• Die Corona-Videos von Dr. Marc F. (4. v. l.) haben im Internet viele zehntausende Zuschauer. Am Dienstag kamen Fans zur Praxis, um ihn öffentlich zu unterstützen.
  • Foto: Marius Röer

Attest-Razzia in Hamburg: Dieser Arzt gehört zur Speerspitze der Corona-Leugner

Rotherbaum/Winterhude –

Sie haben einen Eid geleistet, sollen für die Gesundheit der Menschen sorgen – und stehen seit Monaten an vorderster Front bei Demonstrationen gegen die Corona-Maßnahmen. Für die selbsternannten „Ärzte für Aufklärung“ ist die Maskenpflicht ein Unterdrückungswerkzeug der Regierung. Zu den Gegnern der Schutzmaßnahmen sollen auch die Hamburger Ärzte Marc F. und Walter W. gehören, deren Praxen gestern durchsucht wurden. Der Vorwurf: Ausstellung von Gefälligkeits-Attesten.

Um 8.30 Uhr betraten die Beamten des Landeskriminalamtes (LKA) die Praxen von Marc F. (57) am Grindel und Walter W. (77) in der City Nord. Ein Polizeisprecher bestätigte der MOPO, dass ein Durchsuchungsbeschluss vollstreckt wurde. Den Medizinern wird vorgeworfen, gegen Paragraf 278 des Strafgesetzbuches verstoßen zu haben. Darin heißt es, dass die Ausstellung unrichtiger Zeugnisse über den Gesundheitszustand eines Menschen strafbar ist.

Hamburg: Anti-Corona-Demonstranten vor Praxis 

Am Nachmittag versammelten sich Anhänger von Marc F. vor der Praxis und hielten Plakate mit „Gib Gates keine Chance!“ hoch.

Corona-Leugner versammelten sich vor der Arztpraxis an der Grindelallee.

Mit einem Großaufgebot rückte die Polizei zu dem Protest vor der Praxis an.

Foto:

Marius Röer

In Chats sollen sich Masken-Gegner darüber ausgetauscht haben, dass man bei Marc F. leicht an eine Bescheinigung komme, die aus gesundheitlichen Gründen von der Masken-Pflicht befreie.

Verantwortlicher der Homepage von „Ärzte für Aufklärung“ ist Hamburger

Marc F. gehört seit Frühjahr vergangenen Jahres zu den „Ärzten für Aufklärung“ (ÄfA) und ist damit eine wesentliche Figur in der Szene der bundesweit organisierten Corona-Leugner. In seinen Internet-Videos thematisiert er angebliche Verschwörungen, prangert die „Corona-Diktatur“ an, wettert gegen die Maskenpflicht.

Unterstützer des Arztes protestierten vor der Praxis mit kruden Plakaten.

Unterstützer des Arztes protestierten vor der Praxis mit kruden Plakaten.

Foto:

Marius Röer

Außerdem preist er „ganzheitliche Behandlungsmethoden“ wie Hypnose und die „Klopf-Therapie“ an, die gegen Angstzustände helfen solle.

Hamburger Arzt schreibt Roman über Verschwörungstheorien

YouTube hat einige der Videos inzwischen gesperrt. In einem gestern veröffentlichten Video spricht der Arzt über die Durchsuchung und sagt, er habe sich beim Ausstellen der Atteste der ärztlichen Ethik der Genfer Deklaration entsprechend verhalten. Also dem Eid, in dem es heißt: „Als Mitglied der ärztlichen Profession gelobe ich feierlich, mein Leben in den Dienst der Menschlichkeit zu stellen.“ Der Clip hatte am Dienstag Aufrufe in fünfstelliger Höhe.

Das könnte Sie auch interessieren: Alle Informationen rund um das Coronavirus in und um Hamburg

Im Norden: Arzt verweigert Maske – Ermittlungen wegen Körperverletzung

Gegen den „Dienst der Menschlichkeit“ verstieß auch ein Arzt im Landkreis Vechta. Er soll als Hausarzt bei Behandlungen gegen die Corona-Hygieneregeln verstoßen haben – er war selbst infiziert und zeigte Symptome. Die Staatsanwaltschaft Oldenburg hat die Ermittlungen aufgenommen. Es bestehe der Anfangsverdacht der versuchten beziehungsweise vollendeten Körperverletzung, so ein Sprecher der Staatsanwaltschaft.

Es sei „offensichtlich bekannt, dass dieser Arzt auch zu denen gehört, die Corona leugnen und das alles nicht schlimm finden“, hatte in der vergangenen Woche die Vize-Leiterin des Corona-Krisenstabs des Landes, Claudia Schröder, gesagt. Insgesamt hätte der Mann mit etwa 200 Patienten Kontakt gehabt.

Email
Share on facebook
Share on twitter
Share on whatsapp