Herbstmeister! Aber der FC St. Pauli will „nicht durchdrehen“
Der Schnee rieselte leise, als die Stimmung am Millerntor noch einmal Blizzard-ähnliche Züge annahm. „Wir sind Herbstmeister“, verkündete Stadionsprecherin Dagmar Hansen kurz nach dem Abpfiff des 2:1-Erfolgs des FC St. Pauli über den FC Schalke 04. Doch während die Fans die Nachricht mit einem Jubelsturm quittierten, blieben Offizielle wie Spieler auf dem Teppich.
„Eine Herbstmeisterschaft bedeutet mir persönlich wirklich gar nichts“, hatte Oke Göttlich schon vorm Spiel gesagt. „Mir würde eine deutlich höhere Impfquote mehr bedeuten.“ Neben dem Klub-Boss übten sich auch die Protagonisten der sportlichen Seite in bescheidener Zurückhaltung.
St. Pauli bleibt trotz Halbzeit-Titel auf dem Boden
Co-Trainer Loic Favé, der wie schon in Nürnberg den an Corona erkrankten Chefcoach Timo Schultz erfolgreich vertreten hatte, relativierte den imaginären Titel mit dem Satz, dass noch niemand aufgestiegen sei, weil er im Winter irgendwas gesagt hatte. „Wir sehen das inhaltlich“, ergänzte er. „Wir sind nach Niederlagen nicht durchgedreht, wir wollen uns auch nach Siegen verbessern.“
Guido Burgstaller kann der Herbstmeisterschaft nicht viel abgewinnen
Und auch der Mann des Abends, der mit überbordender Euphorie schon allein vom Naturell her eher auf Kriegsfuß steht, fand erdende Vokabeln. „Im Großen und Ganzen ist die Herbstmeisterschaft nicht viel“, befand Guido Burgstaller trocken. „Überragend wäre es, wenn wir das bis zum Schluss durchziehen. Aber in der Zweiten Liga ist alles möglich, es sind immer enge Spiele.“
Das könnte Sie auch interessieren: Burgstaller-Gala gegen Ex-Klub
Zwei davon stehen in diesem Jahr noch aus. Das geriet beim feiernden Anhang für den Moment verständlicherweise in Vergessenheit. Den Verantwortlichen und Spielern aber, da kann man sich sicher sein, ist durchaus gewahr, dass in diesem Jahr noch sechs Punkte zu vergeben sind. Und die wird St. Pauli weder in Düsseldorf am kommenden Samstag noch am Freitag darauf in Kiel geschenkt bekommen, nur weil der Kiezklub die Hinrunde definitiv als Tabellenführer abschließen wird.