Von der C-Jugend in die Bundesliga: Wullenwebers Handball-Märchen
Es gibt Momente, in denen erscheint es ihm immer noch unwirklich, dass er jetzt in der stärksten Liga der Welt auf Torejagd geht – für den Verein, dessen Trikot er trägt, seit er zwölf ist. Am Freitag wird Finn Wullenweber 24 Jahre alt. Ein halbes Leben für den HSV. Von der C-Jugend in die Bundesliga. Ein Kindheitstraum ist wahr geworden. „Geplant“, sagt der Rückraum-Kanonier, „war das nicht.“
Seinen Geburtstag wird er ruhig im Kreise seiner Lieben feiern. Eine Party ist nicht angesagt, schließlich reist er Samstag mit dem HSVH gen Süden, wo Sonntag das Spiel beim HC Erlangen steigt. In der Bundesliga. Das ist jetzt sein Alltag.
Auch nach neun Spielen sei „das alles manchmal noch surreal“, sagt Wullenweber. „Ich spiele seit meinem zwölften Lebensjahr für den Verein, habe als Knirps auf der Tribüne die damalige Erstliga-Mannschaft angefeuert, war sogar mal Fahnenkind – und jetzt spiele ich selbst für den HSV in der ersten Liga. Das ist mega!”
Handball: Bundesliga-Spieler Wullenweber fing beim HSV in der C-Jugend an
An seinen ersten Tag beim früheren HSV Handball erinnert er sich noch genau. „Es gab ein Try Out. Ich bin hingegangen, weil mein älterer Bruder Marvin in der A-Jugend des HSV spielte“, erzählt Wullenweber, der zu der Zeit für die SG Luhdorf-Scharmbek wirbelte. Nach dem Probetraining habe der Verein seine Mutter angerufen. Der jüngere Sohn solle bitte regelmäßig kommen. Kam er dann. 2010 war das.
Anfangs „noch klein und schmächtig“, wie der der heute 1,96 Meter große Hüne lachend erzählt, entwickelte er sich prächtig. 2013 wechselte Wullenweber auf die Eliteschule des Sports am Alten Teichweg, spielte erfolgreich in der HSV-Jugend, hatte 2015, im Jahr vor seinem Abitur, aber damit abgeschlossen, jemals für die erste Mannschaft des HSV zu spielen. „Der Sprung von der A-Jugend ins Bundesliga-Team war viel zu groß, keine Chance.“
Die Insolvenz des „alten“ HSV 2016 bot Wullenweber eine neue Chance
Stattdessen wollte er den Fokus auf das Studium der Sportwissenschaften richten und „in der vierten oder dritten Liga spielen“. Bei der U23 des HSV oder woanders. „Das war der Plan.“
Es kam anders. Mit der Insolvenz des HSV Handball im Januar 2016 und dem Neuaufbau des HSV Hamburg in der Oberliga eröffnete sich für Wullenweber eine neue Chance. „Ich bin dann doch geblieben. So blöd es sich anhört: Für mich und auch andere Jugendspieler war das ein Glücksfall.“
12 Jahre Handball beim HSV: Finn Wullenweber lebt seinen Kindheitstraum
Fünf Jahre und drei Aufstiege später ist Wullenweber Bundesligaspieler, hat sich auch von zahlreichen Verletzungen nicht entmutigen lassen und, wenn er fit war, mit seiner enormen Wurfkraft seinen Teil zur Hamburger Erfolgsgeschichte beigetragen.
Nun gilt es, sich in der höchsten Spielklasse dauerhaft zu beweisen. „Über Stulles Potenzial brauchen wir nicht zu reden“, sagt Trainer Torsten Jansen. „Mit seiner Wucht kann er sehr wichtig für die Mannschaft sein. Das weiß jeder. Er muss aber fit bleiben und eine gewisse Konstanz entwickeln.“
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Wullenweber will „weiter Gas geben und den nächsten Schritt machen“, sich auch in der stärksten Liga der Welt durchsetzen. „Ich habe richtig Bock auf die nächsten Monate und Jahre.“ Sein Vertrag läuft bis 2023. „Im Moment ist es für mich schwer vorstellbar, ein anderes Trikot zu tragen.“