Heroin im Cannabis? Das ist dran an Lauterbachs Aussage
SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach (58) bewies während der Corona-Pandemie, dass er bei wichtigen Themen aufklären kann – manchmal aber auch daneben liegt. Nun sorgt der Politiker mit einer Aussage für Verwirrung: Wird Cannabis, das illegal für den Drogenkonsum verkauft wird, tatsächlich Heroin beigemischt? Und wie ist die Lage in Hamburg? Das sagen Suchtstellen und die Drogenexperten der Hamburger Polizei.
„Immer häufiger wird dem illegal verkauften Straßen-Cannabis neuartiges Heroin beigemischt, das sich rauchen lässt. Damit werden Cannabis-Konsumenten schnell in eine Heroin-Abhängigkeit getrieben“, das sagte Lauterbach im Interview mit der „Rheinischen Post“. Der 58-Jährige, der sonst strikt gegen eine Legalisierung von Cannabis war, würde daher eine Legalisierung nun begrüßen. „Um Konsumenten vor gepanschtem Cannabis zu schützen.“
Heroin im Cannabis? Das ist dran an Lauterbachs Aussage
Viele fragen sich: Ist das wahr? Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in Suchtstellen, die täglich mit Drogen und Abhängigen zu tun haben, sind die Lauterbach-Aussagen ein Rätsel. „Davon habe ich noch nie gehört“, so Christiane Lieb von „Sucht Hamburg“. Es sei durchaus gängig, dass Marihuana bei der Pflanzung mit synthetischen Cannabinoiden besprüht werde. Dabei wisse man nie wirklich, was darin enthalten ist. Aber Heroin?
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„So etwas ist uns nicht bekannt. Auch die europäische Beobachtungsstelle hat keine Kenntnis davon. Die Frage ist ja auch: Was hätte der Verkäufer davon?“ Auch andere Suchtstellen, bei denen die MOPO nachhakte, haben von beigemischtem Heroin noch nichts gehört. „Ich halte das für Quatsch“, so ein Streetworker, der anonym bleiben will.
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Der Hamburger Polizei ist bisher kein Fall bekannt, „in dem Cannabis mit ,neuartigem‘ Heroin vermischt“ wurde, auch wenn man Heroin grundsätzlich rauchen könne, so Sprecher Florian Abbenseth zur MOPO: „Bei unserer kriminaltechnischen Untersuchungsstelle des Landeskriminalamts, die für die Analyse derartiger Substanzen zuständig ist, wurde ein derartiges Betäubungsmittelgemisch bisher nicht festgestellt.“ Auch in anderen Kripo-Dienststellen und rechtsmedizinischen Einrichtungen bundesweit ist derartiges Heroin-Cannabis unbekannt.
Karl Lauterbach wollte sich auf MOPO-Nachfrage nicht weiter äußern. Sein Sprecher verweist auf die „zahlreichen Statements“, die Lauterbach in dieser Sache bereits abgegeben habe. „Wir bitten um Verständnis.“