„CSU-Blutgrätschen“: Markus Söder, der Hinterhältige
Markus Söder „schmutzelt“ gerne. Das sagte einst der damalige CSU-Chef Horst Seehofer über den Franken, als dieser begann, ihn systematisch aus seinen Ämtern in Bayern zu drängen. Der Vorwurf der verdeckten Attacken, des Schlagens unter die Gürtellinie, der Hinterhältigkeit – Söder ist ihn bis heute nicht mehr losgeworden. Im Gegenteil: Die Vorwürfe kommen von immer mehr Seiten.
Der vergangene Mittwoch wird der CDU noch lange in Erinnerung bleiben. Nach der Ankündigung von Ampel-Gesprächen trat zunächst CDU-Chef Armin Laschet vor die Kameras und warb erneut für eine Jamaika-Koalition. Ein Bündnis von Union, FDP und Grünen gilt als letzte Machtoption des Westphalen.
Söder hätte Laschet die Bühne überlassen können
Minuten später beerdigte Söder von München aus Jamaika: Die Ampel-Gespräche seien eine „de-facto-Absage“ an Jamaika. Man müsse „die Realitäten“ anerkennen. Es gehe nun auch um „Selbstachtung und Würde“. Söder hätte an diesem Tag auch einfach nichts sagen und Laschet den Vortritt lassen können. Er tat es nicht.
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Auch wenn viele in der CDU Laschet wohl selbst gerne loswerden würden – Wolfgang Bosbach legte ihm am Donnerstag den Rücktritt nahe – viele haben die Schnauze von Söders Kurs voll. „Das war offene Sabotage“, sagte die CDU-Politikerin Diana Kinnert über den denkwürdigen Mittwoch.
Kuhle spricht von „CSU-Blutgrätschen“
So wie sie denken in der Partei viele – sagen es aber momentan nicht, um die Situation nicht noch zu verschlimmern. Weniger zurückhaltend ist die FDP. Die verliert durch Söders Jamaika-Ablehnung ein Druckmittel in den Ampel-Gesprächen. „Ohne die permanenten CSU-Blutgrätschen könnten wir morgen Sondierungsgespräche für eine Jamaika-Koalition beginnen“, empört sich Konstantin Kuhle (FDP). „Er ist innerhalb der Union wirklich auf Mobbing-Kurs unterwegs und hat Armin Laschet von Anfang an behindert.“
In der Tat konnte der Eindruck entstehen, Söder habe es nicht verwunden, im Kanzler-Kandidatenstreit gegen Laschet den Kürzeren gezogen zu haben: Zunächst attestierte er ihm öffentlich einen „Schlafwagen-Wahlkampf“. Dann befeuerte die CSU die Idee eines Kandidatentauschs. Schließlich erklärte CSU-Generalsekretär Markus Blume Anfang September: „Mit einem Kandidaten Söder stünden wir besser da.“ Wahlkampf aus einem Guss sieht wohl anders aus.
Söders Schielen auf die Landtagswahl
Aber auch nach dem Wahltag ließ Söder keine Gelegenheit aus, seinen Konkurrenten vorzuführen. So gratulierte er Olaf Scholz (SPD) zum Wahlerfolg und schob genüsslich hinterher: „Das gehört sich so.“ Laschet hatte Scholz zu diesem Zeitpunkt noch nicht gratuliert und stand deshalb in der Kritik.
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In der CDU glauben die wenigsten, dass Söder seinen Kurs ändern wird. Möglicherweise hofft der Bayer durch die Demontage Laschets, selbst noch irgendwie ins Kanzleramt einziehen zu können. Sicher ist aber: Die CSU hat 2023 Landtagswahlen zu bestreiten und schwächelt momentan in den Umfragen. Gegen eine Ampel-Koalition in Berlin ließe sich die potentielle Anhängerschaft der CSU wohl recht bequem mobilisieren.