So will eine Outdoor-Marke Facebooks Hass im Netz stoppen
Der Schock nach den Enthüllungen von Whistleblowerin Frances Haugen ist im Silicon Valley kaum verdaut, da kommt schon der nächste Troublemaker um die Ecke: Outdoor-Marke Patagonia ruft zum Werbe-Boykott auf Facebook auf. Aber: Den von Skandalen gebeutelten Konzern, der sich gerade in Meta umbenannt hat, lässt das wohl so kalt wie Chef Zuckerberg die Verbreitung von Fake News.
Neuer Name, neues Image: Auch wenn der Facebook-Boss derzeit mit der Umbenennung des Konzerns versucht, von dem Mega-Skandal um die sogenannten Facebook Papers abzulenken, so recht gelingen will es nicht – zu groß die offengelegte Schonungslosigkeit, mit der Zuckerberg und seine Crew das Internet beherrschen. Die Enthüllungen der ehemaligen Mitarbeiterin Haugen hatten erneut unterstrichen, wie gezielt der Konzern Hate Speech und Fake News fördert und den eigenen negativen Einfluss auf Kinder und Jugendliche unter den Teppich kehrt.
Die Hasskommentare und nie endenden Fehlinformationen sind auch dem Traditionsunternehmen Patagonia ein Dorn im Auge. Wie das Medien-Magazin „Horizont“ berichtet, hat Patagonia-CEO Ryan Gellert sämtliche Werbeformate auf Facebook zurückgezogen – und nun auch andere Unternehmen eindringlich aufgefordert, es ihm gleich zu tun.
Patagonia-CEO ruft Unternehmen zu Facebook-Boykott auf
„Die internen Facebook-Dokumente, die in den letzten Wochen veröffentlicht wurden, haben nochmals ganz deutlich gemacht, dass das Unternehmen den irreparablen Schaden kennt, den sein Mangel an Verantwortlichkeit seinen drei Milliarden Nutzern zufügt, und die zersetzenden Auswirkungen, die dies auf die Gesellschaft selbst hat“, so Gellert. „Die Facebook-Führungskräfte wissen, welche Schritte sie unternehmen können, um diesen Schaden zu mindern – dennoch haben sie wiederholt eine Reform versäumt.“ Man ermutige andere Unternehmen, „sich uns anzuschließen und Facebook zu drängen, den Menschen und dem Planeten Vorrang vor dem Profit zu geben“.
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Gellert fordert: Änderung der Richtlinien, „um sicherzustellen, dass das Geschäftsmodell nicht mehr von Hass, Rassismus, Antisemitismus, Klimaleugnung und der Untergrabung von Bürger- und Menschenrechten profitieren kann“. Außerdem solle sich die Plattform „zur Genauigkeit in politischen und Wahlangelegenheiten weltweit“ verpflichten und dabei von unabhängigen Dritten überprüft werden.
Boykott #StopHateforProfit war nach 30 Tagen vorbei
Es ist nicht das erste Mal, dass sich die kalifornische Firma gegen den Internet-Riesen stellt: Bereits im vergangenen Jahr schloss sich Patagonia der Aktion #StopHateforProfit an. Gemeinsam mit Tausenden anderen Unternehmen, darunter Unilever oder Coca Cola, wurde jegliche Werbung auf Facebook gestrichen. Das Ziel war das gleiche wie jetzt: Protest gegen den Umgang des Konzerns mit Hasskommentaren und abwertenden Inhalten. Allerdings: Nach 30 Tagen war Schluss, es wurden wieder Anzeigen geschaltet. Das Ganze wohl eher ein PR-Stunt.
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Verständlicherweise schadete der Boykott Facebook auch nicht langfristig, wie eine globale Erhebung der Social-Media-Marketing-Plattform Socialbakers zeigte. So stiegen Ausgaben für Social-Media-Werbung der Unternehmen nach der Aktion sogar wieder. Somit wird wohl auch das erneute Aufbäumen von Patagonia, einem im Vergleich zu Unilever eher kleineren Unternehmen, im Sande verlaufen. Zu mächtig ist Facebook und zu groß der Gewinn, den Unternehmen mit Werbung auf der Plattform einfahren.