Widerlich! Fußball-Fan begrapscht Moderatorin im Live-TV
Was für eine widerliche Aktion! Ein Fußball-Fan hat einer italienischen TV-Moderatorin auf den Hintern geschlagen – während einer Live-Übertragung. Der Vorfall sorgt im ganzen Land für Entsetzen – und eine Debatte über den ganz alltäglichen Sexismus, den Frauen ständig aushalten müssen.
Derby-Time in Norditalien: Der FC Empoli empfängt den AC Florenz, beide Städte trennen nur knapp 30 Kilometer. Der Sender Toscana TV hat eine Reporterin zum Stadion des Gastgebers geschickt, die über die Stimmung vor Ort berichten soll. Greta Beccaglia ist eine erfahrene Sportjournalistin, moderiert regelmäßig eine Fußball-Talkshow ihres Senders. Sie hat nach Abpfiff der Partie gerade mit ihrem Bericht begonnen, da passiert es: Ein Fußball-Fan nähert sich Beccaglia, spuckt in seine Hand – oder tut zumindest so – und grapscht der Moderatorin an den Hintern.
Widerlich! Fußball-Fan begrapscht Moderatorin im Live-TV
Die sichtlich geschockte Reporterin ruft ihm hinterher: „Also entschuldige bitte, so etwas kannst du nicht machen!“ Doch der Fan ist da längst weg.
Übel: Es bleibt nicht bei diesem Vorfall. „Da war eine regelrechte Meute, hinter ihm und um ihn herum“, schildert Beccaglia später der Nachrichtenagentur Ansa. Als die anderen seine Geste gesehen hätten, seien auch bei ihnen die Hemmungen gefallen. Mehrere Minuten lang sei sie obszön angepöbelt und von weiteren Männern begrapscht worden. „Ich hatte wirklich Angst vor diesen Männern“, so Beccaglia.
Ein „Scherz“ aus Frustration?
Die widerliche Aktion wird nicht nur von Toscana TV aufgenommen, sondern auch von Überwachungskameras – der übergriffige Fan kann so schnell identifiziert werden. Im Interview mit Radio24 sagt der Mann später, es tue ihm leid, er habe einen Fehler begangen. Er sei eben frustriert gewesen, weil sein Verein AC Florenz das Derby mit 1:2 verloren habe. Deshalb habe er mit niemandem reden und nur zu seinem Auto gehen wollen. Das sei aber „absolut kein sexistischer Akt“, sondern als „Scherz“ gedacht gewesen.
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„Eine so schlimme Belästigung als Scherz darzustellen, bedeutet, dass er nicht verstanden hat, was hier passiert ist“, empört sich die Reporterin gegenüber Ansa. „Das ist ein unmöglicher Kommentar und macht alles noch schlimmer.“ Sie kann nicht fassen, wie selbstverständlich die Aktion für den Mann scheinbar war: „Glaubst du wirklich, du hast nichts falsch gemacht?“
Sexuelle Belästigung ist viel zu weit verbreitet
Besonders bitter: Der Vorfall findet just an dem Wochenende statt, als auf italienischen Fußballplätzen und in den sozialen Medien Spieler, Trainer und auch Schiedsrichter mit roter Farbe im Gesicht auf Gewalt gegen Frauen aufmerksam machen wollen. „Leider wissen wir, dass Frauen immer wieder solche Übergriffe erleiden, und die werden nicht von Kameras aufgezeichnet“, sagt Beccaglia weiter. „Das darf nicht passieren.“ Sie wolle daher ein Vorbild sein. Die Täter „anprangern ist wichtig, und ich hoffe, dass andere es auch tun, wenn sie mich sehen.“
Dass sexuelle Belästigung in Italien und anderswo weit verbreitet ist und oft bagatellisiert wird, zeigt die Reaktion von Beccaglias Co-Moderator im Studio. „Nicht böse sein“, ruft er seiner Kollegin nach der Grapsch-Attacke zu. Er habe Beccaglia damit unterstützen wollen, damit diese sich nicht auf die Provokation einlasse und noch Schlimmeres passiere, sagt er später zur Nachrichtenagentur Adnkronos. „Ich wollte den Vorfall nicht bagatellisieren.“ Toscana TV teilte jedoch mit, dass der Moderator vorerst nicht mehr eingesetzt werde.
Deutlichere Worte findet Ex-Ministerpräsident Giuseppe Conte. Auf Twitter schreibt er, das sei eine „unwürdige Geste, ein Angriff auf die Freiheiten aller Frauen“ gewesen. „Wir können nicht antworten mit ,Nicht böse sein‘. (…) Wir müssen alle böse sein.“
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Beccaglia hat mittlerweile Anzeige gegen den Mann erstattet. Gleichzeitig habe sie eine unglaubliche Welle der Solidarität erfahren, sagt sie. „Was ich erlebe, ist anstrengend und emotional belastend. Aber es ist auch gut, in gewisser Hinsicht. Und ich möchte wirklich, dass es nützlich ist, denn Frauen müssen besser geschützt werden.“