Verlobte vergewaltigt? Mann geht mit Spaten auf seinen Kumpel los
Zwei Kumpels, eine Anschuldigung, ein blutiger Angriff: Weil er glaubte, seine Verlobte wäre vergewaltigt worden, griff ein 56-Jähriger den mutmaßlichen Täter mit Spaten, Schraubenzieher und Rasiermesser an. Der 34-jährige Freund des Angreifers wurde schwer verletzt, konnte sich nur durch einen Sprung über den Balkon retten.
Wegen des Vorwurfs einer gefährlichen Körperverletzung muss sich ein 56-jähriger Litauer vor dem Rostocker Landgericht verantworten. Dem Mann wird vorgeworfen, im April einen 34-Jährigen in dessen Rostocker Wohnung aufgesucht und mit einem Spaten und einem Schraubendreher schwer verletzt zu haben.
Nach blutigem Angriff: Drei Jahre Haft gefordert
Der Angreifer wollte sich für einen vermeintlichen sexuellen Übergriff auf seine Frau, den das Opfer begangen haben soll, rächen. Die Staatsanwaltschaft wirft dem Litauer konkret vor, am 21. April in die Wohnung des 34-Jährigen in Dierkow eingedrungen zu sein. Dort soll er seinen Kumpel mehrere Stich- und Schnittwunden mit einem Spaten, Schraubendreher und einem Rasiermesser verpasst haben. Das Opfer erlitt unter anderem einen Schienbeinbruch, es kam schwer verletzt ins Krankenhaus. Trotz des Angriffes auf ihn soll sich der Geschädigte blutüberströmt auf den Balkon der Nachbarwohnung gerettet haben.
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Opfer und Tatverdächtiger waren seit einigen Jahren befreundet, angelten und tranken zusammen. Als der Litauer Igoris K. am Tattag von einem Angeltörn nach Hause kommt, so die Staatsanwaltschaft, berichtet die Verlobte des Litauers von einer angeblichen Vergewaltigung. Täter solle jemand gewesen sein, der seinem Kumpel Christian H. „sehr ähnlich aussieht“. Igoris K. glaubt seiner Lebensgefährtin und geht fest davon aus, dass das spätere 34-jährige Opfer die Tat begangen hat. Die Staatsanwaltschaft sieht den weiteren Ablauf so: K. beschließt eine „körperliche Abreibung“, er packt Spaten, Schraubendreher und Rasiermesser in einen Müllsack und geht zur Wohnung von Christian H., der als Nebenkläger am Prozess teilnimmt.
Dessen Eingangstür öffnet er mit einer Karte, Igoris K. weckt den 34-Jährigen unsanft, indem er einen Tisch umschmeißt. „Mit voller Wucht“ prügelt der 56-jährige Angreifer mittels des mitgebrachten Spatens auf H. ein, danach sticht er mit dem Schraubendreher auf den Kopf ein, fügt Schnitte mit dem Rasiermesser zu. Ein Sprung über den Balkon zur Nachbarwohnung rettet ihm vermutlich das Leben. Christian H. liegt drei Tage im Krankenhaus, wird operiert, eine weitere OP steht nächstes Jahr an.
Angeklagter entschuldigt sich vor Gericht
Vor Gericht entschuldigt sich der Angeklagte und legt ein Teilgeständnis ab. „Ja, ich habe mit dem Spaten zugeschlagen. Ich bin sehr erregt gewesen und habe die Kontrolle über mein Handeln verloren, es tut mir sehr leid“, ließ Igoris K. übersetzen. Den Grund des Ausrasters, die angebliche Vergewaltigung, hatte der Nebenkläger bis zuletzt bestritten. Die Frau hatte sich bei ihrer Vernehmung in einige Widersprüche verstrickt.
Am Montag wurde auch das psychiatrische Gutachten vorgelegt. Bescheinigt wurden dem Angeklagten darin eine Intelligenzentwicklungsstörung, ein eingeschränktes Auffassungsvermögen, Alkoholsucht und eine leichte Schizophrenie. Der Gutachter erkannte keine paranoide Schizophrenie, auch sei die Einsichts- und Steuerungsfähigkeit während der Tat vollständig erhalten gewesen. In ihrem Schlussvortrag forderte die Staatsanwältin für den Angriff eine dreijährige Haftstrafe. „Der Angeklagte ist voll schuldfähig“, hieß es. Gegen ihn sprach unter anderem die „äußerste Brutalität“ und die „Schwere der Verletzungen“, für ihn die Entschuldigung und die glaubhafte Reue. Das Plädoyer der Verteidigung und voraussichtlich das Urteil sind für den nächsten Prozesstag, am kommenden Montag, geplant.