„Undemokratisch“: Studierende kritisieren Präsidenten-Wahl der Uni Hamburg
Hauke Heekeren wird neuer Präsident der Universität Hamburg. Nach dem Akademischen Senat bestätigte auch der Hochschulrat die Wahl. Gute Karten hatte der Wissenschaftler der Freien Universität Berlin von vornherein – er war der einzige Kandidat. Genau das sorgt an der Hochschule für große Kritik.
Offiziell ist die Berufung zwar noch nicht, die wichtigsten Hürden aber hat Hauke Heekeren schon genommen. Mit 16 von 19 Stimmen wählte der Akademische Senat der Hamburger Uni den 50-Jährigen am Donnerstag zum neuen Präsidenten. Der Hochschulrat, das höchste demokratische Gremium der Universität, bestätigte die Wahl am Freitag. Nur die obligatorische Berufung Heekerens zum 1. März 2022 durch den Senat steht noch aus.
Uni Hamburg lässt Lenzen-Nachfolge lange geheim
Erst vor einer Woche, am 22. Oktober, hatte die Universität Hamburg überhaupt über die Sitzung des Akademischen Senats informiert. Dass Hauke Heekeren zur Wahl als Nachfolger von Dieter Lenzen stand, blieb offiziell sogar bis zum Donnerstagnachmittag unter Verschluss.
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Das sorgte innerhalb der Hochschule für große Kritik. „Undemokratisch“ sei das Wahlverfahren der Universität, kritisierte Lisa Seliger, frühere Vertreterin der Liste „CampusGrün“ im Akademischen Senat. Die Uni missachte „das Recht der Universitätsmitglieder auf die Öffentlichkeit des Verfahrens“.
Gemäß Paragraph 85, Absatz 1 Satz 2 Hamburgisches Hochschulgesetz (HmbHG) müssen sich Präsidentschaftskandidat:innen vor ihrer Wahl einer hochschulöffentlichen Anhörung stellen. Über die Auswahl Heekerens entschied zuvor eine Findungskommission nach Paragraph 80 Absatz 2 HmbHG.
Die aber sei stark einseitig geprägt gewesen. „Alle anderen Mitgliedergruppen durften nur je eine Person entsenden, während die acht Professor:innen über die Vorauswahl für die Kandidatur im Alleingang entscheiden konnten“, sagte Armin Günther, studentischer „CampusGrün“-Vertreter im Akademischen Senat.
Kritik an Uni Hamburg: Wahl sei „entdemokratisiert“
Auch der Fachschaftsrat Sozialwissenschaften fand deutliche Worte: Die Kommission habe sich auf einen einzigen Vorschlag einigen müssen, durfte dem Akademischen Senat gar keine Auswahl an Kandidatinnen und Kandidaten zur Wahl stellen. Der Prozess sei „entdemokratisiert“ worden.
Obwohl die Stelle bereits im Februar ausgeschrieben worden war, blieb es lange ruhig um das Auswahlverfahren. Zumindest nach außen hin. Intern führte die Findungskommission „mit den Bewerberinnen und Bewerbern in mehreren Runden Gespräche und konnte sich im September auf einen Kandidaten einigen“, teilte die Uni Hamburg selbst mit.
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Dass die Öffentlichkeit und auch weite Teile der Universitätsangehörigen selbst lange Zeit ausgeschlossen blieben, könnte auch taktische Gründe gehabt haben. Durch das schnelle Tempo des Verfahrens sei den Studierenden jede „Möglichkeit der Reflektion oder Reaktion“ genommen worden.
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Neu ist die Kritik übrigens nicht. Schon bei der Berufung Dieter Lenzens im November 2009 hatte es große Proteste gegeben. Als zu wirtschaftsnah, neoliberal und autoritär galt der heutige 73-Jährige damals. Die Wahl sei schon damals undemokratisch gewesen und erinnerte die Studierenden „eher an eine Papstwahl“.