Dieses Hotel in Hamburg wird Leben retten
Seit Montag startet in Hamburg das Winternotprogramm: Dieses soll obdachlos gewordenen Menschen in der kalten Jahreszeit zusätzliche Übernachtungsmöglichkeiten bieten. In diesem Jahr hat die Stadt dafür zum ersten Mal extra ein Hotel in Moorfleet gemietet – eine absolute Kehrtwende.
Die neue Anlaufstation ersetzt den bisherigen Standort in der Kollaustraße 15 und befindet sich im „Plaza Inn“ in Moorfleet. Dabei handelt es sich um 300 Betten in Doppelzimmern, jeweils mit Bad und TV auf dem Zimmer. „Die Ausstattung der Zimmer konnten wir übernehmen, sodass der Standort mit vergleichsweise geringem Aufwand startklar gemacht werden konnte“, heißt es vom städtischen Unterkunftsbetreiber „Fördern und Wohnen“ auf MOPO-Anfrage.
Hamburg: Ein Hotel in Moorfleet fürs Winternotprogramm
Schon lange fordern Hilfsorganisationen, Obdachlose im Winter in Hotels statt in Sammelunterkünften unterzubringen. Besonders laut wurden die Rufe danach im vergangenen Winter, als sämtliche Hotels wegen Corona sowieso keine Gäste empfangen konnten und leer standen. Im kalten Winter 2020/2021 starben 13 Obdachlose auf Hamburgs Straßen, acht mehr als im Vorjahr.
Trotzdem hieß es immer wieder von der Stadt, dass Hotels kein Hilfesystem ersetzen könnten. Nur absolute Einzelfälle, zum Beispiel Obdachlose mit chronischen Krankheiten, wurden in der Vergangenheit auf städtische Kosten in Hotelzimmer einquartiert.
Winternotprogramm: Ab 17 Uhr öffnet die Unterkunft
Jetzt also die Trendwende: Täglich ab 17 Uhr können Obdachlose sowohl in der Halskestraße in Moorfleet als auch am anderen Standort in der Friesenstraße in Hammerbrook ein warmes Bett, etwas zu essen und ein Dach über dem Kopf bekommen.
„Es gibt Bettwäsche, abschließbare Schränke, Duschmöglichkeiten, bei Bedarf frische Kleidung, Waschmaschinen, warme Getränke und auf Wunsch soziale Beratung“, zählt Susanne Schwendtke, Sprecherin von „Fördern und Wohnen“ auf. Die Zweierbelegung in der Halskestraße würde zusätzlich für mehr Privatsphäre sorgen.
Hamburg: Hotel für Obdachlose auch in der Kritik
Allerdings: Alle Schlafplätze müssen wie in den vergangenen Jahren morgens um 9.30 Uhr wieder geräumt werden. Das stößt auf Kritik. Das Straßenmagazin „Hinz und Kunzt“ bemängelt zusätzlich, warum die Stadt nicht dauerhafte Wohnverhältnisse für Menschen schaffe, die auf der Straße lebten. So könnten immer teurere Winternotprogramme vermieden werden. Zusätzlich verweisen sie auf ihr eigenes Hotelprojekt, in dem von Dezember 2020 bis Mai 130 obdachlose Menschen in Hotels wohnten. Danach seien die Menschen psychisch und physisch erholter und zugänglicher für Hilfsangebote gewesen.
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Ähnliche Worte von den Betreibern des Kältebusses. „Das Hamburger Winternotprogramm ist und bleibt ein temporäres Notsystem in der kalten Jahreszeit, um Menschen vor dem Erfrieren zu retten. Fokus sollte weiterhin der Ausbau eines nachhaltigen Regelsystems sein, um nicht mehr auf 1000 Schlafplätze im Winter angewiesen zu sein!“, heißt es auf Facebook.
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Die Kosten für das Winternotprogramm belaufen sich laut Sozialbehörde auf 13,3 Millionen Euro, das sind drei Millionen mehr als noch im vergangenen Jahr. Insgesamt stehen etwa 1030 Plätze zur Verfügung: Neben den 300 in der Halskestraße und den 400 in der Friesenstraße gibt es noch rund 100 Wohncontainer. Ein Standort in der Schmiedekoppel in Niendorf mit bis zu 224 Schlafplätzen soll bei zu hoher Auslastung zusätzlich eröffnet werden.