Länder liegen sogar noch über dem Bundestrend. Versicherer warnen vor schwerwiegenden Konsequenzen.
Durchschnittlich 7,3 Hitzetage zählte der Deutsche Wetterdienst (DWD) für Hamburg in den Jahren 2011 bis 2020 im Auftag des Gesamtverbands der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV). In den 1950er Jahren seien es noch 2,1 heiße Tage pro Jahr gewesen. An diesen liegt die Spitzentemperatur der Luft laut DWD-Definition bei 30 Grad und aufwärts. Eine andere Bezeichnung ist der „Tropentag“.
Hitzetage in Hamburg seit 1950 verdreifacht
Auch in Niedersachsen und Mecklenburg-Vorpommern ergab die Auswertung der Wetterdaten eine ungefähre Verdreifachung. In „Meck-Pomm“ stieg die Zahl der Hitzetage von 1,9 auf 6,7. Am häufigsten kletterte das Thermometer im Landkreis Ludwigslust-Parchim über die 30 Grad – im Schnitt an neun Tagen pro Jahr.
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In Niedersachsen ragt Wolfsburg mit durchschnittlich 12,1 heißen Tagen hervor, knapp viermal so viele wie noch vor 70 Jahren. Insgesamt zählte der DWD landesweit 8,4 Hitzetage im Schnitt (1950er: 2,3). Für Schleswig-Holstein (3,7) und Bremen (7,0) ergab die Analyse sogar eine Vervierfachung und damit die bundesweit höchsten Anstiege.
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„Die dynamische Zunahme der Hitzetage zeigt, dass der Klimawandel auch in Deutschland deutliche Spuren hinterlässt“, sagte GDV-Hauptgeschäftsführer Jörg Asmussen. Vor allem seit den 1980er Jahren sei die Zahl dramatisch angestiegen – pro Jahrzehnt kamen durchschnittlich 2,3 Hitzetage hinzu. Das beweise, „dass der Klimawandel auch in Deutschland deutliche Spuren hinterlässt“.
In Zukunft könnte die Zahl noch weiter steigen. Andreas Becker, Leiter Klimaüberwachung beim DWD, warnte vor einer weiteren Zunahme um fünf bis zehn heiße Tage pro Jahr im Norden zwischen 2031 und 2060, wenn die Treibhausgaskonzentration weiterhin zunehme. In Süddeutschland seien sogar bis zu 20 Hitzetage mehr möglich.
Klimawandel ist im Norden schon zu spüren
Eine Folge sei eine drastisch erhöhte Gefahr für mehr Hitzetote, Dürren und Waldbrände, warnt der GDV. Auch Ernteausfälle könnten zunehmen, wenn die Böden austrocknen oder mehr Schädlinge die Pflanzen zerstören. Die aufgeheizte Luft könne zudem mehr Feuchtigkeit speichern – damit steige die Gefahr für intensive Starkregen, Hochwasser und Sturzfluten wie im Sommer im Südwesten Deutschlands.
Die Auswertung erstellte der DWD auf Basis von Gebietsmittelwerten, die anhand der Werte des DWD-Messnetzes und unter Berücksichtigung etwa geografischer Gegebenheiten berechnet werden.