Wichtiger Gedenkort: Die traurigen Geschichten hinter diesen Würfeln
Nur 18 Namen erinnern auf dem Ohlsdorfer Friedhof aktuell an die unvorstellbaren Gräueltaten, die das nationalsozialistische Deutschland an Kindern von Zwangsarbeiterinnen in Hamburg verübte. Der Verein „Garten der Frauen“ will das jetzt mit einer Gedenkstätte ändern.
418 Kinder von Zwangsarbeiterinnen starben in Hamburg zur Zeit des Nationalsozialismus, 248 von den jungen Opfern liegen auf dem Friedhof in Ohlsdorf begraben. Sie waren Kinder, die durch Unterernährung und Vernachlässigung in sogenannten „Ausländerkinder-Pflegestätten“ gestorben sind, teilweise noch im Säuglingsalter.
„Garten der Frauen e.V.“ schafft Gedenkstätte für Kinder von Zwangsarbeiterinnen
Ihre Mütter wurden vom nationalsozialistischen Deutschland „Ostarbeiterinnen“ genannt und als „Untermenschen“ gesehen. Viele dieser Frauen mussten unter traumatischen Bedingungen abtreiben oder wurden gezwungen, kurz nach der Geburt wieder bis zu zwölf Stunden Zwangsarbeit am Tag zu verrichten. Gekümmert wurde sich um die Kinder in den Lagern kaum, ihr Tod wurde bewusst in Kauf genommen.
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Um an die vergessenen Opfer zu erinnern, will der „Garten der Frauen e.V.“ jetzt eine Gedenkstätte auf dem Friedhof errichten. Ein etwa ein Meter hoher Glaswürfel, bestehend aus kleinen Glassteinen trägt dabei die Namen der Kinder und Mütter, die zu Tode gekommen sind. Diese hatte die Hamburger Psychologin Margot Löhr recherchiert.
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Unterstützt wird der Verein von der Bezirksversammlung Hamburg-Nord mit 14.250 Euro auf Antrag der Grünen- sowie der SPD-Fraktion. „Es muss unfassbar grausam für die Mütter gewesen sein, ihre Kinder unter solchen Umständen zu verlieren“, sagt dazu Angelina Platz (Grüne), Sprecherin für Haushaltsangelegenheiten, in einer gemeinsamen Pressemitteilung am Montag. „Umso wichtiger ist, dass wir auch bald 80 Jahre nach dem Ende des NS-Regimes die Erinnerung an Leid und Schmerz wachhalten und nie wieder zulassen, dass solch eine Verrohung Einzug hält.“
Der Gedenkort soll im März 2022 eingeweiht werden. Bis dahin sammelt der Verein „Garten der Frauen“ Spenden, um die Gedenkstätte zu finanzieren, da die Unterstützung der Bezirksversammlung nicht ausreiche.