Omikron-Explosion in Südafrika – was die Mutation so gefährlich macht
Die Infektionszahlen schnellen in die Höhe: Omikron sorgt in Südafrika für eine regelrechte Corona-Explosion, Experten halten das für „beispiellos“. Beunruhigend ist auch, dass offenbar vermehrt kleine Kinder von der Virusvariante bedroht sind.
„Es gibt eine Zunahme bei Krankenhauseinlieferungen von Kindern der Altersgruppe bis fünf Jahre“, sagt die Wissenschaftlerin Michelle Groome vom Nationalen Institut für übertragbare Krankheiten, NICD. Aber es sei noch zu früh, aus den bisherigen Daten wissenschaftlich fundierte Schlüsse zu ziehen.
Allein im Großraum um die Hauptstadt Pretoria haben in den letzten zwei Wochen rund 100 junge Kinder ins Krankenhaus gemusst. Nach den über 60-Jährigen stellen die Kleinen dort nun die zweitgrößte Gruppe. Bei all diesen jungen Patienten seien die Eltern nicht geimpft gewesen, erläuterte die NICD-Medizinerin Waasila Jassat. Sie schloss nicht aus, dass Kleinkinder nun für das Virus empfänglicher seien als zuvor.
Omikron-Anstieg in Südafrika ist „beispiellos“
Omikron verbreitet sich rasant: In Südafrika zeigen fast 80 Prozent aller DNA-sequenzierten Corona-Testergebnisse eine Omikron-Infektion. Laut der Gesundheitsorganisation der Afrikanischen Union (Africa CDC) wurden vergangene Woche in ganz Afrika 52.300 Neuinfektionen gezählt – 105 Prozent mehr als in der Vorwoche, davon rund 31.000 Infektionen in Südafrika.
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Bisher sind die Fälle zu fast 80 Prozent im Großraum um Johannesburg und Pretoria aufgetreten – nun steigen die Zahlen auch in anderen Provinzen. Insgesamt steckten sich noch nie in so kurzer Zeit so viele Menschen in Südafrika mit Corona an, die Zustände derzeit seien „beispiellos“, sagt Groome.
Omikron kann offenbar den Genesenen-Schutz umgehen
Allerdings ist die Impfquote, anders als auf anderen Kontinenten, in Afrika extrem niedrig: Insgesamt sind dort gerade mal 102 Millionen Menschen immunisiert – das entspricht 7,5 Prozent. In mehreren afrikanischen Ländern liegt die Quote sogar unter einem Prozent.
Deshalb für den Kontinent besonders beunruhigend: Omikron ist laut ersten Forschungen offenbar in der Lage, den Schutz genesener Covid-Patienten zu durchbrechen. Eine Erkenntnis, die für alle Länder der Welt folgenreich sein wird, denn dass Omikron sich überall ausbreitet, ist so sicher wie das Amen in der Kirche.
Viren-Experte: „Die Situation ist tatsächlich beunruhigend“
Aber wie gefährlich ist die Variante denn nun? „Auch wenn wir bisher wenig Konkretes wissen, ist die Situation tatsächlich beunruhigend“, sagt der Viren-Evolutionsexperte Richard Neher zum „Spiegel“. Denn: „Sowohl die molekularen Veränderungen des Virus als auch die Muster, mit denen sich Omikron in den vergangenen Wochen ausgebreitet zu haben scheint, geben Anlass zur Sorge.“
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Das Virus habe sich „ohne Zweifel stark verändert, insbesondere wird es von den Antikörpern schwerer zu neutralisieren sein. Ob sich das auch auf die T-Zellenantwort, also das Standbein des Immunsystems, auswirken wird, wissen wir noch nicht“, sagt Neher.
Laut neuen Erkenntnissen gibt es in Europa schon seit Mitte November Omikron-Infektionen. In Deutschland gab es, Stand Freitag, vier bestätigte Fälle. Immerhin: Laut der WHO wurden bislang keine Todesfälle durch Omikron gemeldet.