3500 Jahre alt: Aldi will dieses Häuptlingsgrab bei Hamburg planieren
Foto:
Stelle –
Er ist 3000 bis 4000 Jahre alt und ein „geschütztes Bodendenkmal“. Gelegen an einem uralten sagenumwobenen Weg diente der mächtige „Grabhügel von Stelle“ vermutlich als Bestattungsort eines Königs oder Häuptlings der Bronzezeit. Doch Aldi ist das ziemlich egal. Der Discounter will genau hier im Landkreis Harburg ein gigantisches Lager errichten.
„Kein Zentrallager in Stelle!“ Wer von der Autobahn 250 abfährt und dann weiter die Harburger Straße Richtung Winsen/Luhe, sieht in der Gemeinde Stelle Protestschilder auf Äckern und sogar im Wald. Die örtlichen Grünen, der Niedersächsische Heimatbund und die Umweltorganisation BUND kämpfen seit Jahren gegen die Zerstörung des bedeutenden Grabes und der Natur rund herum.
Häuptlingsgrab wohl um 1500 vor Christi entstanden – Aldi will es dennoch abräumen
Mehr als 1300 Menschen unterzeichneten bereits eine Online-Petition. Trotzdem hat der Steller Gemeinderat für einen Bebauungsplan gestimmt, der die Errichtung der 23.000 Quadratmeter großen und 14 Meter hohen Halle vorsieht. Da ist kein Platz für das 20 Meter lange Hügelgrab.
Aldi will sich lediglich darum kümmern, dass ein Archäologe das Grab dokumentiert, bevor es abgeräumt wird. Die bedeutende Begräbnisstätte hat eine bewegte Geschichte. Fachleute meinen, sie sei wohl in der älteren Bronzezeit um 1500 vor Christi entstanden. Bei Grabungen im 19. Jahrhundert wurde eine Urne entdeckt.
Anfang des 20. Jahrhunderts errichtete der Steller Männerturnverein eine Hütte auf dem Hügel, was zu einer heftigen öffentlichen Diskussion geführt hat. Dann schlugen Raubgräber zu. Unklar, ob sie etwas gestohlen haben.
Hügelgrab soll von Aldi planiert werden – und damit wohl auch geschützte Natur
Trotz der Bedeutung des Ortes genehmigte der Landkreis Harburg als untere Denkmalbehörde die Beseitigung. Doch beim Aldi-Neubau würde nicht nur das Hügelgrab planiert, sondern auch wertvolle Natur zerstört. Im betroffenen Landschaftsschutzgebiet Pennekuhle befindet sich die Quelle des Flüsschens Heidbeek. Laut BUND kommen hier seltene Pflanzen wie Sumpf-Pippau und -Dotterblume oder Kohlkratzdiestel vor.
Die Naturschützer sprechen vom „Verwunschenen Quellenwald“. Der örtliche Heimatforscher und Naturschützer Jakob Möller hat in einem offenen Brief an Bürgermeister und Gemeinderat von Stelle dafür plädiert, die Natur zu schützen. Dem „Abendblatt“ sagte er: „Professionell präsentiert könnte es ein Highlight für Wanderer, Naturliebhaber und Kulturbegeisterte in der Region Hamburg sein.“
Das könnte Sie auch interessieren: Unfassbar! KZ Buchenwald: Ausflügler rodeln zwischen Massengräbern
Doch danach sieht es nicht aus. Wenn der Landkreis Harburg wie erwartet eine Baugenehmigung erteilt, kann das Grab noch in diesem Jahr planiert werden. Fertigstellung des Logistiklagers wäre vermutlich 2023.