Nach fünf Monaten? Nach sechs? Und wo? Das Chaos um die Booster-Impfung
Die Stiko kündigt an, ihre Booster-Empfehlung demnächst auf alle Erwachsenen auszudehnen, aber frühestens sechs Monate nach der Zweitimpfung. Bundesgesundheitsminister Spahn fordert Boostern schon nach fünf Monaten – was denn nun? Und ab wann wird die Frist eigentlich gerechnet? Brechen die Arztpraxen nicht zusammen, wenn alle geboostert werden wollen? Die MOPO beantwortet die wichtigsten Fragen.
Ich wurde vor einem halben Jahr in den Messehallen geimpft. Wo kann ich mich jetzt boostern lassen?
„Erste Anlaufstelle ist der Hausarzt“, erklärt Martin Helfrich, Sprecher der Gesundheitsbehörde: „Allein die niedergelassenen Ärzte in Hamburg schaffen 100.000 Impfungen pro Woche. Sollte die Praxis keine Termine mehr haben, sollte man zu einer der dezentralen Impfstellen an 12 Hamburger Krankenhäusern gehen. Und als letzte Möglichkeit kann man sich bei den mobilen Impfteams der Stadt in die Schlange stellen, die an gut erreichbaren Standorten wie Einkaufszentren Impfungen anbieten.“ Sobald die Stiko das Boostern für alle empfiehlt, will Hamburg die mobilen Impfteams aufstocken.
Und wenn ich keinen Hausarzt habe?
Menschen, die keinen Hausarzt haben, finden auf der Seite der KV eine Liste von 80 Praxen, die auch Nicht-Patienten impfen. Eine „schnelle Zentralisierung der Impfungen in den Bezirken“, wie es Grünen-Fraktionschefin Jenny Jasberg am Mittwoch in der Bürgerschaft gefordert hat, sei derzeit nicht geplant, heißt es aus der Gesundheitsbehörde.
Kann ich mich auch nach fünf Monaten schon boostern lassen, wie Bundesgesundheitsminister Spahn erklärt?
Jens Spahn hatte sich angesichts vieler Impfdurchbrüche auch für frühere Booster-Impfungen ausgesprochen, was in Hamburg für großen Unmut sorgt. Behördensprecher Helfrich: „Eine dritte Impfung nach einem kürzeren Zeitraum ist nicht durch die Zulassung der Impfstoffe gedeckt.“ Niedergelassenen Ärzten steht es frei, ihre Patienten auch früher zu impfen, die mobilen Impfteams im Auftrag der Stadt jedoch halten sich strengstens an die Vorgaben und würden Booster-Patienten auch wegschicken, wenn die zu früh dran sind. Spätere Impfungen seien indes kein Problem, weil der Impfschutz nach sechs Monaten nicht plötzlich aufhöre.
Ab wann wird die Sechs-Monats-Frist denn gerechnet?
Helfrich: „Die Frist beginnt mit dem vollständigen Impfschutz.“ Geboostert wird laut Vorschrift also frühestens sechseinhalb Monate nach der zweiten Spritze.
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Können die Hausärzte die Booster-Welle überhaupt wuppen?
Bis Jahresende erreichen wöchentlich jeweils knapp 30.000 bis in der Spitze 80.000 Menschen in Hamburg die Booster-Grenze, so die Rechnung der Kassenärztlichen Vereinigung. Wir werden alle Booster-Impfungen schaffen“, verspricht Dr. Jana Husemann, Vorsitzende des Hausärzteverbandes Hamburg: „Ich bitte alle Hamburger*innen, die jung und gesund sind, um Geduld, wenn auf den Boostertermin noch etwas gewartet werden muss.“ Entscheidend sei zunächst, dass die gefährdeten Menschen geboostert werden und die Umgeimpften eine Erstimpfung bekommen.
Wie viele Hamburger haben schon die dritte Impfung erhalten?
Aktuell sind rund 190.000 Menschen in Hamburg berechtigt, gut die Hälfte ist bereits geboostert. Damit liegt Hamburg bundesweit auf dem 4. Platz, kurz hinter Berlin, Bremen und Niedersachsen.
Entscheidend sei zunächst, dass die gefährdeten Menschen geboostert werden und die Umgeimpften eine Erstimpfung bekommen: „Wenn es in Ihrer Praxis lange bis zum nächsten Impftermin dauert, lohnt es sich auch mal bei den Nachbarpraxen zu fragen.“