Marie Malchow
  • Marie Malchow, 32, Hamm: „Die Idee, etwas für das Viertel zu tun, ist super. Es muss aber auch einen Grund geben, die neuen Brücken und Grünflächen in beide Richtungen zu überqueren.“
  • Foto: Marius Röer

Hamburgs neuer Stadteingang: Was sagen eigentlich die Anwohner?

Höher, neuer, grüner: Rund um die Hamburger Elbbrücken sollen in den nächsten Jahren etliche Bauprojekte realisiert werden. Wo heute Lastwagen dröhnen und triste Industrieoptik herrscht, will die Stadt Wohnungen, Parkanlagen und Brücken bauen. Die MOPO hat Anwohner:innen nach ihrer Meinung gefragt.

Grauer Himmel über grauem Beton. Im Sekundentakt rauschen Trucks, Busse und Autos vorbei. Wer von Süden über die Elbbrücken fährt, gelangt zum sogenannten Autobahnkleeblatt. Der riesige Zubringer leitet den Verkehr in Richtung Rothenburgsort, ins Hamburger Zentrum, nach Wandsbek und in die City Nord weiter. Der neue Rahmenplan „Stadteingang Elbbrücken“ sieht einen Rückbau dieses riesigen Verkehrsknotenpunkts vor.

Stadteingang Elbbrücken: Das sagen die Anwohner:innen

Rund um die Billhorner Brückenstraße könnte Platz für Gewerbe, Kultur- und Kreativwirtschaft sowie Wohnungen entstehen. „Die Veränderungen und das Zusammenrücken der Stadtteile sind eine Chance für die Gegend um die Elbbrücken“, sagt Carolina Hege (37) aus Wilhelmsburg. Marie Malchow (32) aus Hamm sieht die Umbaupläne kritisch: „Es muss auch einen Grund geben, die neuen Brücken und Grünflächen in beide Richtungen zu überqueren.“

Bei einigen Anwohnern findet das Großprojekt um die Elbbrücken gar keinen Anklang. Hinter vorgehaltener Hand heißt es gegenüber der MOPO, dass man sich unter einer Bürgerbeteiligung doch etwas anders vorgestellt habe. In den Stadtwerkstätten mit Behörden und Bürger:innen würden mehr Ideen „von oben“ vorgestellt als angenommen. Trotzdem seien sie froh, dass sich mal jemand mit ihrem Viertel beschäftigt.

Brandshofer Schleuse: Recycling und Lastwagen

Etwas weiter westlich steht auch das Gebiet um die Brandshofer Schleuse und die Brandshöfe im Fokus der Planer. Bisher lädt der Bereich um die Schleuse nicht gerade zum Verweilen ein. Direkt neben der Schleusenbrücke liegt der Recyclinghof des Großmarkts, den regelmäßig Lkw anfahren. Je nach Windrichtung ist das auch zu riechen.

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Auf der anderen Seite sitzen unter anderem ein Pharmakonzern und ein Reifenhandel. Einzig die denkmalgeschützte Oldtimer-Tankstelle lockt besonders an den Wochenenden Autoliebhaber aus ganz Hamburg an. Die Pläne der Stadt: Neue Fuß- und Radwege am Wasser sowie der geplante große Billepark sollen den Aufenthalt rund um die Schleuse verschönern und die anliegenden Stadtteile zusammenschweißen.

Skepsis bei Lokalpolitiker

„Gut ist, dass sich jemand mit dem Stadtteil beschäftigt und ein Ausschuss eingesetzt wird. Aber ich habe das Gefühl, dass die Veddel nur eine Nebenrolle bei den Plänen gespielt hat“, sagt Klaus Lübke, SPD-Lokalpolitiker und im Viertel als der „Stadtteilkümmerer“ bekannt. Er habe die Befürchtung, dass am Ende alle „Bonbons“ nur dem neu geplanten Stadtteil Kleiner Grasbrook zu Gute kommen und die anderen Stadtteile einfach irgendwie angebunden werden. „Die ganzen Übersichten müsste man nochmal überarbeiten. Was mir nicht klar ist, ist, wie die Erwartungen an die Nahversorgung erfüllt werden sollen. Hier muss noch etwas passieren“, so Lübke.

Veddel: Neuer Marktplatz um alte Zollhallen

Auf den Plänen gibt es mehrere Varianten zur Belebung des Veddeler Marktplatzes, der nur seinem Namen nach einen Markt beherbergt. Neben der legendären Veddeler Fischgaststätte befindet sich hier nur ein riesiger Parkplatz aus Kopfsteinpflaster, daneben die alten Zollhallen umrundet von einem Bauzaun. Wenige Meter weiter fahren Züge und dicke Lastwagen vorbei.

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Für diese Fläche sind im Rahmenplan zwei Varianten im Gespräch. In beiden Fällen sollen die denkmalgeschützten Zollhallen jeweils entweder vollständig oder teilweise umbaut werden. Auf diese Weise könnten sich hier Geschäfte und Restaurants ansiedeln, eventuell wären sogar Wohnungen denkbar. „Die Bevölkerung in Veddel will gar nicht, dass die alten Rampen erhalten bleiben“, sagt Lübke. Wie dort beispielsweise ein großer Supermarkt Platz finden soll, ist ihm schleierhaft.

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