Nach Abriss-Androhung: Vermieter-Schreiben sorgt für Aufruhr
Es war eine Schocknachricht für die Mieterinnen und Mieter in der Zeughausstraße 42-44. Nicht von ihrem Vermieter, sondern aus der Antwort auf eine Senatsanfrage der Linken erfuhren sie Anfang September, dass ihrem Zuhause der Abriss droht. Nach Wochen hat sich die Hausverwaltung jetzt per Brief zu Wort gemeldet und ein Angebot gemacht. Bei den Anwohnern stoßen die darin gewählten Worte allerdings auf Unverständnis.
In dem Schreiben an die Mieter vom 30. September, das der MOPO vorliegt, schreibt die Hausverwaltung Alsterufer (HVA), dass eine gutachterliche Bestandsaufnahme das marode Ausmaß am und im Haus offenbare. „Als Bewohnerinnen und Bewohner ist ihnen zum Beispiel das massive Feuchtigkeitsproblem mit Schimmelbildung im unteren Teil des Bauwerks hinlänglich bekannt“, heißt es.
Hamburg: Zeughausstraße 42-44 droht der Abriss
Das weiße Etagenwohnhaus mit 27 Wohneinheiten wurde 1898 nach Entwürfen des Baumeisters Chr. Schark erbaut, steht allerdings nicht unter Denkmalschutz. Das liegt daran, dass das Gebäude im Zweiten Weltkrieg stark zerstört wurde und anschließend in Teilen neu aufgebaut worden ist. Heißt: Einem Abriss steht nichts im Wege.
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„Der Umfang der dringend erforderlichen Sanierung ist so groß, dass eine wohnungsweise Durchführung baulicher Maßnahmen ausgeschlossen ist“, heißt es in dem Schreiben weiter. Stattdessen plane man die Errichtung eines „zeitgemäßen und nachhaltigen“ Ersatzbaus. Vor Ende 2023 sei aber nicht mit dem Abriss zu rechnen.
Hamburg: Vermieter bietet Hilfe bei Wohnungssuche an
„Dies entspricht dem Vorgehen der städtischen Wohnungsbaugesellschaft SAGA auf dem benachbarten Grundstück Zeughausstraße 46“, schreibt die HVA. Dem Gebäude dort ging es bereits vor etwa anderthalb Jahren an den Kragen: Ein Gutachter bescheinigte der SAGA wie auch jetzt der HVA, dass die „tragende Bausubstanz gravierend beschädigt ist“. Dann rollten die Abrissbagger.
Die HVA macht ihren Mietern jetzt gleich mehrere Vorschläge: Unter anderem garantieren sie Unterstützung bei der Wohnungssuche, sowie das Recht zur Rückkehr in den Neubau und bieten auch kurioserweise eine Wohnung im benachbarten Neubau der SAGA an.
Vermieter-Schreiben mit Vorschlägen zur Unterstützung
„Auf den ersten Blick handelt es sich um eine sehr freundliche Kommunikation des Vermieters“, sagt Andree Lagemann von „Mieter helfen Mietern“ im Gespräch mit der MOPO. „Allerdings steht dort nicht, zu welchen Preisen die Mieter wieder einziehen können. Außerdem ist es überraschend, wie sie dazu kommen, SAGA-Wohnungen anbieten zu können“, so die Juristin.
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Der Vermieter in der Nummer 42-44 ist laut eigener Aussage selbst auf die SAGA zugegangen. Dort sei die Ausgangslage sehr ähnlich und die Mieter hätten die Möglichkeit, im Quartier zu bleiben – auch während der Bauzeit. Bei der SAGA steht der Neubaustart kurz bevor: „Wir erstellen zehn öffentlich-geförderte und elf frei finanzierte Wohnungen“, sagt Sprecher Michael Ahrens der MOPO.
Wohnen in Hamburg: Unterstützung aus der Bezirkspolitik
Das Vorgehen selbst trifft bei den Anwohnern auf Wut: „Der Vermieter will uns eindeutig Honig um den Bart schmieren!“, ist eine Anwohnerin der Nummer 42-44 überzeugt. Sie möchte lieber anonym bleiben. „Dieses Haus haben sie planmäßig verfallen lassen, neue Mieter haben immer nur Zwei-Jahres-Verträge bekommen.“ Hinzu kommt: „Was die hier neu bauen wollen, können wir uns wahrscheinlich sowieso nicht leisten, das werden dann Preise von bis zu 19 Euro pro Quadratmeter.“
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Unterstützung haben sich die Mieter bereits in der Bezirkspolitik gesucht. Tobias Piekatz, Fraktionsvorsitzender der SPD in Hamburg-Mitte, betont im Gespräch mit der MOPO, dass seine Partei sich für die Existenzsicherung der Anwohner einsetze. „Wir haben mehrere Gespräche mit dem Bezirksamt, mit den Mietern und dem Eigentümer geplant“, kündigt er an. Aus seiner Sicht hätte die Eskalation vermieden werden können, wenn die Grundstücksgesellschaft früher den Kontakt gesucht hätte.
Drohender Abriss Zeughausstraße: Wie geht’s jetzt weiter?
Aufgeben wollen die Mieter in der Zeughausstraße 42-44 jedenfalls noch lange nicht und weiterhin um das Stück Stadtgeschichte inklusive vieler Wohnungen kämpfen.