Plaza Inn Moorfleet
  • In diesem Hotel in Moorfleet finden Obdachlose im Winter eine Unterkunft.
  • Foto: Patrick Sun

Winternotprogramm: Hamburg mietet Hotel für Obdachlose

Hamburg will in diesem Winter erstmals ein Hotel für die Unterbringung von Obdachlosen mieten, wie die MOPO erfuhr. Es soll sich dabei um das „Plaza Inn“ in Moorfleet handeln. Mit der Unterbringung in Hotelzimmern würde die Stadt eine Kehrtwende im Winternotprogramm vollziehen.

Die Fahrer des Kältebusses haben die Nachricht als erste erhalten: In diesem Winter gibt es eine neue Anlaufstation, zu der Obdachlose in kalten Nächten gebracht werden können. Die Stadt miete das Hotel „Plaza Inn“ in Moorfleet an. Die Rede ist von 360 Betten in Doppelzimmern, jeweils mit Bad und TV auf dem Zimmer. Wobei das Gebäude deutlich bescheidener ist, als der pompöse Name vermuten lässt. Martin Helfrich, Sprecher der Sozialbehörde, wollte den Hotel-Deal auf MOPO-Anfrage weder bestätigen noch dementieren und verwies auf eine Bekanntmachung in der kommenden Woche.

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Die Sammelunterkünfte Schmiedestraße und Kollaustraße (je 250 Schlafplätze) sollen in diesem Jahr nicht mehr Teil des Winternotprogramms sein, wie das Team vom Kältebus erfuhr. Auch das will der Behördensprecher nicht bestätigen.

Hamburg mietet Hotel für Obdachlose

Hilfsorganisationen und Kirchenvertreter setzen sich seit langem dafür ein, Obdachlose im Winter statt in Sammelunterkünften in Hotels unterzubringen. Das städtische Winternotprogramm ist als nächtlicher „Erfrierungsschutz“ angelegt, den die Männer und Frauen tagsüber verlassen müssen, was immer wieder zu Kritik geführt hat.

Bisher waren die Rufe bei der Stadt auf taube Ohren gestoßen. Hotelzimmer könnten kein Hilfesystem ersetzen, hieß es aus der Sozialbehörde. Bisher wurden nur in absoluten Einzelfällen etwa chronisch kranke Obdachlose auf Kosten der Stadt in ein Hotel einquartiert.

13 Obdachlose in Hamburg erfroren

Besonders laut waren die Appelle im vergangenen Winter, als die Hotels wegen der Pandemie leer standen und viele Betroffene das Winternotprogramm aus Angst vor Ansteckung mit dem Coronavirus mieden. Auch die Opposition aus CDU, FDP und Linken forderte in seltener Einmütigkeit die Einzelunterbringung in Hotels. Vertreter der Regierungsfraktionen von SPD und Grünen verwiesen damals auf einen Ausbau des Winternotprogramms auf 1400 Übernachtungsplätze.

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Dennoch: Am Ende des eisigen Winters 2020/2021 waren 13 Obdachlose auf Hamburgs Straßen gestorben, acht mehr als im Vorjahr. Dass im vergangenen Winter zahlreiche Männer und Frauen von der Straße in Hotelzimmer umziehen konnten, war allein der Großzügigkeit privater Spender zu verdanken. So stellte etwa die Reemtsma-Stiftung insgesamt 600.000 Euro für Hotelanmietungen zur Verfügung.

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