Georg-Elser-Platz in Hamburg
  • Ehre für einen Widerstandskämpfer: Dieser Platz in der City heißt jetzt nach dem Hitler-Attentäter Georg Elser.
  • Foto: Florian Quandt

Große Ehrung: Warum dieser Platz in der City jetzt einen neuen Namen erhält

Eine gewaltige Explosion zerriss am 8. November 1939 um 21.20 Uhr den Bürgerbräukeller in München. Die gesamte Saaldecke stürzte herab und tötete acht Menschen. Nur derjenige, den es eigentlich treffen sollte, hatte den Saal 13 Minuten früher verlassen – Adolf Hitler. Die Geschichte hätte einen anderen Lauf genommen, wenn das Attentat des Tischlers Georg Elser erfolgreich gewesen wäre. Am Montag wurde in Hamburg zu seinen Ehren ein Platz in der Innenstadt benannt.

Es ist nicht der Domplatz, nicht der Platz der Republik und auch nicht der Hansaplatz, der nun den Namen Georg Elsers trägt. Es ist eine bisher namenlose Dreiecksfläche zwischen Heuberg, Große Bleichen und Hohe Bleichen. Ein paar kahle Bäume, viel Pflaster, viele Autos und viel Schatten – nicht unbedingt ein Ort zum Verweilen. Ein bisschen spiegelt sich in der Auswahl dieses eher unauffälligen Fleckens der grundsätzliche Umgang mit der Person Georg Elsers in der Geschichte der Bundesrepublik wider, der immer hinter den großen Namen der Geschwister Scholl, Claus Schenk Graf von Stauffenbergs, Dietrich Bonhoeffers oder Henning von Tresckows zurückstehen musste.

Hamburg: Georg-Elser-Platz liegt nahe der ehemaligen Gestapo-Zentrale

Und doch herrschte im Bezirk Mitte selten so viel Einigkeit, wie bei der Zustimmung zu dem im vergangenen Jahr gestellten interfraktionellen Antrag zur Benennung einer Straße oder eines Platzes nach dem Widerstandskämpfer gegen den Nationalsozialismus, betonte die Vorsitzende der Bezirksversammlung Meryem Celikkol (SPD) am Montag bei der Einweihung des Georg-Elser-Platzes. „Der Antrag wurde einstimmig beschlossen.“

Immerhin wurde ein Platz mitten in der City gefunden. Und zwar einer, der nur wenige Meter entfernt vom Stadthaus an der Stadthausbrücke liegt, in dem sich während des Dritten Reiches die Gestapo-Zentrale sowie das Polizeipräsidium befanden. „Wir würdigen am heutigen 82. Jahrestag des Attentats auf Adolf Hitler einen mutigen Widerstandskämpfer, der den Zweiten Weltkrieg verhindern und ein Unrechtsregime zu Fall zu bringen wollte“, erklärte auch Bürgerschaftspräsidentin Carola Veit (SPD). „Wir würdigen die Zivilcourage, die bei jedem einzelnen anfängt.“

„Ein Ort, an dem wir uns unserer gemeinsamen Werte erinnern“

Der frühere Unternehmer Helmut Butzmann, der seit vielen Jahren Lesungen und Vorträge zum Gedenken an Georg Elser hält, erinnerte im strömenden Regen an den verhängnisvollen Abend des 8. November 1939 in München, der dem Weltgeschehen einen anderen Verlauf hätte geben können. 30 Nächte lang hatte der gebürtige Württemberger Elser das Attentat vorbereitet und die Sprengkörper in der Säule über Hitlers Rednerpult fixiert. Den Zeitzünder stellte er auf 21.20 Uhr.

Doch Hitler, Goebbels, Bormann, Himmler und Heß verließen den Bürgerbräukeller um 21.07 Uhr, um den Zug nach Berlin zu erreichen und entgingen dem Anschlag nur um Haaresbreite. Georg Elser wurde auf seiner Flucht in die Schweiz in Konstanz geschnappt. Am 9. April 1945 wurde er im KZ Dachau ermordet. Butzmann: „Besonders eindrucksvoll finde ich Elsers Satz: ,Ich wollte mit dem Ende der Naziführung ein noch größeres Blutvergießen verhindern‘.“

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Dass Elser in der deutschen Gedenkkultur bis in die 1990er Jahre nicht vorkam, hatte der Dramaturg Rolf Hochhuth einst mit einem Gedicht kritisiert: „Nach drei Jahrzehnten nennt sein Heimatdorf, nach Johann Georg Elser eine Straße – doch keine deutsche Stadt, nicht eine.“ Hamburg hat dieses Versäumnis nun nachgeholt. Carola Veit: „Der Platz ist ein vielsagender Ort der Ruhe und des Nachdenkens. Ein Ort, an dem wir uns, wissend, nach wem er benannt wurde, unserer gemeinsamen Werte erinnern und sie in die Stadtgesellschaft tragen.“

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