Catcalling – sexuelle Belästigung ohne Körperkontakt ist so weit verbreitet
Anzügliches Hinterherrufen, Nachpfeifen oder das Senden von unerwünschten sexuellen Bildern im Internet: So gut wie jede Frau kennt das sogenannte Catcalling, also sexuelle Aufdringlichkeiten ohne Körperkontakt – gewöhnlich durch Männer. Deutsche Forscher:innen haben nun erstmals das Phänomen untersucht – und sind zu alarmierenden Ergebnissen gekommen.
Bei einer Onlinebefragung des Kriminologischen Forschungsinstituts Niedersachsen gaben rund 90 Prozent der knapp 4000 Befragten unter anderem an, in den drei Monaten vor der Umfrage wegen ihres Aussehens bewertet worden zu sein. Über die Studie berichtete zunächst der „Spiegel“. Von den Befragten – die meisten von ihnen Frauen – erlebte mehr als die Hälfte Beleidigungen aufgrund des Geschlechts sowie sexuelle Annäherungsversuche, sexistische Sprüche und anzügliche Bemerkungen.
Studie zu Catcalling: Frauen sind ängstlicher geworden
Neben sexuellen Aufdringlichkeiten in verbaler Form gehören zum Catcalling auch Belästigungen wie das Senden von Bildern oder Videos mit sexuellem Inhalt im Internet. Auch wenn es dabei keinen physischen Kontakt gebe, dürfe Catcalling nicht verharmlost werden, sagte die Kriminologin Laura-Romina Goede, Mitautorin der Studie. Viele Befragte litten unter den Folgen.
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So sagte mehr als die Hälfte der Befragten, aufgrund von Erfahrungen mit Catcalling ängstlicher geworden zu sein. 40 Prozent gaben an, wegen Catcallings bestimmte Örtlichkeiten zu meiden. Und acht Prozent änderten nach eigenen Angaben ihren Kleidungsstil
Petition gegen Catcalling sammelt 70.000 Stimmen
Die Erhebung untersuchte das Phänomen erstmals für Deutschland. Catcalling ist hierzulande bislang weder ein eigener Straftatbestand noch eine Ordnungswidrigkeit, obwohl es eine Form der verbalen sexualisierten Belästigung darstellt.
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In Deutschland hatte die Debatte über Catcalling auch die Petition der Studentin Antonia Quell befeuert. Sie hatte im vergangenen Jahr unter dem Titel „ES IST 2020. CATCALLING SOLLTE STRAFBAR SEIN“ fast 70.000 Stimmen gesammelt. Auch die Juristin Anja Schmidt sprach sich bereits im vergangenen Jahr gegenüber dem „Spiegel“ für ein Gesetz gegen Catcalling aus. (alp/afp)