Lust und Last der Länderspiele: St. Pauli kämpft um Kyereh
Sie sind dann mal weg. Zum dritten Mal in der laufenden Saison. Fünf Nationalspieler des FC St. Pauli begeben sich auf Reisen, um teils wegweisende Länderspiele zu bestreiten. Eine Auszeichnung für die Protagonisten, die aus Vereinssicht erfreut, aber auch Arbeit mit sich bringt.
Timo Schultz staunte nicht schlecht, als am Samstag Jackson Irvine und James Lawrence bei ihm im Trainer-Büro aufkreuzten und darum baten, entgegen der ursprünglichen Planung mittrainieren zu dürfen. „Da macht man sich schon mal Gedanken über Belastungssteuerung, da sagen die: Nee, brauchen wir nicht“, scherzte Schultz, der dem Anliegen des Duos nachgab.
Lawrence, Irvine, Vasilj und Kyereh auf Reisen
Lawrence hat mit Wales die enorm wichtigen Heimspiele gegen Belarus und Belgien vor der Brust, Irvine trifft mit Australien auf Saudi-Arabien, danach geht’s nach China. Nikola Vasilj hat mit Bosnien-Herzegowina vor den Heimspielen gegen Finnland und die Ukraine kaum noch WM-Chancen, ganz anders als Daniel-Kofi Kyereh. Der ist mit Ghana erst in Äthiopien und dann im wohl entscheidenden Match zu Hause gegen Südafrika gefordert.
Kyerehs Afrika-Cup-Teilnahme wäre für St. Pauli „suboptimal“
Die Personalie Kyereh ist auch jene, die die Problematik mit den Länderspielen am besten umschreibt. Der Offensivmann droht im Januar komplett zu fehlen, weil dann der Afrika Cup stattfindet. „Für uns als Verein wäre das natürlich suboptimal“, gestand Schultz. Eventuell aber auch für Kyereh. „Es sind ja ein paar ganz nette Spiele dabei in der Zeit“, sagte Schultz in Bezug auf den Pokal-Hit gegen den BVB und das Derby beim HSV. Als Klub werde man „sicherlich hinter den Kulissen gucken, wie das am besten zu regeln ist“.
Auch Finn Ole Becker erfüllt sich einen Kindheitstraum
Grundsätzlich freut sich der 44-Jährige mit seinem Quintett, das Finn Ole Becker bei der deutschen U21 komplettiert. „Man träumt als kleiner Junge davon“, meinte er und sprach von Erfahrungen, „die einen nicht nur sportlich, sondern auch menschlich weiterbringen“. Er stehe in permanentem Austausch mit seinen Schützlingen, „die melden sich aber auch von sich aus nach den Spielen“.
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Beim Umgang mit der Reintegration nach der Rückkehr ist Schultz noch in der Findungsphase. Das Hannover-Spiel nach der ersten Pause sei „ja nicht so gut“ gewesen, nach der zweiten wäre man auch in Heidenheim schwer ins Spiel gekommen. „Aber so viel Zeit bleibt einem da nicht, kreativ zu werden“, sagte er, am Ende ginge es auch in der Vorbereitung für Darmstadt nur um zwei Tage.
Bis dahin stellen sich andere wichtige Fragen. Kommen die Spieler heil zurück? Und schaut Schultz nun alle Länderspiele oder spielt er mit Tochter Frieda lieber eine Runde Uno? „Darüber“, scherzte er lachend, „muss ich mit ihr noch mal diskutieren.“