Abriss für „Paulihaus“: Stadt lässt Ex-Restaurant mit Stacheldraht sichern
St. Pauli –
Der Flachbau am Neuen Pferdemarkt, in dem sich das Restaurant „Maharaja“ befand, wird zur Festung: Die Stadt fürchtet Hausbesetzer und sichert das Dach mit Stacheldraht. Das Gebäude wird vor seinem Abriss voraussichtlich monatelang leerstehen, bevor Ende 2021 die Bauarbeiten für das umstrittene „Paulihaus“ beginnen.
„Die Sicherung erfolgt, um das Risiko der Besetzung zu minimieren“, so der Sprecher der städtischen Sprinkenhof GmbH zur MOPO. Aktivisten gegen den Büroneubau hatten noch vor wenigen Tagen ein Konzert auf dem Restaurantdach veranstaltet, vor mehreren hundert Sympathisanten auf der Straße. Weitere Dachkonzerte auf dem Abrisshaus will die Stadt nicht dulden.
Abriss für „Paulihaus“: Stadt lässt Ex-Restaurant mit Stacheldraht sichern
Nach langen juristischen Kämpfen hatte die Restaurant-Betreiberin in letzter Instanz verloren und musste am 30. März den Schlüssel an die Sprinkenhof GmbH als Vermieterin übergeben.
St. Pauli: Maskenmänner sicherten Schlüsselübergabe
Zum Räumungstermin hatte das städtische Unternehmen einen privaten Sicherheitsdienst eingesetzt, der mit Sturmhauben und in Schutzkleidung auflief und mit diesem martialischen Auftreten für große Irritation sorgte. Beobachter sprachen von einem „privaten SEK“.
Warum ein erst wenige Monate altes Securityunternehmen im Namen der Stadt tätig wurde, ist unklar. Der Auftrag war an die Firma „Security Service Schwarzenbek“ gegangen, die ihn offenbar an das erst kürzlich gegründete Unternehmen S.P.U. Security weiterreichte. Der Sprecher der Sprinkenhof GmbH entschuldigte sich später für den martialischen Auftritt der Dienstleister.
St. Pauli: Stadt sichert Ex-Restaurant „Maharaja“
Das einstige Restaurantgebäude wird nun monatelang leerstehen, weil die Stadt nicht einfach die Bagger schicken kann, sondern die Abrissarbeiten ausschreiben muss. Wenn alle Gebäude auf Kosten der Stadt entfernt sind, übernimmt ein Baukonsortium die freie Fläche in Erbpacht und errichtet darauf ein fünfstöckiges Bürogebäude.
Paulihaus: 21 alte Bäume werden gefällt
Für den Neubau werden 21 teilweise Jahrzehnte alte Bäume gefällt, darunter eine 140 Jahre alte Robinie. Den ersten Fälltermin im Frühjahr hatten Aktivisten verhindert, jetzt schützt die Brutzeit der Vögel das alte Grün bis Ende September.
Gegner des Neubaus kritisieren, dass der Restaurant-Betreiberin nicht bis zum Abriss ein coronakonformer Außer-Haus-Verkauf erlaubt wurde.
Ein Sprecher des Baukonsortiums verweist darauf, dass ein solches Angebot seitens der Stadt bestanden habe, wenn die Betreiberin im Gegenzug alle noch anhängigen Klagen hätte fallen lassen. Da es zu keiner Einigung gekommen war, wurde das Gebäude nun geräumt und gesichert.