Pro & Contra: Soll ich wirklich meinen Wirt verpfeifen?
Ab Samstag ist es für Hamburgs Gastronomen Pflicht, auf 2G zu setzen: Ungeimpfte dürfen nicht mehr bewirtet werden. Das Modell funktioniert aber nur, wenn es auch Kontrollen gibt. Die Behörden bitten um Hinweise aus der Bevölkerung. Soll ich wirklich meinen Wirt verpfeifen? Zwei MOPO-Mitarbeiterinnen diskutieren.
PRO: Kontrolle ist lästig, aber unerlässlich
Meinung von Pauline Reibe
Die Corona-Zahlen steigen dramatisch, die Lage in den Krankenhäusern spitzt sich langsam zu. Viele Gastronomen scheinen die Kontrolle der 3G-Regeln dennoch nicht ernst zu nehmen. Wer so etwas als Gast beobachtet, ist in der Pflicht, es den Behörden zu melden.
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Am Samstag war ich mit einer Freundin in einem Imbiss. Das Smartphone mit der Impfpass-App schon gezückt, setzten wir uns an unseren Platz. Doch als der Mitarbeiter unsere Bestellungen aufnahm, kamen wir gar nicht dazu, die Nachweise vorzuzeigen, so schnell war er wieder abgezogen. Da saßen wir nun mit zehn anderen, kaum Abstand – und niemand wurde kontrolliert.
Wir müssen unsere Gesundheit und Freiheit schützen
Es liegt in unserer Verantwortung, solche Fälle von gefährlicher Ignoranz den Behörden zu melden. Bundesweit steigen gerade die Corona-Zahlen, Kliniken und Experten warnen vor einem Kollaps. Die Kontrolle von Impf-, Genesenen- und Testnachweisen kann dabei helfen, die Ausbreitung des Virus einzudämmen. Indem wir alle Vorschriften ernst nehmen, können wir uns selbst und unsere Mitmenschen vor einer schweren Erkrankung und die Intensivstationen vor einer Überlastung schützen. Die Kontrolle mag lästig sein, aber sie ist unerlässlich.
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Hinzu kommt, dass auch ein neuer Lockdown für alle nicht ausgeschlossen ist. Die entscheidende Frage ist, wie er aussehen wird. Wenn Ausbrüche in Restaurants und Cafes ausbleiben, ist die Chance höher, dass diese unter strengen Auflagen auch im Lockdown geöffnet bleiben dürfen. Und das wäre doch wünschenswert – nicht nur für die Besucher, sondern vor allem für die Gastronomen.
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Es wäre also schlichtweg im Eigeninteresse, wenn die Restaurantbesitzer ihre Gäste ordnungsgemäß kontrollieren würden. Und das bedeutet, nicht nur einen flüchtigen Blick auf irgendeinen QR-Code zu werfen, sondern die Kontrolle des Namens und am besten auch des Ausweises. Und wenn die Gastronomen das nicht tun, dann müssen wir das melden.
CONTRA: Wirte anschwärzen geht mir zu weit
Meinung von Ilka Kreutzträger
Die Corona-Zahlen steigen, die Einschränkungen (vor allem für Ungeimpte) werden deutlicher. Nun bittet Innensenator Andy Grote (SPD) die Hamburger gewissermaßen um Mithilfe beim Umsetzen der Regeln.
17 gastronomische Betriebe wurden in Hamburg vergangene Woche geschlossen, weil sie gegen Corona-Auflagen verstoßen haben. Grote nahm das zum Anlass, die Bürger zu ermuntern, die Polizei zu rufen, wenn sie in einem Restaurant oder einer Bar nicht nach ihrem Impfausweis gefragt werden. „Wir sind sehr dankbar für Hinweise“, sagte er. Das geht mir eindeutig zu weit.
2G-Kontrolle kann nicht auf Gäste abgeschoben werden
Ich war auch schon in Läden, in denen die Impfnachweise nicht kontrolliert wurden. Wenn mich das stört, gehe ich da einfach nicht mehr hin, statt den Betreibern blockwartmäßig die Polizei ins Haus zu schicken. Will ich auf das Restaurant nicht verzichten, sollte ich den Wirt auf die fehlende Kontrolle ansprechen. Die allermeisten Betriebe in der Stadt halten sich laut Grote an die Vorgaben.
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Wir reden also von schwarzen Schafen. Die gibt es immer. Das lässt sich nicht verhindern, auch nicht, wenn man die Bürger als verlängerten Arm der Polizei einzuspannen versucht. Das stößt bloß Türen auf, die besser geschlossen bleiben sollten. Gut wäre, alle Betriebe kämen ihrer Verantwortung nach und kontrollierten die Gäste. Gut wäre, alle Gäste verhielten sich verantwortungsvoll. Aber nicht gut ist es, noch mehr Misstrauen zu schüren.