Hamburger verzweifelt: SAGA-Wohnung steht unter Wasser – und die Bürokratie im Weg
In der ganzen Wohnung sind Wasserflecken an Decken und Wänden.
Foto: Patrick Sun
Ottensen –
Der Albtraum begann für einen Hamburger in der Nacht von Samstag auf Sonntag. Gegen 4.30 Uhr ging es los: erst nur mit einem Tropfen, innerhalb von kürzester Zeit wurde daraus ein stetiges „Laufen“. So beschreibt der Hamburger, der anonym bleiben möchte, die Wasserbäche, die seitdem die Wände seiner Wohnung zieren.
Schon länger hatte der Bewohner der Wohnung im vierten Stock ein Schimmel-Problem an den Decken seiner Wohnung. Die vermietende Unternehmensgruppe SAGA löste dieses Problem jedoch immer nur wieder kurzfristig – mit Alkohol sei der Schimmel abgekratzt und die betroffene Stelle dann weiß übermalt worden. Doch der Schimmel kam wieder.
SAGA will Dach erneuern – Wasserschaden!
Jetzt wollte die SAGA offenbar doch etwas gegen die Vorfälle tun – und das Dach in der Griegstraße 108 in Ottensen erneuern. „Es wurde die Woche aufgeschnitten und dann nicht wieder fachgerecht zugemacht“, erzählt der 30-Jährige der MOPO.
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In der Nacht sammelte sich der Regen wannenartig auf dem Dach, bis dieses schließlich nachgab und das Wasser in die Wohnung direkt darunter einlief. Insgesamt vier Wohnungen in seinem Stock seien betroffen, so der junge Mann.
„Bei meiner Nachbarin ist es besonders in der Küche schlimm! Hätte man nicht gewusst, dass sie in einer Wohnung wohnt, hätte man gedacht sie stehe draußen im Regen!“ Laut ihren Angaben hätte sie zwischen 120 und 150 Liter Wasser aus Auffangbehältern wieder in den Abfluss gekippt.
SAGA-Notdienst hilft nicht
Besonders ärgerlich: der zuständige Notdienst der SAGA konnte den Anwohnerinnen und Anwohnern am Sonntag kaum helfen. „Schon den ganzen Tag rufen wir dort an, die meinen die können nichts machen.“
Zwar wurde mehrfach ein Klempner vorbei geschickt, aber der habe ebenfalls kaum etwas ausrichten können. „Wir bräuchten einen Dachdecker, aber weil die vertraglich festgelegten Dachdecker der SAGA keinen Sonntagsdienst machen, muss das erst durch die Verwaltung“, klagt der Hamburger.
Video: Wohnungsbau in Hamburg
In den Wohnungen verschlimmerte sich derweil die Lage: „Ich habe inzwischen zehn Eimer hier stehen“, so der gelernte Zimmermann. Er bewertet die Wohnung als hinüber. „Die muss eigentlich komplett neu saniert werden und ist gerade unbewohnbar!“. Eine ganze Wand zwischen Wohn- und Schlafzimmer sei komplett durchnässt.
Vor allem in Zeiten der Pandemie und des Homeoffice ist die Situation prekär. Der Berufsschüler macht gerade eine Ausbildung zum Erzieher und hat eigentlich digitalen Unterricht – doch der fällt vorerst wortwörtlich ins Wasser.
„Wenn ich jetzt heule, hab ich ja noch mehr Wasser in der Wohnung“
Seinen Computer hat der 30-Jährige erst einmal ausgesteckt und in Sicherheit gebracht – die Stromversorgung wurde inzwischen ohnehin abgestellt, bei einem Nachbarn war das Wasser bereits in den Sicherheitskasten gelaufen. Der Hamburger sei verzweifelt, „aber wenn ich jetzt noch anfange zu heulen, dann habe ich noch mehr Wasser in der Wohnung“.
Späte Hilfe von der SAGA: „Wir übernehmen die Kosten“
Hilfe vom Vermieter kam seiner Meinung nach viel zu spät: erst um 15.40 Uhr kam ein Sachbearbeiter am Sonntag in die Griegstraße 108, um sich einen Überblick zu verschaffen. Der MOPO gegenüber sagte der Bearbeiter, dass die SAGA „selbstverständlich für alle Schäden aufkommen“ wird.
Zunächst sollen nun alle betroffenen Bewohner in Hotels ziehen, die Kosten übernehme die SAGA. Doch das will der angehende Erzieher nicht – er müsste seine Katzen und das in der Wohnung stehende Aquarium zurücklassen. Er wolle erst abwarten, wie die Situation vor Ort geregelt wird.
Der Sachbearbeiter von der SAGA kündigte an, dass nun erst einmal die Wohnungen getrocknet werden müssten, dann folge eine Schadenbestandsaufnahme.
Es werde dann begutachtet, ob das Laminat und die Tapeten rausgerissen werden müssten. Vor Ort gewann die MOPO jedoch ebenso wie der Betroffene selbst den Eindruck, dass die Wohnungen eine Komplett-Sanierungen brauchen werden.
SAGA sucht temporäre Wohnungen für Betroffene
Am Montag bestätigt auch Gunnar Gläser, Sprecher von der Unternehmensgruppe SAGA, die Möglichkeit der Kostenübernahme von vorübergehenden Unterbringungen in Hotels. „Darüber hinaus prüfen wir derzeit die Möglichkeiten einer temporären Umquartierung in Wohnungen in direkter Umgebung.“ Die Ursache für den Wassereinbruch sei seitens der SAGA noch nicht abschließend geklärt.