Biontech, Astra, Moderna: Wie gut schützt meine Impfung noch?
Die Infektionszahlen steigen und steigen, die vierte Welle rollt. Nicht nur Ungeimpfte sind aufgefordert, diese Entwicklung zu stoppen, indem sie sich die Spritze geben lassen. Geimpften wird zum Booster geraten, um den Impfschutz zu erhöhen. Viele Menschen fragen sich: Wie gut bin ich noch geschützt?
Die Wirkung der Corona-Impfstoffe, das zeigt sich jetzt, lässt nach einigen Monaten nach. Das ist nicht ungewöhnlich. Auch andere Schutzimpfungen wie beispielsweise Diphtherie oder Tetanus brauchen Auffrischungen und erreichen eine Grundimmunisierung erst nach einer Dreifachimpfung. Das bedeutet nicht, dass der Schutz aus den ersten beiden Impfungen verloren gegangen ist. Im Gegenteil: Bei der dritten Impfung werden vor allem die Gedächtniszellen aktiviert. Nach der dritten Impfung ist der Antikörperlevel im Blut zudem fünf bis zehnmal höher als nach der zweiten und hält aktuellen Erkenntnissen zufolge dann auch deutlich länger an, so dass erst einmal keine Nachimpfung mehr nötig sein wird – es sei denn, das Virus mutiert.
Ältere verlieren ihre Antikörper schneller als Jüngere
Wichtig ist es, zu unterscheiden zwischen dem Schutz vor einer Infektion, dem Schutz vor einer schweren Erkrankung mit Krankenhausaufenthalt bis hin zum Tod und dem Fremdschutz, also der Ansteckung von Mitmenschen. Wie lange jeder wie gut geschützt ist, lässt sich nicht pauschal beantworten, da es vom Alter, Körpergewicht und von Vorerkrankungen abhängt. Über 60-Jährige verlieren ihre Antikörper etwas schneller als Jüngere, wodurch sowohl der Schutz vor einer Infektion als auch vor einer schweren Erkrankung verloren geht. Aber auch der Impfstoff spielt eine entscheidende Rolle.
Biontech-Geimpfte
Wie Biontech-Chef Ugur Sahin (56) in der „Bild am Sonntag“ erklärt, ist der Schutz vor einer schweren Corona-Erkrankung bei seinem Impfstoff bis zum neunten Monat sehr hoch. Dies zeigten kürzlich veröffentlichte Studien. Zwar beginne der Impfschutz ab dem vierten Monat abzunehmen und ab dem sechsten deutlich zu sinken. Dennoch würden Geimpfte im Falle einer Erkrankung (Impfdurchbruch) nur milde bis moderate Symptome entwickeln. Schwere Erkrankungen oder gar eine Krankenhausbehandlung seien bis zum neunten Monat selten und träfen vor allem ältere Menschen und solche mit Risikofaktoren wie Vorerkrankungen, Fettleibigkeit und schwachem Immunsystem.
Um die Schutzwirkung zu erhöhen, empfiehlt Sahin jedem die Auffrischungsimpfung. „Ein Booster schützt zum einen den Geimpften sehr gut vor Erkrankung, er hilft aber auch, weitere Ansteckungsketten zu unterbrechen.“ Bei Erwachsenen trete eine Erkrankung nach dem Booster 20 Mal seltener auf. Und: „Es finden fast keine Impfdurchbrüche mehr statt, der Schutz vor schwerer Erkrankung wird auf über 97 Prozent angehoben.“
AstraZeneca-Geimpfte
Laut der schwedischen Studie, die noch ein Preprint ist – von der Fach-Community also noch nicht diskutiert – schützt AstraZeneca ähnlich wie Biontech auch nach fünf Monaten noch gut vor einem schweren sowie tödlichen Verlauf. Jüngere Menschen sind dabei besser geschützt als Ältere. Nach Ablauf der fünf Monate erweist sich AstraZeneca im Vergleich zu Biontech aber als die schlechtere Variante: Die Schutz vor einer Infektion liegt je nach Altersgruppe zwischen 36 und 58 Prozent (Biontech: 55 und 76 Prozent). Hier wird nicht nur ein Booster, sondern vor allem eine Kreuz-Impfung, also eine Auffrischung mit einem mRNA-Stoff wie Biontech oder Moderna, empfohlen.
Moderna
Auch den US-Impfstoff Moderna hat die schwedische Studie untersucht: In den ersten vier Monaten nach der Impfung liegt der Schutz vor einer Infektion genau wie bei Biontech bei 85 Prozent. Nach vier bis sechs Monaten liegt Moderna der Studie zufolge bei 71 Prozent (Biontech bei 47 Prozent). Vor einem schweren bzw. tödlichen Verlauf schützt Moderna auch danach noch gut, wobei Jüngere besser dastehen als Ältere oder Vorerkrankte.
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Eine jüngst veröffentlichte Studie aus Katar kam zu ähnlichen Ergebnissen: Der Schutz sowohl vor einer Infektion wie einer Hospitalisierung ist im Falle der Delta-Variante bei Moderna höher als bei Biontech. Betrachtet man die Dauer des Schutzes, deuten erste Daten darauf hin, dass Moderna auch hier die Nase vorn haben könnte.
Auch im Falle einer Booster-Impfung könnte das Infektionsrisiko mit Moderna noch stärker als bei Biontech gesenkt werden. Das zumindest legt der vor einigen Tagen veröffentlichte Vergleich des Gesundheitsministeriums in Singapur nahe.
Johnson & Johnson-Geimpfte
Laut dem Immunologen Carsten Watzl, Generalsekretär der Deutschen Gesellschaft für Immunologie, hält der Impfschutz von Johnson&Johnson nur sechs Monate an. „Wir sehen schon jetzt, dass sich diese Menschen häufiger infizieren und ihr Risiko ähnlich hoch ist wie bei einem Ungeimpften“, erklärte Watzl im „Spiegel“. Nach einem halben Jahr sei der Impfschutz des Mittels „wirklich grottig“. Betroffen seien in Deutschland etwa drei Millionen Menschen, denen der Forscher dringend zu einer Zweitimpfung mit einem mRNA-Impfstoff rät.
Genesene
Bei Menschen, die eine Corona-Infektion durchgemacht haben, ist die Immunantwort laut Carsten Watzl sehr komplex. „Einige entwickeln nach einer Infektion keinerlei Antikörper, andere so viele wie zweifach Geimpfte“, so der Immunologe. Etwa ein Viertel bilde nicht genügend Antikörper, um als immun zu gelten. Andererseits würden bei vielen der Genesenen die Antikörper langsamer abfallen als bei den Geimpften. Die „Deutsche Gesellschaft für Virologie“ hat deshalb kürzlich die Empfehlung herausgegeben, den Genesenenstatus auf ein Jahr zu verlängern.