Sky-Moderator: HSV sollte sich ein Beispiel am FC Bayern nehmen
Fast drei Jahrzehnte lang erlebte Sky-Moderator Patrick Wasserziehr (55) den HSV in der Bundesliga. Geht es nach ihm, sollte die neue Realität in der Zweiten Liga bald ein Ende haben. „Selbstverständlich gehört der HSV in die Bundesliga. Das ist überhaupt gar keine Frage“, meint Wasserziehr in der neuen Folge des MOPO-Podcasts „Herz.Schlag.Verein“ (unter anderem kostenlos hier bei Spotify oder hier bei Apple Podcasts). Er weiß aber auch, warum die Rückkehr ins Oberhaus in den vergangenen drei Jahren nie geklappt hat.
„Vereine mit dieser Strahlkraft und dieser Fan-Basis sollten in der Ersten Liga spielen“, sagt Wasserziehr, der privat Sympathien für den HSV hat, im MOPO-Podcast. „Vereine wie der HSV würden der Bundesliga enorm guttun und gehören in die Erste Liga. Aber sportlich hat der HSV in den letzten Jahren eben nicht dazugehört – und die Mannschaften, die aufgestiegen sind, aber keine so klangvollen Namen haben, hatten es sportlich definitiv verdient.“
HSV: Patrick Wasserziehr fordert Bundesliga-Aufstieg als Ziel
Beim HSV muss deshalb ein grundsätzliches Umdenken stattfinden, fordert Wasserziehr. „Was spricht dagegen, glasklar als Ziel zu definieren: Wir wollen aufsteigen – und wir stellen uns diesem Anspruch?“, fragt er. „Die Fans haben in den vergangenen acht bis zehn Jahren so viel an schlechten Leistungen ertragen und sind diesem Verein nach wie vor treu – da kann der Druck so groß nicht sein. Es wäre mir wichtig, dass der HSV versucht, eine Leistungskultur zu entwickeln, die weniger auf Erklärungen abseits des Platzes basiert.“
HSV: Hören Sie hier die Podcast-Folge mit Patrick Wasserziehr:
Wasserziehr, der seit 1992 fast ohne Unterbrechung für Sky und dessen Vorgänger Premiere tätig ist, empfiehlt dem HSV deshalb, sich ein Beispiel am FC Bayern München zu nehmen. Die Ebene sei zwar „sportlich etwas schief“, weiß er, aber: „Mir wird beim HSV zu viel darüber gesprochen, wie vermeintlich groß die Erwartungshaltung ist und dass das die Leistung hemmen könnte. Es wird immer wieder als Begründung für Scheitern benannt, dass die Erwartung zu hoch sei. Das kann ich so in dieser Form nicht nachvollziehen.“ Er erlebe den FC Bayern seit vielen Jahren, „sie sind neun Mal Meister geworden – und die Erwartungshaltung ist ohne Wenn und Aber eine zehnte und elfte Meisterschaft. Die Spieler und alle im Verein haben das verinnerlicht und das wird auch überhaupt nicht angezweifelt.“
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Beim HSV müsse deshalb eine „ganz selbstverständliche Mentalität der Leistung und des Gewinnens etabliert werden“, sagt Wasserziehr. An einen Aufstieg schon in diesem Jahr glaubt er aber nur bedingt. „Ich war in den vergangenen drei Jahren inhaltlich von einem Aufstieg überzeugt“, erinnert sich der 55-Jährige. „Aber ich bin in dieser Saison von vornherein deutlich skeptischer gewesen. Ich finde, dass die Leistungen, die wir bisher gesehen haben, in Ordnung sind, aber eben auch nicht mehr. Das lässt mich im Moment etwas ratlos zurück. Ich glaube, dass der Aufstieg möglich ist, aber es ist genauso möglich, dass man Sechster oder Siebter wird.“
Sky-Moderator Wasserziehr: „HSV steht für große Emotionen“
Im privaten Umfeld, wenn er die journalistische Neutralität verlassen darf, kann sich Wasserziehr besonders gemeinsam mit seiner Familie für den Verein begeistern. „Der HSV steht schon immer für große Emotionen“, sagt der Vater von drei Kindern, die allesamt große HSV-Fans sind. Auch er selbst hatte „immer eine Grundsympathie für den HSV, die sich im Laufe der Zeit deutlich intensiviert hat. Mich hat immer die ungeheure Zuneigung und Liebe der Fans fasziniert – nicht nur in Hamburg. Der HSV ist immer und überall Thema.“
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Für den Moderator ist klar, dass der HSV „zu den fünf, sechs interessantesten Vereinen in Deutschland“ gehört. „Das spiegelt sich auch in den Zahlen bei Sky wider. Klar ist aber: Man kann nicht immer und ewig von dem Nimbus des großen Hamburger Sportvereins zehren. Irgendwann müssen auch die sportlichen Leistungen das mal wieder unterfüttern.“
Deshalb ist es seiner Meinung nach an der Zeit, zusätzlich zur Entwicklung auch die sportlichen Ambitionen wieder in den Vordergrund zu stellen. „Die Entwicklung beim HSV finde ich sehr gut, und ich habe auch den Eindruck, dass junge Spieler nachkommen“, sagt Wasserziehr, fordert aber: „Wenn man eine stabile Achse hat, kann man auch junge Spieler entwickeln, ohne sich von einem klaren Ziel – dem Aufstieg – zu entfernen. Und ich finde, genau das muss das Ziel sein.“
HSV: Hören Sie hier die Podcast-Folge mit Patrick Wasserziehr:
In der ganzen Folge des Podcasts „Herz.Schlag.Verein“ hören Sie außerdem, welche gezielten Veränderungen Patrick Wasserziehr im HSV-Aufsichtsrat vornehmen würde und was er von einer eigenen Kandidatur hält. Der 55-Jährige erzählt auf unterhaltsame Weise, warum er mit seinen Kindern gerne alte HSV-Spiele bei YouTube ansieht, was er an Trainer Tim Walter besonders schätzt – und wie er Ex-Coach Frank Pagelsdorf einmal zufällig im Urlaub traf. Jetzt bei Spotify, Apple Podcasts, Deezer und vielen weiteren Streaming-Anbietern kostenlos zum Anhören!