Jens Spahn
  • Der ehemalige Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU).
  • Foto: picture alliance/dpa | Kay Nietfeld

„Sabotage“: Massive Kritik an Spahns Biontech-Rationierung

Der amtierende Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) hat mit seinen Entscheidungen schon viele Aufschreie verursacht. Aber keiner war so groß, wie der jetzige: Nun rationiert er die Dosen des beliebten Impfstoffs Biontech streng. „Sabotage“ der Impfkampagne lautet nur einer der Vorwürfe.

Die Booster-Impfungen nehmen Fahrt auf. Doch ausgerechnet jetzt begrenzt Spahn die Möglichkeiten von Ärzten und Impfzentren, größere Mengen des Biontech-Impfstoffs zu bestellen. Praxen sollen vorerst maximal 30 Dosen Biontech pro Woche bestellen können, Impfzentren und mobile Impfteams 1020 Dosen.

26 Millionen Dosen Moderna in den Lagern

Hintergrund: In Deutschland stehen bis Ende des Jahres insgesamt 24 Millionen Dosen Biontech und 26 Millionen Dosen des mRNA-Impfstoffs Moderna zur Verfügung. Das Problem: Der größte Teil der eingelagerten Moderna-Impfstoffe droht zu verfallen. Mit der Maßnahme will Spahn dafür sorgen, dass mehr Moderna an den Mann und die Frau gebracht wird. Allerdings: Moderna wird in Deutschland für Menschen unter 30 Jahren nicht mehr empfohlen.

„Einen Tag nach der Forderung von Kanzlerin Merkel, alle so schnell wie möglich zu boostern, wirft das Gesundheitsministerium Brocken in das Impfgetriebe“, sagte Meck-Pomm Ministerpräsidentin Manuela Schwesig (SPD) der „BamS“. „Ich habe kein Verständnis mehr für dieses Hin und Her von Minister Spahn.“ Schwesig forderte, das Vorhaben „unverzüglich“ zurückzunehmen.

Leonhardt (SPD): „Wir brauchen Planungssicherheit“

Damit steht sie nicht alleine da. Kassenärztliche Vereinigungen in den Bundesländern reagierten ebenfalls mit scharfen Worten und sprachen von „massiver Behinderung“, „Fehlorganisation“ und sogar „Sabotage“ der Impfkampagne. Hamburgs Gesundheitssenatorin Melanie Leonhardt (SPD) nannte Spahns Vorgehen „nicht hilfreich“: „Wir brauchen Planungssicherheit, um auch allen Impfwilligen ein verlässliches Angebot machen zu können.”


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Das Problem: Viele Menschen und auch Arztpraxen sind auf das Verimpfen von Biontech eingestellt. Viele Impfwillige verlangen ausdrücklich nach dem in Deutschland entwickelten Impfstoff.

Biontech droht schnell zur Neige zu gehen

„Ich weiß, dass diese kurzfristige Umstellung für viele engagierte Helferinnen und Helfer vor Ort in den Arztpraxen und Impfzentren viel zusätzlichen Stress bedeutet“, erklärte Spahn zu der Kritik. „Und das bedauere ich ausdrücklich.“ Die Nachfrage nach Biontech sei aber zuletzt so stark gestiegen, dass sich die Lager zu leeren drohten.

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Besonders pikant: Deutschland hat zugesagt, im November 8,8 Millionen Biontech-Dosen über die Initiative Covax an Drittstaaten zu verschenken. SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach verteidigte dies grundsätzlich, auch wenn er die Weitergabe von Moderna bevorzugt hätte.

Gesundheitsminister der Länder tagen am Montag

Am Montag kommen die Gesundheitsminister der Länder zusammen. Dann soll auch beraten werden, „wie das von Spahn ausgelöste Chaos beseitigt werden kann“, sagte Niedersachsens Gesundheitsministerin Daniela Behrens (SPD).

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