Todesfalle Radweg? Hier werden in Hamburg noch Fahrradweichen geplant
Todesfalle Radweg? Vor zwei Wochen wurde ein Radfahrer in der Habichtstraße (Barmbek-Nord) von einem Lkw überrollt. Vieles deutet darauf hin, dass die dort zwischen zwei Autospuren liegende Radspur eine entscheidende Rolle bei dem tragischen Unfall spielte. Auf diese sogenannten Fahrradweichen soll bei der zukünftigen Radverkehrsplanung eigentlich verzichtet werden – bei einigen Projekten spielen sie allerdings noch immer eine Rolle. Dafür gibt es einen Grund.
Anfang 2020 hatte der Hamburger Senat versprochen, auf Fahrradweichen – unter Radfahrern auch „Todesweichen“ genannt – in Zukunft „grundsätzlich zu verzichten.“ Diese spezielle Form des Radwegs trennt die Spuren für Autos, die geradeaus fahren oder abbiegen, durch einen in der Mitte verlaufenden Radweg voneinander. Ursprünglich sollten sie Abbiegeunfälle zwischen Radfahrern und Autos verhindern.
Hamburg: Senat will keine Fahrradweichen mehr
Der Unfallhergang in der Habichtstraße, bei dem ein Lkw-Fahrer beim Rechtsabbiegen über den kreuzenden Radweg den 47-jährigen Fahrradfahrer überrollte, ist noch nicht abschließend rekonstruiert. Kritiker bemängeln allerdings schon länger das Risiko schwerer Verkehrsunfälle auf Fahrradweichen. Dazu komme noch fehlende individuelle Sicherheitsgefühl – schließlich müssen Radfahrer auf diesen Spuren zwischen Autos fahren.
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Nach Gesprächen zwischen der Bürgerinitiative „Radentscheid Hamburg“ und den Fraktionen wurden die Fahrradweichen, beziehungsweise Radstreifen in Mittellage (RiM), aus vielen Planungen eliminiert. Bestehende Fahrradweichen sollten mit roter Farbe angepinselt werden, um deren Sichtbarkeit zu erhöhen – so geschah es unter anderem in der Jungiusstraße, wo es die Fahrradweichen noch gibt. In der Habichtstraße ist die rote Einfärbung allerdings noch nicht erfolgt, auch wenn dies aus bezirklicher Sicht laut Verkehrsbehörde geplant ist.
Hamburg: Hier wurden Fahrradweichen wieder entfernt
Wie viele Fahrradweichen in Hamburg insgesamt auf den Straßen aufgemalt sind, ist unklar. Die Behörde geht von einer dreistelligen Zahl aus. Es hätten aber noch viele mehr werden können. An insgesamt neun Kreuzungspunkten waren diese Radwege ursprünglich vorgesehen, wurden dann aber wieder aus den Planungen rausgenommen. Und zwar an folgenden Kreuzungen:
- Dammtordamm/Esplanade
- Max-Brauer-Allee/Holstenstraße
- Max-Brauer-Allee/Ehrenbergstraße
- Max-Brauer-Allee/Königstraße
- Bramfelder Straße/Krausestraße
- Grelckstraße/Julius-Vosseler-Straße
- Billstedter Hauptstraße/Reclamstraße
- Reclamstraße/Möllner Landstraße
- Otto-Brenner-Straße/Kirchdorfer Straße
Hamburg: Hier kommen noch Fahrradweichen hinzu
An anderen Hamburger Verkehrsknotenpunkten werden allerdings noch in Zukunft Fahrradweichen aufgemalt. Das betrifft folgende Verkehrspunkte:
- Busbahnhof Harburg
- Holsteiner Chaussee
- Kreuzung Reventlowstraße/Walderseestraße auf der Veloroute 1
- den Holstenplatz
- Kreuzung Tangstedter Landstraße/Am Schulwald auf der Veloroute 4
- Lohbrügger Landstraße
Wieso werden die einen Planungen für Fahrradweichen eingestampft, andere aber noch umgesetzt? Laut der Behörde lägen die Beschlüsse für diese Projekte schon länger zurück als die Vereinbarung zwischen der Bürgerinitiative und den Fraktionen. Zur besseren Signalwirkung würden aber auch diese Weichen alle rot eingefärbt werden.
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Bislang gehören RiM laut den Straßenverkehrsbehörden der Polizei nicht zu den klassischen Unfallschwerpunkten, nichtsdestotrotz sollen sie bald keine große Rolle mehr im Hamburger Straßenbild spielen. Als Ersatz gedacht sind hingegen „Protected Bikelanes“, also baulich vom Kfz-Verkehr abgeschnittene Radwege und „geschützte Kreuzungen“. Auch hier werden Radfahrer deutlich stärker von den Autos getrennt.